„Waffen sind der Götze, auf dessen Altar wir unsere Kinder opfern“

Der Amoklauf an einer Grundschule in Uvalde, Texas, ruft weltweit Kritik an den amerikanischen Waffengesetzen hervor. Der Texaner und Pastor Aaron Alexander hat für PRO aufgeschrieben, warum sich vor allem Christen gegen den Waffen-Kult stellen sollten.
Von PRO
Flagge USA

Als jemand, der in den 1980ern in Texas aufgewachsen ist, war es für uns als Kinder normal, viele Male im Jahr Tornado-Übungen durchzuführen. Wir mussten aus den Klassenzimmern in den Schulkorridor laufen, uns mit dem Gesicht in Richtung der Backsteinmauern stellen, uns hinknien und mit unseren Händen Hinterkopf und Nacken schützen. Das war total normal, weil Tornados alltäglich waren und man mit ihnen rechnete.

Jetzt, als Elternteil mit vier Kindern im texanischen Schulsystem, muss ich damit klarkommen, dass meine Kinder viele Male im Jahr Übungen zum Schutz vor „stillen Eindringlingen“ machen. Sie lernen, wie man sich im Klassenraum verbarrikadiert, dass man die Lichter ausschaltet und sich still verhält, um jemandem zu entgehen, der sie mit einer Waffe umbringen will. Traurigerweise ist das total „normal“ geworden, weil jemand mit einer Waffe in einer Schule alltäglich wird und man damit rechnet.

Ich war tieftraurig, als ich die Nachricht vom Amoklauf in Uvalde, Texas, gehört habe. Nur ein paar Stunden von meinem Wohnort entfernt. Dieses Gefühl von Wut und Trauer ist allen in unserer Gesellschaft nur zu bekannt geworden. Sofort nach der Schießerei schickte unsere Schulleitung eine E-Mail, in der die Maßnahmen aufgelistet waren, die unser Schulbezirk in den letzten Jahren ergriffen hat, um eine Schule im Fall eines Amokläufers abriegeln zu können. Die Schulen sind darauf vorbereitet, sich in Festungen zu verwandeln, um die Kinder zu schützen.

Aber muss das wirklich so sein?

Im Buch Exodus, Kapitel 32, ist Mose auf den Berg gestiegen, um Gott gegenüberzustehen. Er kehrt mit den Steintafeln der Zehn Gebote wieder. Doch während Mose auf dem Berg ist, wurden die Israeliten des Wartens müde und schmiedeten sich einen Götzen – ein goldenes Kalb. Sie suchten nach einem Gott, der sie führen würde. Sie bauten einen Altar und opferten ihrem neuen Gott.

Je mehr wir als Christen den Waffen huldigen, desto mehr entfernt sich unsere Gesellschaft von Gott.

Die Bibel sagt, dass Gott zu Mose sprach und ihm sagte, er solle zu seinen Leuten gehen, weil sie „korrupt“ geworden seien. Meine Sorge ist, dass Gott das Gleiche über uns sagen wird. Irgendwie haben wir den richtigen Weg und unsere Identität verloren. Wir müssen zu dem Jesus zurückkehren, der nach Frieden strebt, seine Feinde liebt und Opfer für sich und andere bringt.

Wenn ich mir die aktuelle Waffen-Kultur in den USA und in der amerikanischen Christenheit anschaue, sehe ich die gleiche Götzenanbetung, die wir im Buch Exodus sehen. Waffen sind der Götze geworden, auf dessen Altar wir unsere Kinder opfern. Je mehr wir als Christen den Waffen huldigen, desto mehr entfernt sich unsere Gesellschaft von Gott. Die Gesellschaft sieht, wen wir wirklich anbeten. Und das ist unvereinbar mit unseren christlichen Werten und unserem Glauben.

Foto: Aaron Alexander
Aaron Alexander ist Pastor in der Hope-Fellowship-Kirche in Frisco, Texas. Er ist verheiratet und hat vier Kinder im texanischen Schulsystem.

