ZDF-Doku: Eine Sintflut ohne Arche Noah?

Am Freitagabend wollte ZDFinfo dem „Mythos Sintflut“ auf den Grund gehen. Heraus kam eine Dokumentation, in der zwar von einer Flut, nicht aber einer Arche die Rede war. Ein Gastbeitrag von Timo Roller
Von PRO
Der Forscher Jeffrey Rose auf den Spuren der Sintflut
Jeffrey Rose ist unabhängiger Forscher für das Ronin-Institut in Montclair, USA. Er hat Archäologie und Anthropologie studiert und viele Facharbeiten verfasst über seine Feldstudien auf der arabischen Halbinsel. Jeff Rose ist aber auch ein cooler Typ mit durchtrainiertem Oberkörper und tätowierten Armen. Genau so einer eignet sich, um im Fernsehen die breite Masse für ein archäologisches Thema zu begeistern. Doch Wissenschaft alleine reicht nicht – es muss noch mit „Bibel” und „Mythos” gewürzt werden, um die Sache in den Massenmedien interessant zu machen. In einer Arbeit mit dem Titel „Neues Licht auf die menschliche Prähistorie in der Arabo-Persischen Golf-Oase” schreibt Rose über die Veränderung des Meeresspiegels des Persischen Golfs am Ende der letzten Eiszeit. Am Ende seiner Ausführungen fügt er hinzu: „Drei Jahrtausende nach der Ansiedlung von Menschengruppen entlang der Nordküste des Persischen Golfs wurde diese Region als Sumer bekannt und von der weltweit frühesten Zivilisation bevölkert. Wenn es auch eher nebensächlich ist: Interessanterweise wurde die älteste bekannte Version des im Nahen Osten allgegenwärtigen Sintflut-Mythos, die Eridu-Genesis, von den Bewohnern dieser Region niedergeschrieben. Diese Verbindung wurde von einer Reihe von Autoren gründlich erforscht und bedarf an dieser Stelle keiner weiteren Erläuterung.” Für eine Fernsehsendung ist diese Nebensächlichkeit aber wichtig. Deshalb sagt in der ZDF-Fernsehproduktion „Mythos Sintflut – Spuren einer Katastrophe” eben dieser Jeff Rose, der die Verbindung mit den Sintflutmythen in seiner wissenschaftlichen Abhandlung nur im Nebensatz erwähnt, dass ihn die Verbindung zwischen Wissenschaft und Mythologie besonders interessiert.

Irak: Dreharbeiten unter Polizeischutz

Die Dokumentation bietet eindrucksvolle Bilder, ist flott geschnitten, baut Spannung auf. Auf der Suche nach Anomalien auf dem Grund des (sehr flachen) Persischen Golfes spürt Roses Crew zunächst ein Autowrack auf, wohl von Fischern hier „entsorgt”. Zwischen den Tauchgängen besucht er archäologische Stätten am Ufer des Golfs im Wüstenstaat Katar. Und findet prompt einen Feuersteinabschlag, den er großzügig der erfreuten Archäologin überlässt. Die weitere Suche im Wasser bringt nicht die erhofften Überreste einer „vorsintflutlichen” menschlichen Siedlung. Deshalb geht es weiter in den Irak. Hierher seien die Siedler vor dem Ansteigen des Wasserspiegels geflohen. Eine Arche war dafür sicher nicht vonnöten, sie wird in der Doku überhaupt nicht erwähnt. Jedenfalls gestaltet sich die Reise auf den Spuren der Hochwasserflüchtlinge als schwierig: Am Flughafen geht zunächst gar nichts, dann ist plötzlich Eile angesagt: Ein Spurt durch den Flughafen, 19 Gates in acht Minuten, bei laufender Kamera natürlich. Im krisengeschüttelten Irak geht es unter Polizeischutz nach Eridu, der wahrscheinlich ältesten sumerischen Ansiedlung überhaupt. Ihre vorsumerischen Ursprünge werden in eine Zeitepoche vor rund 6500 Jahren datiert, genau damals dürfte der Persische Golf von der fruchtbaren Oase zum Flachmeer geworden sein. Hier finden sich jede Menge Steine, Scherben und Feuersteine. Aber nichts weist darauf hin, dass die Bewohner von Eridu aus dem Süden kamen. „Ich glaube, sie kamen aus dem Süden”, meint Rose vor dem Hintergrund seiner Theorie. Sprachforscher glauben eher, dass die Sumerer aus dem Norden kamen. Dann geht es nach Uruk, die erste Großstadt der Weltgeschichte. Dort regierte einst König Gilgamesch, von dem das berühmte Gilgamesch-Epos handelt. Er war zum babylonischen Noah gepilgert, der ebenfalls in einer Arche die Sintflut überlebt hatte und dessen Schilderung der biblischen verblüffend ähnelt. Die Lektion sei dieselbe wie in der Bibel, folgert Rose: Gott könne Leben geben und nehmen. Abschluss der Reise ist das alte Ur mit der mächtigen Zikkurat, einem Stufentempel, der wohl älter ist als die Pyramiden. Hier endet die Sendung nach einer unterm Strich vergeblichen Suche: Belege für die Verbindung zum Persischen Golf gibt es keine. „Wir werden sicher noch Beweise finden”, hofft Rose. Man könne zwar noch nicht sicher sein, „aber die Reise war ein großes Abenteuer”. Tatsächlich war die Reise unterhaltsam, die Eindrücke aus Eridu, Uruk und Ur für den bibelarchäologisch Interessierten sehr wertvoll. Doch was war nun mit der biblischen Sintflut? Ein vielleicht langsamer Anstieg des Meeresspiegel, aus dem Jahrtausende später die Geschichte einer wunderbaren Rettung von einer weltweiten Flut wurde?

