Meinung

Ohne Jesus ist alles „Haschen nach Wind“

In seinem „geistlichen Testament“ zeigt sich Benedikt XVI. als tiefgläubiger Mensch. Möge dieses Vermächtnis in vielen Menschen nachhallen – und in der Kirche auch.
Von Jonathan Steinert
Benedikt XVI.

Benedikt XVI. hat ein „geistliches Testament“ hinterlassen. Dieses Vermächtnis ist bemerkenswert. Es geht nicht um die Kirche als Institution, um das Papstamt oder den Vatikan, sondern es ist sehr persönlich. Vor allem geht es um den Glauben und die Beziehung des Menschen Benedikt zu Gott. Aus den Zeilen des verstorbenen emeritierten Papstes sprechen eine tiefe Frömmigkeit und ein Glaube, der sich in den Jahrzehnten des langen Lebens bewährt hat – auch im Wettbewerb mit theologischen und naturwissenschaftlichen Theorien.

Die „Vernunft des Glaubens“ hebt Benedikt gegenüber menschlichen Welt- und Gotterklärungen heraus. Es erinnert ein wenig an den biblischen Prediger, der das Tun der Menschen beobachtet und feststellt: Es ist alles nur ein Windhauch, oder wie Luther übersetzte „Haschen nach Wind“. Der Prediger folgert: „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben und viel Studieren ermüdet den Leib. Hast du alles gehört, so lautet der Schluss: Fürchte Gott und achte auf seine Gebote! Das allein hat jeder Mensch nötig.“ (Prediger 12,12–13).

Auch Benedikt fordert seine Leser auf: „Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!“ Das gipfelt in dem Bekenntnis „Jesus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Mögen diese Worte in vielen Menschen nachhallen! Auch in den Kirchen. Denn das ist der Kern, den sie zu verkündigen haben. Man kann viel über strukturelle Reformen, Finanzen, Ämter und Gründe für den Mitgliederschwund diskutieren. Das ist alles wichtig, damit die Institution ihrem Zweck und ihrer Botschaft dienen kann.

Aber wenn Kirchen Jesus nicht als „Weg, Wahrheit und Leben“ in den Mittelpunkt all ihres Tuns stellen, ist alles andere „Haschen nach Wind“. Das gilt unabhängig von der Konfession. Und es ist gleichzeitig das, was Christen aller Konfessionen miteinander verbindet. Angesichts dessen, dass Christen mittlerweile eine Minderheit in unserer Gesellschaft sind, sollten sie das Jesus-Zeugnis umso mehr gemeinsam in die Welt tragen. Als Jesus-Bewegung wird die Kirche Bestand haben.

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22 Antworten

  1. Ich finde diesen Kommentar zu wohlwollend.
    Denn die Bitte um Vergebung kommt in diesem „Testament“ doch sehr, sehr kurz gegenüber dem belehrenden Bekenntnis.
    Josef Ratzinger hat bereits als Vorsitzender der Glaubenkongregation ein sehr strenges Regiment gegenüber vermeindlichen Gegener geführt. (Die prekäre Situation der katholischen Kirche in vielen Ländern Lateinamerikas, besonders in Brasilien mit den vielen hochproblematischen neopentecostalen Strömungen, hat auch mit dem Wirken von Josef Ratzinger zu tun!)
    Bei einer Persönlichkeit, die ihre Machtposition so prägnant genutzt hat, sollte man den kritischen Blick auch angesichts des Todes nicht völlig aufgeben!

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  2. „Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!“

    Nie war treue Nachfolge entscheidender als heute:
    Bibellese, Gebet, Beichte, Barmherzigkeit, Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit
    Denn noch nie wurde so massiv – und gleichzeitig so subtil – unser Welt- und Menschenbild durch eine gottlose Perspektive der Medien, Werbung und der politischen und esoterischen Heilslehren so sehr umgedeutet, missverstanden, ja verfälscht, wie heutzutage.

