ZDFinfo-Doku: Der Mensch als Schöpfer

Die Gen-Forscher versprechen, mit der „Biologie 2.0 all unsere Probleme zu lösen“. Der dreiteilige Dokumentarfilm „Die Gen-Revolution“ von ZDFinfo zeigt die Ziele moderner Genforschung und stellt kritische Fragen.
Von Jörn Schumacher
Eine dreiteilige Dokumentation von ZDFinfo beleuchtet den Forschungsstand moderner Gentechniker

„Stehen wir vor einer wunderbaren biologischen Revolution?“ Oder gibt es auch Risiken? Diesen und anderen Fragen gehen die drei Dokumentationen unter dem Namen „Die Gen-Revolution“ am Donnerstag auf ZDFinfo nach. Der Autor des Films besuchte etwa Vincent Martin, einen kanadischen Biologen, der Morphium produziert, ohne Mohn anzubauen. Er verändert dafür Bakterien genetisch so, dass diese das Mittel produzieren. Im Grunde habe der Mensch schon immer Organismen genetisch verändert, sagt Martin. Nur eben bisher durch Züchtung.

Frances Arnold war ursprünglich Ingenieurin, und arbeitet nun als Bio-Ingenieurin am amerikanischen Caltech-Institut. „Ich denke, dass die Natur der beste Ingenieur ist, weil sie eine Vielfalt von wunderschönen, faszinierenden, effizienten Lebensformen entwickelt hat“, sagt die Forscherin. Sie fügt hinzu: „Als ich entdeckte, dass die Biologie alle diese Lebewesen durch Evolution entwickelt, wollte ich auch anfangen, neues biologisches Leben zu schaffen.“

Der Genetiker George Church von der Harvard Medical School erklärt, welche Probleme durch die synthetische Biologie gelöst werden könnten: „Es geht um Lebensmittel, die Verteilung und Qualität der Ernährung, Infektionskrankheiten, Altern, Krebs.“

Um ethische Fragen des Themas zu besprechen, traf der Autor die Professorin für Bio-Ethik, medizinische Geisteswissenschaften und religiöse Studien an der Northwestern University, Laurie Zoloth. „Mehr als die Hälfte der synthetischen Biologen wurden als Ingenieure ausgebildet. Und diese technische Disziplin unterscheidet sich grundlegend von der Biologie. Biologen wollen wissen: Wie funktioniert etwas? Ein Ingenieur will etwas bauen“, sagt Zoloth. Sie fordert, dass die Genwissenschaftler verantwortlich mit ihren Erkenntnissen und Fähigkeiten umgehen.

Bio-Roboter und lebende Fabriken

Die dreiteilige Dokumentarfilmreihe zeigt, wie Bioingenieure dabei sind, unsere Welt zu verändern, indem sie Genabschnitte von Bakterien, Pflanzen und Tieren wie Lego-Bausteine neu zusammensetzen und schauen, ob etwas Nützliches dabei herauskommt.

Der erste Teil mit dem Titel „Der Mensch als Schöpfer“ wird am Donnerstag, den 9. August 2018 um 20.15 Uhr, ausgestrahlt. Der zweite Teil mit dem Titel „Designer-Leben aus dem Labor“ folgt direkt danach um 21 Uhr. Darin wird gezeigt, wie Bio-Ingenieure lebende Zellen wie Maschinen betrachten und sie nach ihren Vorstellungen genetisch zu manipulieren versuchen. „Um sie zu manipulieren, gestalten die Experten DNA-Sequenzen, die sie bei so genannten Gen-Druckereien im Internet bestellen“, klärt der Film auf. „Damit wollen die Wissenschaftler beispielsweise Bakterien in Biofilmen bekämpfen, Anti-Malaria-Moleküle oder Biosensoren herstellen, die den menschlichen Stoffwechsel überwachen und regulieren.“

Der dritte Teil, der um 21.45 Uhr ausgestrahlt wird, trägt den Titel „Bio-Roboter und lebende Fabriken“. Er beleuchtet kleine Fabriken mit genetisch veränderten, lebenden Organismen, die bereits entwickelt wurden. Sie können gewünschte Chemikalien und Arzneimittel synthetisch erzeugen. „Diese genetisch veränderten Mikroben lassen sich die Wissenschaftler patentieren. Dabei sind die Auswirkungen dieser neuen Produktionsweise für unsere Welt noch nicht absehbar.“

In den Beiträgen kommt die Kritik nicht zu kurz. Die Wissenschaftler beherrschten die biologischen Prozesse nicht wirklich vollständig, kritisiert der Autor. „Sie versprechen Lösungen für die Energie-, Umwelt-, Gesundheits- und Ernährungsprobleme der Menschheit. Aber führt dies wirklich zu einer nützlichen Revolution oder birgt dieser nie dagewesene Eingriff in die Natur, der weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen wird, unabsehbare Risiken?“

„Der Mensch als Schöpfer“: Donnerstag, 9. August 2018, 20:15 Uhr, ZDFinfo… „Designer-Leben aus dem Labor“, 21 Uhr; „Bio-Roboter und lebende Fabriken“, 21:45 Uhr

Von: Jörn Schumacher

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