Vor zehn Jahren, im Spätsommer 2015, kamen Zehntausende Geflüchtete über die Balkan-Route am Münchner Hauptbahnhof an: Der frühere bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zeigt sich auch zehn Jahre später immer noch stolz über die damalige Willkommenskultur. „Deutschland hatte 2015 einen richtig starken Moment“, sagte der Vorsitzende des Weltkirchenrats im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ich würde sogar sagen, dass die Bundesrepublik mit dieser großartigen Willkommenskultur ihr schönstes Gesicht gezeigt hat.“ Es habe ihn stolz gemacht, dass die Geflüchteten mit so viel Empathie aufgenommen worden seien, nachdem sie vorher in keinem Land willkommen waren.
Auch den inzwischen historischen, von einigen Seiten auch kritisierten Satz der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), „Wir schaffen das“, verteidigt Bedford-Strohm. Der Satz sei eine Selbstverständlichkeit. „Wenn man anderen Menschen hilft, dann muss man sich nicht dafür entschuldigen.“ Er gehe sogar so weit, zu sagen: „Wer den freundlichen Empfang der Geflüchteten schlechtredet, hat unser Grundgesetz nicht verstanden.“
Er lehne es vehement ab, wenn Politiker oder Personen des öffentlichen Lebens gegen Asylsuchende hetzten und pauschale, abwertende Urteile über sie fällten, sagte Bedford-Strohm. „Alle Menschen müssen mit Respekt behandelt werden. Ich wünsche mir da von einigen Politikern mehr Besonnenheit und vor allem konstruktive Vorschläge statt Symbolpolitik.“
Kritik an Kürzung der Entwicklungshilfe
Konkret wünsche er sich weniger Hürden für Geflüchtete, wenn sie arbeiten wollten. „Die Leute, die hierherkommen, wollen ja etwas beitragen.“ Der wichtigste Punkt, um die Menschen von Flucht abzuhalten, sei die Bekämpfung der Fluchtursachen. „Da sind gegenwärtigen Erwägungen zur Kürzung der Entwicklungshilfe zugunsten des Militäretats genau der falsche Weg“, sagte Bedford-Strohm. „Und langfristig gilt angesichts zu erwartender Klimaflüchtlinge: Eine wirksame Klimapolitik ist die beste Flüchtlingspolitik der Zukunft.“
Außerdem habe er große Zweifel, dass die geplanten Zentren für Asylsuchende an den EU-Außengrenzen human gestaltet werden könnten. „Familien mit Kindern werden auf unabsehbare Zeit in gefängnisähnlichen Lagern festgehalten werden.“