In der ZDF-Mini-Serie „Schlechte Menschen“, die seit dem 17. Oktober in der ZDF-Mediathek verfügbar ist, prüfen die Mitarbeiter der „Abteilung für Grenzfälle F-J“ auf der 13. Etage im Jenseits, ob die Seelen Verstorbener, die moralisch als Grenzfälle eingestuft wurden, in den Himmel oder in die Hölle kommen. Um das zu klären, schlüpfen die Sachbearbeiter Nazlı, Timoteo und Cornelius in verschiedene Rollen, um diese Grenzfälle unmittelbar vor deren Ableben intensiv zu befragen. Dabei geraten die drei selbst immer wieder in moralische und persönliche Konflikte und erweisen sich nicht als perfekte Richter. Die minimalistisch produzierte Serie verbindet in vier Teilen schwarzen Humor mit philosophischen Fragen über Schuld, Vergebung und die Grauzonen menschlichen Handelns.
Im ersten Teil („Der Schönling“) soll die Prüfstelle darüber befinden, ob der Verstorbene – Lukas, ein junger Mann, der zu Lebzeiten 317 Sexualpartnerinnen und -Partner hatte – den Himmel oder die Hölle verdient hat. Der 25-Jährige ist beim Speed-Dating einem stressinduzierten Herzinfarkt erlegen. Wegen „Wollust“, stellen die Mitarbeiter fest, komme heute niemand mehr in die Hölle. Aber es müsse geprüft werden, ob der Tote anderen Menschen zu Lebzeiten geschadet habe mit seiner Lebensweise.
Im Teil „Die Mutter“ werden die Mitarbeiter mit einem Cold Case – Nazlis Mutter sitzt in einer Zeitschleife zwischen Himmel und Hölle fest – konfrontiert. Die Mitarbeiterin ist überrascht, dass die eigene Mutter nicht längst in der Hölle ist. Der Griff zum „roten Telefon“ nach unten – beim weißen Draht noch oben dauert die Wartezeit zum nächsten freien Mitarbeiter 135 Jahre – soll das klären. Die Prüfstelle muss letztlich ergründen, aus welchem Grund Frau Faruk keine Gefühle zeigte.
Im dritten Teil („Der Nörgler“) verunglückt Gustav Jäger tödlich in einem Wellness-Ressort und landet per Rohrpost zur Prüfung auf dem Schreibtisch der „Abteilung für Grenzfälle F-J“. Dort testen ihn die Mitarbeiter mit einer Reihe sinnloser Regeln. Soll man den Mann in den Himmel schicken, weil er Mumm hat, oder in die Hölle, weil er ein Querulant ist?
„Die Perfekte“, die sich als Konflikt-Coach zu erkennen gibt und in ihrem Leben keine einzige Sünde begangen hat, entpuppt sich im vierten Teil der Comedyserie schließlich als KI und will den Mitarbeitern der skurrilen Jenseits-Abteilung gar den Job rauben. Müssen Nazlı, Timoteo und Cornelius wieder zurück in den Himmel oder in die Hölle, von wo sie gekommen sind?
Mit Bedacht ansehen
Die Serie spielt amüsant und mit schwarzem Humor mit menschlichen Vorstellungen von Himmel und Hölle, Gut und Böse, Moral und Recht, Selbstverliebtheit oder der Angst vor Künstlicher Intelligenz. Was einen Menschen – ganz zu schweigen aus christlicher Sicht – im Himmel oder in der Hölle erwartet, wird in der Serie leider nur gestreift. Nazlı lässt eimal erkennen, dass es in der Hölle nichts zu essen gibt und Abteilungsleiter Cornelius warnt seine jüngeren Kollegen im ersten Teil nachdrücklich davor, allzu leichtfertig an einer After-Work-Party in der Hölle teilzunehmen.
Die humorvolle Auseinandersetzung mit den menschlichen Maßstäben von Gut und Böse, Recht und Moral entlang der skurrilen Figuren der Serie ist gelungen und sehenswert. Leider fehlt der letzte Biss schwarzen Humors, der am Ende alles grotesk überzeichnet.
Aus christlicher Sicht ist die Serie mit Bedacht zu genießen. Sicher will die Sendereihe keine theologischen Erklärungen über Himmel und Hölle vermitteln, sondern unterhalten. Aber genau darin liegt eben auch die Brisanz. Sich über letzte Fragen – etwa über den Verbleib der eigenen Seele nach dem Ableben – allzu humorvoll auseinander zu setzen oder gar auf die leichte Schulter zu nehmen, könnte sich am Ende als fatal erweisen. So bleibt dennoch die Erkenntnis, dass an jenseitige Orte wie Himmel und Hölle überhaupt noch gedacht wird. Auch wenn die Vorstellung darüber, welche Kriterien einen Menschen dort hinführen, und was einen Menschen dort erwartet – und was nicht – aus christlicher Sicht im Dunkeln bleiben.