Vom atheistischen Wissenschaftler zum gläubigen Evolutionskritiker

Früher war der angesehene Paläontologe überzeugter Atheist. Eher aus Zufall beschäftigte er sich jedoch mit den Argumenten von Kreationisten – und wurde überzeugt. Heute glaubt Günter Bechly an die Existenz eines Schöpfergottes, denn die Argumente gegen die Evolutionstheorie waren für ihn zu stark.
Von Jörn Schumacher
Im Internet-Film „Zweifel an Darwin“ berichtet der Paläontologe Günter Bechly, was ihm widerfuhr, nachdem er seine Zweifel an der Evolutionstheorie öffentlich machte und gläubig wurde

Günter Bechly ist Paläontologe und war am Naturkundemuseum in Stuttgart für die Sonderausstellung zum Darwin-Jahr 2009 verantwortlich. Der anerkannte Experte für Bernstein war gern gesehener Gast in Fernsehsendungen zum Thema Paläontologie, acht fossile Insektenarten sind nach ihm benannt. Promoviert hatte er in Tübingen über die Stammesgeschichte von Libellen.

Bechly sollte 2009 die Sonderausstellung „Evolution – Der Fluss des Lebens“ zum 200. Geburtstag von Charles Darwin in Stuttgart entwickeln. Das Modell einer Waage sollte den Besuchern klarmachen, dass die Argumente von Vertretern des Intelligent Design (ID) und des Kreationismus keine stichhaltigen Argumente haben, um die Evolutionstheorie zu widerlegen: Auf der einen Seite lag evolutionskritische Literatur, auf der anderen Seite lediglich Darwins Hauptwerk „Die Entstehung der Arten“, und die Waage neigte sich eindeutig zur darwinistischen Seite. Da Bechly die kreationistischen Bücher für die Installation bestellen musste, warf er in seiner Freizeit zunächst einen kurzen Blick in die verachtete Literatur. Und der Paläontologe musste feststellen, dass die dort vorgestellten Argumente gar nicht so schlecht waren, wie er immer angenommen hatte.

In einem halbstündigen Film der Produktionsfirma Morija, der nun im Internet veröffentlicht wurde, berichtet Bechly seine Wandlung vom materialistischen Atheisten zum gläubigen ID-Vertreter. „Das klingt ja gar nicht so religiös begründet, sondern das sind ja wissenschaftliche Argumente“, musste Bechly feststellen, als er die evolutionskritische Literatur las.

Vielen kritischen Fragen konnten die etablierten Evolutionsanhänger nicht mit guten Antworten begegnen, stellte Bechly fest. Mehr noch: Hinter dem Rücken lehnten Wissenschaftler die öffentliche Debatte mit ID-Vertretern aus Angst ab, argumentativ nicht dagegen halten zu können. Nach außen hin wurde die Absage damit begründet, man wollte Kreationisten kein Forum bieten. Für den Insektenforscher Bechly stand vor allem die Frage offen, wie Lebewesen in sehr kurzen Zeiträumen große evolutionäre Schritte machen konnten. Mathematisch gesehen könnten diese Zeiträume nicht mit der Evolutionsgenetik in Einklang gebracht werden. Die wenigen Generationen in der Entwicklung etwa einer Resistenz gegen Malaria-Erregern unter Insekten könne mit der evolutionär angenommenen Mutationsrate nicht erklärt werden. Einen weiteren Knackpunkt sah Bechly im Mangel an Fossil-Funden von Übergangsarten zwischen den angeblich evolutionär voneinander abstammenden Gruppen.

Wurde im Naturkundemuseum zum „Störfaktor“

Bechly stieg tiefer in die Argumentation der Intelligent-Design-Forscher ein und erkannte: „Die Dogmatiker sitzen keineswegs ausschließlich auf der religiösen Seite, sondern auch und sehr stark auf der Seite der Materialisten und Evolutionsbiologen, die auf jeden Fall vermeiden wollen, die Diskussion hochkochen zu lassen“, sagt Bechly im Film. Er kam an den Punkt, an dem er sich in seiner Weltanschauung entscheiden musste. Das Christentum kam für den überzeugten Atheisten zunächst am allerwenigsten in Frage. Dennoch fand er schließlich für sich das, was er am wenigsten wollte, was er zuvor verachtete: den christlichen Glauben.

