Volker Beck kritisiert Papier zu Homosexualität

Der Grünen-Politiker Volker Beck hat eine „Orientierungshilfe“ des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) als „unverantwortlich“ bezeichnet. Lesben und Schwule erkennen darin gar die Empfehlung zur Umpolung. Der Gemeindebund erklärt hingegen, er empfehle keine Therapieformen.
Von PRO
Der Grünen-Politiker Volker Beck (Archivbild) ist Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität in Bochum

Die Leitung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) hat im Dezember eine Orientierungshilfe unter dem Titel „Mit Spannungen umgehen – Zur Homosexualität in Freien evangelischen Gemeinden“ veröffentlicht. Das Papier erregt nun die Kritik des ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen, Volker Beck. Auch der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) nimmt Anstoß daran. Hinweise in dem BFeG-Papier auf Therapien im Zusammenhang mit Homosexualität bezeichnete Beck als „unredlich“ und „unverantwortlich“.

Der Tagesspiegel greift in einem Artikel vom Donnerstag die Kritik von Beck, Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Uni Bochum, unter dem Titel „Evangelische Freikirche empfiehlt Homosexuellen ,Therapie‘“ auf. Der Zeitung liegt eigenen Angaben zufolge eine E-Mail-Konversation zwischen Beck und dem Gemeindebund vor. Darin weiche der Bund einer Stellungnahme zur Gefährlichkeit seiner Empfehlungen aus, berichtet der Tagesspiegel.

Biblisches Leitbild der Ehe

Der Tagesspiegel stelle mit seiner Überschrift die Orientierungshilfe „in ein falsches Licht“, erklärt der Referent für Medien und Öffentlichkeitsarbeit im BFeG, Artur Wiebe, auf Anfrage von pro. Das Dokument solle den „selbständigen Ortsgemeinden Leitlinien und Hilfen im Umgang mit homosexuell empfindenden Menschen in ihren Reihen geben“. Wiebe sagt weiter über die Orientierungshilfe: „Sie wendet sich gegen Ablehnung und Diskriminierung Homosexueller und hebt das biblische Leitbild der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau hervor.“

In der Orientierungshilfe werde darauf hingewiesen, „dass ein homosexuell empfindender Mensch mit seiner sexuellen Orientierung von sich aus in Konflikt geraten kann und die Seelsorge in der Ortsgemeinde aufsucht“, erklärt Wiebe auf Anfrage. Für diesen Fall rate die Orientierungshilfe, dass „etwaige Veränderungswünsche dieses Menschen“ nicht zum Gegenstand eines seelsorglichen Veränderungsprozesses würden, sondern professionelle Hilfe in Anspruch genommen werde, um an Identitätskonflikten zu arbeiten. Als Freikirche verantworte der Gemeindebund die Seelsorge, die angeboten werde, jedoch „nicht die professionellen Therapien, die sich Menschen suchen“.

Nach Auffassung des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) „rät“ die BFeG-Orientierungshilfe „zu Umpolung“. Der BFeG empfehle „Therapien zur Veränderung der sexuellen Orientierung“, erklärt der Verband in einer Pressemitteilung. Auf Anfrage von pro zu möglichen Therapieformen erklärte Wiebe am Freitag für den BFeG: „Die Orientierungshilfe empfiehlt keine Therapieformen. Sie rät homosexuell geprägten Menschen, die Identitätskonflikte haben, professionelle – das heißt staatlich verifizierte – therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) hat eigenen Angaben zufolge rund 480 Freie evangelische Gemeinden (FeG) mit etwa 42.000 Mitgliedern in Deutschland. Bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) verfügt der Gemeindebund über einen Gaststatus.

Von: Norbert Schäfer

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