Amerika entfernt sich zusehends von Gott. Aber nicht, weil in Schulen nicht mehr gebetet wird, oder aufgrund irgendwelcher kultureller Streitigkeiten, die Politiker nutzen, um Geld aufzubringen. Vielmehr wendet sich Amerika von Gott ab, weil Christen Jesu Charakter zutiefst falsch repräsentieren, indem sie Götzen anbeten wie politische Macht oder Waffen.

Jesus sagt uns ganz klar, dass wir unsere Feinde lieben und die andere Wange hinhalten sollen. Aber hier in den USA ist das Erste Gebot folgendes geworden: Bleib standhaft! Wir bewegen uns von „In God We Trust“ zu „In Guns We Trust“. Aber muss das so sein? Nein, muss es nicht. Wir müssen uns nur entscheiden, ob wir weiterhin vor dem Altar der Waffen niederknien wollen oder ob wir uns für Gott entscheiden.

Aus dem Amerikanischen, übersetzt von Swanhild Brenneke.

Der Text im Original:

As a child growing up in Texas in the 1980s, it was common for us to practice tornado drills multiple times a year. We would head into the hallway, face the brick walls, get down on our knees and cover the back of our heads & necks. It was totally normal, because tornados were common and expected.

Now, as a parent in Texas with 4 kids in the Texas school system, I have to deal with the fact that my children do “silent intruder drills” multiple times a year, learning how to barricade themselves into a classroom, turn off the lights, and stay quiet to avoid someone with a gun looking to kill them. It has sadly become totally “normal,” because someone with a gun in a school is becoming common and expected.

I was deeply saddened when hearing of the news of the mass shooting in Uvalde, TX which is just a few hours from where I live. This feeling of anger, sadness is becoming all too common in our society. Immediately after the shooting, our school administration sent out an email listing the multiple actions our school district has taken in the last few years to lock down the school in the instance of a school shooter. The schools are prepared to become fortresses to try and “protect” the children. 

But does it have to be this way? 

In the book of Exodus chapter 32, Moses has gone up the mountain to meet with God, and returns with the stone tablets with the 10 Commandments. But while he is gone, the Hebrews decided they were tired of waiting and created an idol – a golden calf – because they were looking for a god who would lead them. They built an altar and made sacrifices to their new god. 

The Bible says that God spoke to Moses and told Moses to go to them, because they had “become corrupt.” My fear is that God would say the same about us right now. Somehow, we’ve lost our way and our identity. We need to return to following the Jesus who pursues peace, loves his enemies, and sacrifices himself for others. 

As I look at the current gun-culture in the USA and within the American Church, I see the same idol-worship that we see in the Exodus. Guns have become the idol that we choose to sacrifice our children at the altar of. And the more we worship the gun as Christians, the more our culture moves away from God. They see who we truly worship, and it’s inconsistent with our Christian values and beliefs.

America is rapidly turning away from God, but not because prayer was taken out of schools or another culture-war issue that politicians use to raise money. But rather, America is turning away from God because Christians so deeply mis-represent the character of Jesus by worshiping the idols such as political power and guns. 

Jesus clearly tell us to love our enemies and turn the other cheek. But here in the USA, the “first commandment” has become “stand your ground.” We’ve moved from “In God we Trust” to “In Guns We Trust.” But does it have to be this way? No, it doesn’t. We just have to decide if we continue to bow down at the altar of the gun, or if we choose God. 

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Eine Antwort

  1. Ich denke auch an die Waffenlieferungen an die Ukraine. Denke auch an Israel, das sich mehr und mehr auf seine Waffen verläßt, anstatt sich auf den Herrn zu verlassen. Da wo ein Volk von Herzen den Herrn anruft und Buße tut (auch für das millionenfache töten ungeborenen Lebens), sollte da der Allmächtige nicht helfen so wie er Israel im AT stets geholfen haz, wenn sie Buße taten und sich von Herzen zu ihm bekehrten. Aber wir gescheiten Menschen verlassen uns lieber auf unsete Waffen, auf unsere Stärken und nehmen in Kauf, dass ganze Städte vernichtet werden und hunderttausende Menschen sterben.

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