Wie der Bund FeG mit Homosexualität umgehen will

Im FeG-Bund zeichnet sich eine Lösung in der Debatte über Homosexualität ab. Die Bundesleitung positioniert sich konservativ, will aber dulden, wenn Gemeinden davon abweichen.
Von PRO

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) hat auf seinem Bundestag in Ewersbach am Samstag erneut über den Umgang mit dem Thema Homosexualität diskutiert. Grundlage war eine „wegweisende Empfehlung“, die der Bund FeG entwickelt hatte, nachdem er in verschiedenen Foren und auf fünf Regionaltagen über das Thema hatte diskutieren lassen.

Die Vision bei allen Gesprächen und Diskussionen sei immer gewesen, gemeinsam Gemeinde Jesu zu sein und die Maßstäbe, die sich aus Gottes Wort und dem Glauben ableiten, leben zu wollen, heißt es im Bundestagsberichtsheft, das PRO vorliegt. Die meisten – oder sogar alle – FeGs verstünden die Ehe aus biblischer Sicht als die von einem Mann und einer Frau. Gleichzeitig wolle man aber Menschen, die anders leben, willkommen heißen. Klar sei aber auch, dass das biblische Verständnis gewisse Grenzen beinhalte.

Aufgrund der Rückmeldungen während des Prozesses habe man sich schließlich dazu entschieden, die entworfenen Leitlinien nur als Empfehlung an die einzelnen Gemeinden weiterzugeben und nicht als bindende Regularien. Zudem hatte die Erweiterte Bundesleitung im Vorfeld des Bundestages entschieden, die Leitlinien nicht zur Abstimmung zu stellen.

Konservative Positionierung der Leitung

Die Gründe dafür seien vielfältig: Die Bearbeitung der Fragestellung zur Homosexualität nehme in den einzelnen Gemeinden unterschiedlich viel Zeit in Anspruch, einige seien noch zu keiner gemeinsamen Entscheidung gekommen. Man wolle zudem keine Polarisierungen festschreiben. Und: Gute und biblische Begründungen würden in den einzelnen Fällen mehr weiterhelfen als Regeln und Beschlüsse.

Grundsätzlich positioniert sich die Erweiterte Bundesleitung in ihrem Leitbild konservativ. Aus der Bibel heraus ergebe sich die „Herausforderung“, auf gleichgeschlechtliche Sexualität zu verzichten, auch wenn homosexuelle Menschen nicht diffamiert, sondern willkommen geheißen werden sollten.

Diese Haltung deckt sich in etwa mit der schon 2019 erschienenen Orientierungshilfe des Bundes FeG. Bei der gegenwärtigen Diskussion im Gemeindebund geht es aber nicht nur um die inhaltliche Frage, sondern: Was geschieht mit Gemeinden, die es anders sehen als der Bund? Oder die sogar anders praktizieren, indem sie zum Beispiel homosexuelle Menschen segnen, trauen oder in die Gemeindeleitung berufen? Diese Frage hatte im vergangenen Jahr für erhebliche Spannungen innerhalb des Bundes gesorgt (Lesen Sie hier einen Bericht dazu).

Hier wagt die Bundesleitung der Freien evangelischen Gemeinden mit ihrer „wegweisenden Empfehlung“ einen Spagat. Einerseits spricht sie sich klar gegen homosexuelle Partnerschaften aus und erwartet von Gemeinden, dass sie sich auch daran orientieren. Gleichzeitig bedeutet es keinen automatischen Ausschluss aus dem Gemeindebund, wenn eine Gemeinde in Sachen Homosexualität anders lebt. Tut sie das, „wird dennoch eine möglichst große Übereinstimmung mit ihnen und Rücksichtnahme auf die Bundesgemeinschaft erwartet.“ Die resultierende Spannung sei „bedeutend und doch auszuhalten“.

Auf Nachfrage eines Delegierten fügte der scheidende Präses Ansgar Hörsting hinzu, dass das auch die Aufnahme neuer Gemeinden betreffe. Wenn eine Gemeinde in den Bund aufgenommen werden wolle und es sich herausstelle, dass sie etwa gleichgeschlechtliche Trauungen durchführe, würde die Bundesleitung keine Aufnahmeempfehlung aussprechen.

Auf dem Bundestag konnten die Delegierten über den Text der Erweiterten Bundesleitung diskutieren. Die Erweiterte Bundesleitung will die Rückmeldungen zur Grundlage für weitere mögliche Anpassungen der „wegweisenden Empfehlung“ nehmen, bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt als Empfehlung an die Gemeinden gegeben werden soll.

Von: Swanhild Brenneke und Nicolai Franz

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