Was bleibt ohne Arche von Gottes Botschaft?

Andere Erklärungen bleiben unerwähnt, so zum Beispiel eine Flutkatastrophe am Schwarzen Meer in prähistorischer Zeit. Die Geowissenschaftler Walter Pitman und William Ryan haben dieses Ereignis ausführlich erforscht und ebenfalls mit der Sintflut in Zusammenhang gebracht. Über die Arche mutmaßen sie: „Fast einen ganzen Mondzyklus lang sind die Reisenden einsam und ohne jeden Anhaltspunkt durch einen grenzenlosen Wasserkosmos getrieben, sie hatten ihr Floß in aller Hast beladen müssen; nur die Familie und ein paar Ziegen fanden darauf Platz. Aber sie haben wertvolles Saatgut dabei, mit dem sie künftig neue Felder anlegen können.” – So wenig ist bei ihnen von Noah und der riesigen Arche – dem Rettungsschiff aller Landlebewesen – der übrig geblieben. Sie sehen eine schreckliche Katastrophe als wahren Kern des „Menschheitsmythos”, die geologisch am Schwarzen Meer nachgewiesen werden konnte und vor 7.600 Jahren stattgefunden haben soll. Diese „wissenschaftlichen Erklärungen”, zu der auch Roses Persischer-Golf-Theorie gehört, haben eines gemeinsam: Eine Sintflut ohne Arche, ohne Noah! Was bliebe dann aber noch übrig von der Botschaft der Gnade Gottes, die uns die Bibel anhand dieses Ereignisses aufzeigen möchte? Es geht in der Bibel nicht nur darum, dass Gott Leben geben oder nehmen kann, es geht um eine ewige Botschaft, die in der Geschichte verankert ist. Jesus selbst geht von der Historizität der Sintflut-Ereignisse aus, wenn er in Lukas 17 sagt: „Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs …” „Mythen” klingt weniger abwertend, doch der wissenschaftliche Mainstream hält die ersten Kapitel der Bibel für ein Märchenbuch mit allenfalls einem Kern an Wahrheit. Doch was ist mit den vielen anderen Berichten aus alter Zeit, die sie bestätigen? Sollten tatsächlich Überlebende einer wie auch immer gearteten lokalen Überschwemmung eine solche Katastrophe erfunden haben? Was ist mit Überresten der Arche, auf die der Geschichtsschreiber Flavius Josephus vor 2000 Jahren – also mindestens 3000 Jahre nach der Sintflut – noch hingewiesen hat? Alles Legenden von leichtgläubigen Menschen? Oder mit der Bemerkung des assyrischen Königs Assurnasirpals, er könne Schriftstücke aus der Zeit vor der Sintflut lesen? Um der Geschichte der Sintflut auf die Spur zu kommen, müsste man einige moderne „Legenden” hinterfragen: Wurden die Mosebücher tatsächlich erst während oder nach der babylonischen Gefangenschaft niedergeschrieben? Wurden die „Mythen” zuvor wirklich nur mündlich am Lagerfeuer erzählt? Waren die Menschen im Altertum primitiv und ohne Interesse an historischen Fakten? Sind die Datierungsmethoden zuverlässig genug, um Jahrtausende alte Funde zweifelsfrei einzuordnen? Die Bibel berichtet, dass schon vor der Flut Eisen erzeugt wurde. Die Archäologie hat längst erkannt, dass schon vor Abrahams Zeiten Alltägliches niedergeschrieben wurde. Die physikalischen Datierungsmethoden bergen große Unsicherheiten, je weiter es in die Vergangenheit geht. Die Evolution der Menschen ist alles andere als eine gesicherte Tatsache, vielmehr eine Theorie mit vielen, vielen Fragezeichen. Vielleicht können die Puzzlestücke der Archäologie und Geologie auch ganz anders zusammengesetzt werden und bringen dann weitere Überraschungen zutage, die die Glaubwürdigkeit der Bibel bestätigen. Wichtige Forschungsansätze dafür gibt es. (pro) Timo Roller ist Arche-Forscher, Autor des Buches „Das Rätsel der Arche Noah“ und betreibt die der Internetseite www.noahsark.site. „Mythos Sintflut – Spuren einer Katastrophe“, derzeit abrufbar in der ZDF Mediathek.
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/exodus-nach-1700-jahren-die-letzten-christen-fliehen-95643/
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