    Dieser Verführung nicht anheim zu fallen, davor kann uns nur die tägliche und demütige Besinnung auf die biblische Wahrheit bewahren:
    „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich unterweisen können zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.
    Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre,
    zur Zurechtweisung,
    zur Besserung,
    zur Erziehung in der Gerechtigkeit,
    dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“

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      1. „Was ist Wahrheit?“
        – das war die zynische Aussage von Pilatus, der dann einen Justizmord ermöglichte.
        Wenn aber alles relativ und subjektiv würde, dann geht tatsächlich die Wahrheit verloren. Denn was wahr ist, das bleibt auch wahr, selbst wenn es von allen geleugnet würde.

        Um so deutlicher wird, wie entscheidend die treue Jesusnachfolge ist:
        „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
        (Johannes 8, 31f.)

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        1. Jesus sagt von sich selbst „Ich bin die der Weg und die Wahrheit und das Leben – niemand kommt zum Vater denn durch mich“ Und Jesus warnt sehr deutlich vor falschen Propheten und falschen Christussen die in der Endzeit immer mehr auftauchen werden und den Heilsweg für sich beanspruchen. Was ist den noch Wahrheit – Gott und sein Wort. Die Ehrfurcht vor dem HERRN ist echt und hat für immer Bestand. Die Gesetze des HERRN sind Wahrheit, jedes einzelne ist gerecht. Ps 19,10 ; Gerechtigkeit ist sein Gürtel und Wahrheit sein Gurt. Jes 11,5 ; sonst noch eine unfassbare großartige Zusammenfassung von Wahrheit https://www.bibleserver.com/search/NLB/wahrheit – Somit ist klar Jesus ist der Weg zur Wahrheit – Gottes Wort ist Wahrheit. Gott und seinen Weisungen und Geboten gehorsam sein ist Weisheit.

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  3. Ohne Jesus ist alles „Haschen nach Wind“
    Diese Aussage ist richtig, doch wir dürfen doch nicht vergessen, dass der Papst der Anführer der „größten Kirche mit einer falschen Lehre“ war und ist. Lasst euch nicht verführen. Paulus ruft die Gläubigen auf: „Lasset euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er kommt nicht es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbar werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, …“ (2.Thes. 2,3).
    Ein Aufruf zu Buße und Umkehr, und zur alleinigen biblischen Wahrheit, wäre ein revolutionäres Vermächtnis gewesen. Lasst euch nicht durch Worte verführen.
    Lieber Gruß, Martin Dobat

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      1. Die „richtige Lehre“ würde sich ganz an der Heiligen Schrift orientieren. Und da sehe ich bei keiner der beiden Großkirchen die „richtige“ oder die „reine“ Lehre. Was ich sehe, ist eine große Leere….

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    1. Nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“. Es ist ja nicht alles falsche Lehre in der Katholischen Kirche.
      Es gibt sicher viel Falsches, aber auch viel Richtiges. Das biblische Fundament ist bei beiden großen Kirchen dasselbe.

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      1. So sehe ich es auch deshalb mein provozierender Einwand… Es gibt immer die versuche Gottes Wort zu beugen oder davon abzuweichen im schlimmsten Fall wird es sogar ins Gegenteil verkehrt. Das kommt leider auch in Kirchen vor. Die reine Lehre macht den Blick frei. Gott sagt in seiner Schrift wie wir leben sollen, wie der gute Plan beginnt mit Mann und Frau wie er weitergeht mit dem Sündenfall und wie wir aus dem selbst verursachten Schlamassel wieder herauskommen und letztlich wie wir ewig bei ihm sein können.

