Der 77-jährige Mannschaftsarzt des FC Bayern München, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, stammt aus einer ostfriesischen Pastorenfamilie. Nach dem Willen seines Vaters sollte er eigentlich Theologie studieren. In einem Gespräch über Medizin und Glaube mit Abt Johannes Eckert in München betonte er, dass er auf Gott setze.
Der Mediziner ist bekannt dafür, dass er seine Diagnosen meistens nur mit den Fingern erspürt – und auf Computer- oder Kernspintomografien verzichtet. Wie Müller-Wohlfahrt den 200 Gästen bei der Veranstaltung erklärte, brauche es dafür viel Übung, Selbstvertrauen und eine hohe Konzentration. „Ich lebe in der Vorstellung: Ich kann immer helfen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung den FCB-Arzt.
„Ich habe absolutes Gottvertrauen“
Bevor der weltweit bekannte Sportmediziner seine Behandlungen beginne, spreche er in „Gedanken ein Gebet dafür, dass ich Erfolg habe“. Seine Patienten dächten oft, er würde sich nur konzentrieren: „Ich habe das noch nie jemandem erklärt.“ Mit seinen Fingern nehme er Dinge wahr, die man mit Apparaten nicht darstellen könne. Die Maschinen nutze er erst später, weil die Versicherung in der Regel nicht glaube, dass man nur mit Händen diagnostizieren könne. Er sehe in seinem Können Gottes Hand und habe absolutes Gottvertrauen.
Müller-Wohlfahrt, der 2018 seine Autobiographie „Mit den Händen sehen“ geschrieben hat, habe in allen persönlichen Tiefen die Hoffnung gehabt, wieder ins Leben zurückzukommen.
Die katholische Arbeitnehmer-Bewegung und das katholische Medienhaus hatten am Freitag zu einem gemeinsamen Gespräch mit Abt Johannes Eckert eingeladen. Im Gespräch betonten der Theologe Eckert und der Mediziner Müller-Wohlfahrt die Gemeinsamkeiten zwischen Glauben und Medizin. Beide müssten gute Zuhörer sowie Seelsorger sein und sich Zeit für ihr Gegenüber nehmen.
Von: Johannes Blöcher-Weil