Ob der Islam ein Problem für die Gesellschaft ist, fragen sich die Journalisten Reinhard Mohr und Thorsten Krauel angesichts des Terroranschlags in London in der Tageszeitung Die Welt. Bei ihren Pro- und Contra-Kommentaren ziehen beide Vergleiche zum Terror der Roten-Armee-Fraktion (RAF) in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er- und 1980er-Jahre.
Der Journalist Reinhard Mohr beschreibt ein deutsches linksliberales Bildungsbürgertum in den 1970er-Jahren, das den RAF-Terror „teils aktiv unterstützte, mit ihm sympathisierte und rechtfertigte“. Dieses „ideologische Umfeld“ von Millionen Menschen sieht Mohr heute auch im Islam. Er vermisst unter Muslimen den „Aufstand der Anständigen“. Er sehe lieber Tausende auf den Straßen Neuköllns oder Kreuzbergs demonstrieren, als wenige islamische Verbandsvertreter am Brandenburger Tor ihre Solidarität mit Terror-Opfern ausdrücken.
Thorsten Krauel bezeichnet dagegen pauschale Vorwürfe gegen islamische Gemeinschaften als „immer falsch“. Um das deutlich zu machen, dreht er den Spieß rum: Es sei so, als sage man „Alle AfD-Wähler sind Nazis“. Nicht jeder Rechtsintellektuelle habe automatisch ein Hitler-Bild im Portemonnaie. Auch Krauel vergleicht die aktuelle Terrorwelle in Berlin, Nizza, Manchester und London mit der RAF. Nur sei in seinen Augen in den 1970er-Jahren besser differenziert worden. Die Reaktion auf die RAF-Morde sei gewesen: „Nicht das Linkssein ist am Terrorismus schuld, sondern die Terroristen müssen weg.“ (pro)
Von: mm