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    2. Ich meine, wenn es, wie jetzt, um den Tod des Theologen Ratzinger geht, muss man schon seine persönliche Haltung bzw. Rangordnung z.B. von Jesus Christus, seine Jesusliebe sehen. Gerade hier kann man nicht sagen: Benedikt XVI = Katholische Kirche. Desweiteren hat er ja seit knapp 10 Jahren nichts mehr zu bestimmen in der Römischen Weltkirche gehabt. Der HErr wird ihn danach beurteilen, was er, Ratzinger, geglaubt und wem er vertraut hat.

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    3. Lesen sie mal Benedikts Originaltexte, Sie werden staunen! Was denken Sie über Benedikts Aufruf zur „Entweltlichung“?

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  4. Ja die alten Ägypter, die Perser, die Byzantiner, die Chinesen und die amerikanischen Ureinwohner haben alle jahrtausendelang nur „nach Wind gehascht“. Was sollten sie auch anderes machen, da Jesus ja noch nicht geboren bzw. unbekannt war. Millionen sinnlose, freudlose Leben ohne Ziel und Hoffnung auf Erlösung müssen das gewesen sein, an deren Ende immer das Fegefeuer gewartet hat.

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  5. Wo Herr Rartzinger jetzt ist, ist zumindest offen, denn es darf immerhin gehofft werden, dass er gegen seine von ihm vertretene Lehre er sich, wie das oft geschieht, dennoch schließlich allein an Jesus Christus als den Erlöser gehalten hat – aber das weiß außer ihm und dem dreieinigen Gott wohl niemand. Denn seine Lehre, das darf nicht vergessen werden, war gerade im Zentrum extrem antibiblisch: Gerechtfertigt werden darf nur der, der es verdient hat. So hat er damals im Zusammenhang mit der ominösen „Gemeinsamen Erklärung“ zur Rechtfertigungslehre zwischen dem Luth. Weltbund und dem Vatikan ausdrücklich betont. Der Heilige Geist lehrt in der Bibel genau das Gegenteil: Der Gottlose, der seine Sündenverdorbenheit durch Gottes Geist erkannt hat, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der den Gottlosen, den Sünder, gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit – und er wird aus dem Gottlosen zu einem Christen, ohne weitere Vorbedingungen, ohne irgendein menschliches Mitwirken. An dieser Kerndifferenz (neben vielen anderen) hat sich auch über 500 Jahre nach der Reformation nichts geändert. Davor sollte man nicht die Augen verschließen.

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    1. Lesen Sie mal katholische Texte, die jünger als 300 Jahre sind! Z.B. von Josef Ratzinger

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  6. @Roland Sckerl, bitte bei der Wahrheit bleiben und keinen Unsinn verbreiten, der womöglich eigener verquerer Auslegung von Textstellen entspringt. Hier nun eine ganz andere Wahrheit, die offizielle der Katholischen Kirche:
    In einer Sternstunde der Ökumene wurde die «Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre» am 31. Oktober 1999 (Reformationstag) in St. Anna unterzeichnet. Zum Kern lutherischer Theologie wurde in dieser Erklärung ein gemeinsames Verständnis gefunden: Die Gemeinsame Erklärung hält fest, dass die Lehre von der Rechtfertigung nicht kirchentrennend ist. Vatikan und Lutherischer Weltbund sagen nun:

    «Gemeinsam bekennen wir: allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.» (GE 15)

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    1. Das ist die typisch katholische Dialektik.
      Die Dogmen der RK haben sich bis heute nicht geändert und die Verwerfungen von Trient, wo die Soli zurückgewiesen wurden, wurde nie zurückgenommen.

