Hass im Netz nimmt zu

Immer mehr Menschen sind laut einer neuen Studie mit Hass im Internet konfrontiert. Besonders häufig entzündet sich die Wut an politischen Ansichten.
Von Anna Lutz

Laut einer neuen repräsentativen Studie ist das Ausmaß an Diskrimi­nierungen und Gewaltandrohungen im Internet so groß wie noch nie. Fast 90 Prozent der Befragten stimmten dem zu. Vor allem entzünde sich der Hass auf Sozialen Netzwerken wie X, TikTok, Facebook und Instagram. 15 Prozent sagten, sie seien selbst von Hass im Netz betroffen. Darunter fallen laut Erhebung besonders häufig junge Frauen, Personen mit Migrationshintergrund und Menschen mit homo- oder bisexueller Orientierung.  

„Hass im Netz kann alle treffen, trifft aber nicht alle gleich“, sagte Ellen Kountidou, Geschäftsführerin der  „Neuen deutschen Medienmacher*innen“. Ihre Organisation ist neben „Das Nettz“, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und „Hateaid“ für die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ verantwortlich. Dafür wurden über 3.000 Internetnutzer ab 16 Jahren befragt. 

Angriffe wegen politischer Meinung

Unter Hassrede verstehen die Experten Beleidigung, Bedrohung oder Volksverhetzung, aber auch abwertende, entwürdigende oder auf Einschüchterung zielende Äußerungen. Fast jede zweite Person wurde schon einmal online beleidigt, einem Viertel der Befragten wurde körperliche Gewalt angedroht. 41 Prozent der Betroffenen sagten, dass sie aufgrund ihrer politischen Meinung angegriffen wurden, besonders häufig seien dies Anhänger der Grünen. Ein Viertel der Betroffenen hat bereits Meldestellen außerhalb der Plattformen genutzt und dort Vorfälle gemeldet. 

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte im Rahmen der Pressekonferenz, Hass im Netz „bedroht unsere Demokratie“. Das Internet müsse ein sicherer Raum für alle Menschen sein. Laut der neuesten Studie zählen zu den häufigsten Folgen für Betroffene von Hass im Netz psychische Beschwerden und Probleme mit dem Selbstbild. Mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, sich seltener im Internet zur eigenen politischen Meinung zu bekennen oder sich seltener an Diskussionen zu beteiligen.

In der Pflicht sehen die Befragten neben der Politik vor allem die Plattformbetreiber. 87 Prozent wünschen sich eine striktere Durchsetzung geltenden Rechts im Netz durch die Politik. 86 Prozent der Befragten finden, dass Social-Media-Plattformen mehr Verantwortung übernehmen müssten. Knapp 80 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Plattformen auch finanzielle Verantwortung für die durch Hass im Netz entstehenden gesellschaftlichen Schäden tragen sollten. 

Antisemitismus bis hin zu Terror

Noch während der Vorstellung der Studie teilte auch das Bundesinnenministerium mit, die Zahl israelfeindlicher und antisemitischer Beiträge im Internet sei ebenfalls stark gestiegen. Das gehe bis hin zu antisemitischen Gewaltaufrufen. Das Bundeskriminalamt habe darauf zwischen Oktober und Februar mit über 3.500 „Löschersuchen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg“ und 290 „Entfernungsanordnungen in Bezug auf terroristische Inhalte“ reagiert.

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