Kommentar

Was der Bergsturz von Blatten lehrt

Im Schweizer Kanton Wallis hat ein Berg das Dorf Blatten fast komplett unter sich begraben. Dass Dinge zerbersten, die „felsenfest“ sind, ist nicht ungewöhnlich. Der christliche Glaube hat darauf eine Antwort.
Von Jonathan Steinert
Blatten, Wallis, nach dem Bergsturz

Vor wenigen Tagen wurde in der Schweiz das Bergdorf Blatten fast komplett verschüttet. Teile eines Berges stürzten ein, landeten auf einem Gletscher und der brach unter der Last des Gerölls ab. Eine Lawine aus Eis und Fels donnerte den Hang hinunter, eine gewaltige Druckwelle erschütterte das Tal. Das Dorf: bis auf wenige Häuser verschwunden unter neun Millionen Kubikmeter Schutt.

Die Kraft der Natur kann für den Menschen bedrohlich, zerstörerisch sein. Das zeigt dieses Beispiel einmal mehr. Es gab in den Alpen zahlreiche Bergstürze in den vergangenen Jahren, aber auch früher schon. Sie sind im Hochgebirge nicht grundsätzlich außergewöhnlich, wenngleich die klimatischen Bedingungen sie in jüngster Zeit wohl wahrscheinlicher machen. 

Als Kind und Jugendlicher war ich mit meiner Familie öfter in den Alpen im Urlaub und bin es bis heute gern. Die Berge waren damals für mich der Inbegriff von Stabilität und Beständigkeit, so erhaben und still, wie ihre Gipfel seit Jahrtausenden in den Himmel zeigen. Mich bewegte deshalb ein Wort aus dem Propheten Jesaja (Kapitel 54,10): „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Siegfried Fietz hat es beeindruckend in einer Kantate vertont, die bei uns zu Hause öfter auf Kassette lief. Dass Berge weichen und Hügel einstürzen, war ja wohl das Unwahrscheinlichste, was passieren kann. Aber selbst wenn das geschähe, wäre Gottes Zusage immer noch unerschütterlich.

Erschütterungen sind wahrscheinlich

Heute weiß ich: Selbst das, was als der Inbegriff von Sicherheit, Halt, Stabilität erscheinen mag, ist fragil und zerbrechlich. Das betrifft Berge genauso wie Bauwerke, politische Ordnungen und menschliche Beziehungen. Nichts auf der Erde ist wirklich und absolut sicher. Die Bibel selbst ist voll von Beispielen dafür. 

Wir erleben heute nicht nur dramatische Bergstürze. Auch politische und gesellschaftliche  Ordnungen sind ins Wanken geraten. Das aktuelle „Friedensgutachten“, das mehrere Forschungseinrichtungen diese Woche gemeinsam vorstellten, zeugt davon – schon rein sprachlich: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine „destabilisiert“ Europa; die USA sind nicht mehr der weltpolitische „Stabilitätsanker“, die sie mal waren; der Krieg in Gaza „stürzt“ die Region in Leid und Gewalt; der Konflikt im Sudan hat die weltweit größte humanitäre „Katastrophe ausgelöst“. 

Gerade weil Erschütterungen aller Art eben nicht unwahrscheinlich sind, ist die Zusage Gottes, die Jesaja weitergibt, umso bedeutsamer: Sie als „felsenfest“ zu bezeichnen, wäre das falsche Wort. Sie wackelt kein bisschen, kommt nicht ins Rollen oder Rutschen. Diesen Bund des Friedens hat Gott in Jesus Christus gegründet. Es ist der Bund des Friedens, den Gott mit den Menschen schließt. Der Friedensforscher Rafael Biermann sprach vor wenigen Wochen im PRO-Interview davon, dass wir eine „weltpolitische Wende“ erleben. An Christen gerichtet sagte er: „Richtet euren Blick nicht auf das, was in dieser Welt ist, sondern richtet euren Blick auf das, was beständig ist, was bleibt, auf das Ewige. Uns ist nicht eine friedvolle Welt verheißen. Aber uns ist der Frieden im Unfrieden verheißen.“

Wenn Gottes Geschöpfe sich gegenseitig auslöschen, wenn sich Naturgewalten gegen das Leben wenden und Unfrieden die Schöpfung erschüttert: Der Friedensbund des Schöpfers selbst hält. Es ist an uns, in diesen Bund einzutreten und andere dazu einzuladen. 

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