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  7. @Roland Sckerl, hier noch einmal die komplette gemeinsame Erklärung einschließlich des Annex, in dem noch verbliebende Unklarheiten behandelt wurden: https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.lutheranworld.org/sites/default/files/2020/documents/joint_declaration_2019_de_1.pdf&ved=2ahUKEwiO3Lvh1LL8AhUn8rsIHVb8AX0QFnoECBMQAQ&usg=AOvVaw1xK3aIQuwEO6Gtgi5pGGf7
    Ich als Freikirchler muss sagen, dass mir in manchen Dingen die katholische Frömmigkeit näher steht, als die ev.-lutherische, obwohl die früher auch sehr viel mehr auf einen geheiligten Lebenswandel Wert legte. Ein Glaube, der nur von Rechtfertigung spricht, aber im Leben keine konkreten Veränderungen hervorbringt ist nicht viel wert. Auch Paulus schreibt, dass am Ende durch Feuer geprüft wird, was bleibend ist. Man kann auch gerade noch so gerechtfertigt sein, wie durchs Feuer hindurch, aber nichts Reines bleibt, dass Lohn verdient hätte. Dann war es ein Leben ohne Liebe, ein nutzloses Leben, obwohl gerechtfertigt. Meine Liebe zu Jesus sagt mir aber, dass Er eine Aufgabe für mich hat, die ich erkennen und leben soll, nicht aus Pflichtbewusstsein, sondern aufgrund eines Jesus liebenden Herzens. Das hat dann überhaupt nichts mit Rechtfertigung durch Verdienst zu tun, sondern mit gelebter Beziehung zwischen Ihm und mir, eben Herzenssache.

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    1. Manche lutherische Theologen sind ja recht kritisch gegenüber dieser Erklärung und bezweifeln, dass sie der Rechtfertigungslehre gerecht würde.
      Ich denke Luther war zurecht skeptisch gegenüber dem, was in erwecklichen Kreisen als Wachstum oder Heiligung angesehen wird. Er räumt an einer Stelle ein, er habe seine größten Fehler im Alter begangen. Bei Luther hat das die Konsequenz, dass der Christ täglich neu in seine Taufe schlüpfen müsse. Darin spiegelt sich eine gewisse anthropologische Skepsis des Luthertums.
      Andererseits findet sich in der Heiligungsvorstellung ja ein Wiederhall moderner Perfektibilitätsvorstellungen; und diese haben ein Für und ein Wider. (Die Unfähigkeit einen angemessenen Umgang mit Missbrauch und Verfehlungen zu finden, hat vielleicht auch (!) mit dieser frommen Perfektibilitätsvorstellung zu tun!)
      Eine problematische Variante des Verdienstlichen finde ich in der Bekehrungsideologie mancher religiösen Strömungen: Die Bekehrung wird zu einem voluntativen Akt des Einzelnen, der sich aus freiem Willen für Christus entscheidet. Wenn ich den Satz höre, „dann habe ich mich bekehrt“ (reflexiv), weiß ich, dass da jemand vermutlich falsch abgebogen ist. Das ist eine enorm moderne Vorstellung, die kaum einen Anhalt in der biblischen Überlieferung hat – und die aus dem Glauben ein Verdienst macht und den menschlichen freien Willen überstrapaziert. Das führt dann dazu, dass die, die „sich nicht bekehren“, ganz leicht zu den (frei-)willentlich moralisch Bösen werden.
      Auch der Glaube ist – Gott sei Dank – reine Gnade, er ist ein Geschenk…

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      1. Ja, der Glaube darf niemals zum Verdienst werden. Er ist das kindliche Vertrauen in Christus und seine Heilstat. Was allerdings die Bibel schon lehrt, ist die Verantwortung des Menschen und dass der zum Wasser des Lebens kommen soll, der da will (Offb 22,17). Der Wille ist also nicht ausgeschaltet, aber der Vater muss ziehen. Ansonsten passiert nichts. Man kann sich nicht bekehren, wann man lustig ist. Aber man kann sich den Ziehen Gottes widersetzen, was reformierte Theologen nahezu durch die Bank ablehnen. Bei Extrem-Positionen halte ich nicht für angemessen.

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      2. ..Die Unfähigkeit einen angemessenen Umgang mit Missbrauch und Verfehlungen zu finden… Besser: Der UnWILLE….

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