Meinung

Wunder-volle Reise nach Ostafrika

Die Flüchtlinge Jala und Hammeso werden in Afrika von Menschenhändlern verfolgt. Mit einer großen Portion Mut, Gottvertrauen und Risikobereitschaft verhilft ihnen die Österreicherin Marianne Glaeser zur Ausreise in die USA. Dabei wird ihr Glaube nicht nur einmal auf die Probe gestellt.
Von Swanhild Brenneke

Marianne Glaeser lebt seit vierzehn Jahren mit ihrem Mann und ihren Söhnen in Ostafrika, als sie als Quereinsteigerin in den Beruf der Psychotherapeutin findet. Im Zuge ihrer Ausbildung macht die Österreicherin ein Praktikum in einem Beratungszentrum in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Schon bald werden ihr die Flüchtlinge Jala und Hammeso zugeteilt. Beide haben ein schweres Schicksal hinter sich: Sie sind wegen ihres Kampfs gegen den Menschenhandel in Gefahr geraten. Hammeso war unter anderem als Journalist tätig und versuchte, dunkle Machenschaften von Menschenhändlern aufzudecken. Er und seine gute Freundin Jala sind Äthiopier und mussten aus ihrem Heimatland fliehen. Sie leben nun in Nairobi, getrennt von ihren Familien und hoffen auf Hilfe durch das UNHCR – des UN-Flüchtlingskommissariats –, auf die offizielle Anerkennung als Flüchtlinge und die Verlegung in ein Sicherheitscamp, wo sie vor ihren Verfolgern geschützt sind.

Glaeser engagiert sich für die beiden mehr als eigentlich gut für sie scheint, weil sie die Geschichte der beiden so berührt. Das kritisiert zumindest ihre Supervisorin Holly, die Glaeser während ihres Praktikums als Ansprechpartnerin begleitet. Glaeser wird sie immer im Glauben herausgefordert. Die Katholikin, die selbst lange Zeit mit Gott haderte, ist beeindruckt vom Mut und vom Gottvertrauen von Jala und Hammeso.

Gottvertrauen auch im größten Leid

Im Laufe der Geschichte kommt es zu immer mehr Verstrickungen und immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf, sobald Glaeser den beiden Flüchtlingen helfen will, in Sicherheit zu kommen: Akten verschwinden, falsche Unterstellungen werden getätigt, Lügen werden verbreitet und dann wird ihr Praktikum auch noch von einen auf den anderen Tag abrupt beendet. Die Menschenhändler scheinen Verbindungen bis in die Camps zu haben. Doch Glaeser gibt nicht auf und mit ihrer Hilfe schaffen es erst Hammeso und schließlich auch Jala, in ein Resettlement-Programm der US-Botschaft aufgenommen zu werden und dürfen schließlich als Flüchtlinge in die USA ausreisen und dort ein neues Leben in Sicherheit starten – zusammen mit ihren Familien.

Obwohl sich die Geschichte manchmal fast wie ein fiktiver Krimi liest, beruht sie auf einer wahren Begebenheit. Glaeser ist selbst Autorin des Buches und hat ihre unglaublichen Erlebnisse aufgeschrieben, die ihr ganzes Weltbild und ihren Glauben gehörig auf den Kopf gestellt haben. Durch das ganze Buch zieht sich die Frage danach, was Gottvertrauen bedeutet und, warum Gott manchen Menschen soviel Leid zumutet.

„Ich denke, wenn ein Mensch nach so viel Leid immer noch an Gott glauben kann, dann muss er ihn wohl irgendwann einmal persönlich erlebt haben“, schreibt Glaeser. Durch ihre Begegnungen mit Jala und Hammeso entwickelt sie mehr und mehr einen Glauben an einen persönlichen Gott, der in ihrem Alltag lange Zeit nicht mehr präsent war.

Foto: Fontis Foto: Fontis

Marianne Glaeser: „Anatomie eines Wunders“, Fontis, 464 Seiten, 20 Euro, ISBN 9783038482451. Lieferbar ab dem 1. September.

Glaeser erkennt im Laufe der Geschichte: „Noch nie in meinem Leben habe ich mit so tapferen Menschen zu tun gehabt. Durch sie erst ist mir bewusst geworden, dass mein Glaube und meine Überzeugungen noch nie wirklich getestet worden sind.“

Und sie merkt:

„Es ist leicht zu ‚glauben‘, wenn alles gut läuft. Aber wenn wir uns hilflos Situationen ausgesetzt fühlen, die uns Angst machen – sinnloses Leid, Gewalt, Ungerechtigkeiten –, dann erst merken wir, wie tragfähig unser Glaube wirklich ist.“

Wie der Titel des Buches es bereits andeutet, sind die glückliche Wendung der Geschichte von Jala und Hammeso und auch das Happy-End des Buches ein wahres Wunder. Und es zeigt, dass es sich lohnt, Gott auch das Unmöglichste zuzutrauen.

Glaeser stellt am Ende für sich fest:

„Glauben heißt, das letzte Fünkchen Hoffnung zu nützen, um auch die größte Angst im Licht zu verankern. Dieses letzte Fünkchen ist oft nichts anderes als das hartnäckige Vertrauen, dass irgendwo, in jedem bitteren ‚Kreuz‘, das sich uns zumutet, neues Leben pulsiert.“

Mit „Anatomie eines Wunders“ unternimmt der Leser eine bewegende Reise nach Afrika, die ihn oft staunend vor Gottes Wirken und am Ende vielleicht auch mit dem einen oder anderen Freudentränchen im Auge zurücklässt.

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