Das Naturkundemuseum in Stuttgart, an dem der angesehene Experte arbeitete, stellte dem Forscher zunehmend Hürden in den Weg, als Bechly damit begann, seine Fragen und Gedanken auf einer privaten Webseite öffentlich zu machen. Bechly wurde von allen größeren Projekten abgezogen, seine Publikationen wurden vom Webauftritt des Museums gelöscht, und ihm wurde nahegelegt zu kündigen. „Mir wurde ganz eindeutig gesagt, dass ich ein Störfaktor bin, ein Risikopotenzial habe und die Glaubwürdigkeit des Hauses untergrabe“, sagt er heute. Mittlerweile hat der Wissenschaftler das Museum verlassen. (pro)

Von: js

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5 Antworten

  1. Ein Schöpfer hätte schon längst seine „Fehler“ berichtigt. Die Evolution ist aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wissenschaftler und Bezweifler der gängigen Theorien werden ihre Fahne auch weiterhin in den Wind hängen wo die meisste „Kohle“ zu holen ist.

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    1. Der Schöpfer hat keinen „Fehler“ gemacht, deswegen muss auch nichts berichtigt werden. Der Fehler liegt bei den Menschen, nicht bei dem Schöpfer. Das Problem ist, dass wir einen eigenen Willen haben, aber das ist das ist nicht falsch sondern richtig so. Unsere Vorfahren, wie auch immer sie ausgesehen haben, haben die falsche Entscheidung getroffen und die Konsequenzen tragen wir heute noch, zurecht. Wir sehen ja, dass jeder dem Geld hinterher rennt. Aber der Schöpfer hat uns durch Jesus eine Lösung angeboten und tut dies übrigens immer noch. Mit anderen Worten würde ich sagen, dass er sogar unseren „Fehler“ berichtigt hat.

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    2. Sie meinen, der Allerhöchste hatte „Fehler“ gemacht? Welche sollen das denn sein?

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  2. „Die wenigen Generationen in der Entwicklung etwa einer Resistenz gegen Malaria-Erregern unter Insekten könne mit der evolutionär angenommenen Mutationsrate nicht erklärt werden.“

    Malariakranke Insekten? Tatsächlich? Ich nehme eher an, daß sich Bechly mit Mücken befaßt hat, die gegen Insektengifte resistent geworden sind. Was evolutionär nicht so schwer zu erklären ist: die Mutationen setzen ja nicht erst ein, wenn die Insektengifte versprüht werden, sondern innerhalb der Mückenpopulationen gab es bereits ein paar, die gegen das Gift resistent waren, ohne daß ihnen das bisher irgendeinen Vorteil gebracht hat. Ihre Variation ist daher nicht sonderlich verbreitet. Nun kommt der brutale Selektionsdruck durch das Gift: fast alle Mücken sterben, nur ein paar haben Glück und überstehen das Gift. Nur die können noch Nachkommen haben und für sie ist in der ökologischen Nische sehr viel Platz, weil alle anderen Mücken gestorben sind. Ein paar Generationen später sind resistente Mücken das Schwergewicht der Population. So weit, so unspektakulär. Schwer vorstellbar, daß so einen Nebensache Bechly in die Armen von Intelligent Design getrieben haben soll…

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  3. Hi 🙂

    Das was du sagst, kann ich sehr gut nachvollziehen, ich habe gerade mein Abi drüber geschrieben. Weil das an der Schule schon gelehrt wird (meiner Meinung nach sogar im Grundkurs, immerhin ist das die *absolute* Grundlage der gesamten Evolutionstheorie), kann man davon ausgehen, dass Bechly dieser Mechanismus ebenfalls vollkommen bewusst war (er hat das immerhin beruflich gemacht ;)).
    Daher gehe ich davon aus, dass er mit den Mutationsraten auf etwas wesentlich Komplexeres zurückgreift 🙂
    Im Übrigen ist er nicht der einzige Vertreter des Intelligent Design :))
    Liebe Grüße

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