Was hat die Pandemie mit den Menschen gemacht?

Eine gemeinsame Studie von Diakonie, EKD und der LMU hat untersucht, wie sich das Lebensgefühl der Menschen während Corona verändert hat.
Von PRO
In sieben Milieus haben die Autoren der Bertelsmann-Stiftung die Bevölkerung für ihre Studie zur Einstellung zu den Corona-Maßnahmen unterteilt

Wie unterschiedlich haben die Menschen auf Corona reagiert? Wie sind sie mit den Lockdowns umgegangen und wie beurteilten sie die Rolle der Kirche während der Pandemie? Diesen Fragen hat sich eine neue gemeinsame Studie von Diakonie, der evangelischen Missionsstelle midi, dem christlichen Gesundheitsunternehmen AGAPLESION, der EKD und der LMU gestellt. Ziel der Studie war es, die psychosozialen Folgen der Pandemie zu erforschen, um wirksame Beratungs- und Hilfsangebote entwickeln zu können. In der „qualitativ-ethnographischen“ Studie wurden 50 Teilnehmende in langen Interviews befragt.

Das Ergebnis: Aufgrund ambivalenter Lebensgefühle reichen einfache Antworten nicht mehr aus. Die Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Während einige sich über die Ruhe und mehr freie Zeit während der Lockdowns gefreut haben, sind andere verzweifelt, weil sie existenzielle Nöte hatten. „Es ist ein Verdienst der Studie, dass sie die Ambivalenzen dieser Zeit klar aufzeigt“, so Diakoniepräsident Ulrich Lilie. Er geht davon aus, dass die materiellen und psychosozialen Folgen dieser Zeit noch lange beschäftigen werden und fordert „eine verlässliche und flächendeckende Beratung und Angebote insbesondere für die knapp drei Millionen Kinder in relativ armen Haushalten.“ Corona habe gerade arme Haushalte hart getroffen. Diakonie und Kirche sollten ihre Angebote in diesen Bereichen erweitern, um Jahrgänge von „Corona-Verlierern“ zu verhindern.

Rolle von Kirche und Diakonie während Corona

Die Studie hat auch untersucht, inwiefern Kirche und Diakonie während Corona eine Rolle für die Menschen gespielt haben. Das Fazit: „Ein Großteil der Menschen kam während der Pandemie ohne die Kirche aus und haben diese mitunter nicht einmal vermisst“, wie Johannes Wischmeyer, Referent für Studien- und Reformfragen der EKD, in seiner vorläufigen Interpretation der Studie festhält.

Kanon der Aussagen der Studienteilnehmer war, dass die Kirche sich mehr um die Alltagsprobleme der Menschen und weniger nur mit Sinnfragen beschäftigen soll. Viele hätten sich von der Kirche gewünscht, dass sie aktiver auf die Menschen zugegangen wäre mit ihren Seelsorgeangeboten, statt zu warten, dass die Menschen die Kirche aufsuchen. Die Kirche hat laut der Studie keinen besonders guten Ruf bei den Menschen. Unter anderem war das auch an den Antworten der Teilnehmer zu erkennen, als sie gefragt wurden, was ihnen in der Pandemie Kraft und Zuversicht gegeben hat: Erst an fünfter Stelle steht Spirituelles im weiteren Sinne. Davor stehen Familie/Partnerschaft, Freunde, Natur und Sport. Glaube an sich sahen die meisten der Teilnehmer als Privatsache an. Dennoch haben die Menschen danach gefragt, was ihnen die kirchlichen Angebote bringen.

Im Gegensatz dazu hat die Diakonie einen überaus guten Ruf. Sie wird als Institution außerhalb der Kirche gesehen. Ihre Angebote für die Unsichtbaren und Vergessenen wurden eher wahrgenommen und wertgeschätzt. Menschen, die nichts mit dem christlichen Glauben zu tun haben, sehen im sozialen Engagement vor allem darin den Nutzen des Christentums.

Acht verschiedene Corona-Typen

Zur besseren Einteilung wurden innerhalb der Studie acht verschiedene Corona-Typen erstellt: Die „Achtsamen“, die „Ausgebrannten“, die „Denker“, die „Empörten“, die „Erschöpften“, die „Genügsamen“, die „Mitmacher“ und die „Zuversichtlichen“. Diese sind in ihrer Erscheinung in der Studie etwas zugespitzt

Interessierte Personen können mithilfe des Online-Selbsttests „Pandem-O-Mat“ (https://www.mi-di.de/corona-studie) herausfinden, welcher Corona-Typ sie sind. 

Die Studie ist eine qualitative Studie. Mithilfe des Marktforschungsinstituts Limest wurden 50 Personen aus ganz Deutschland zwischen Herbst 2020 bis Herbst 2021 in drei Befragungswellen zu ihrer Lage während der Pandemie interviewt.

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Eine Antwort

  1. Wow, es wurden sage und schreibe 50 Personen befragt. Na, wenn das mal keine tolle Studie ist 🙁
    Schade, sehr schade. Deshalb wundert es mich um so mehr, dass diese Studie, insbesondere der „Pandem-O-Mat“ erst jetzt breiter bekannt gemacht wird.
    Kann denn diese Studie repräsentativ sein? Das müsste man mal mit anderen, ähnlichen Umfragen großer Umfrageinstitute abgleichen. Wäre interessant zu erfahren, was dann herauskommt.

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