USA: Amerikanischer Religionswissenschaftler warnt vor christlichem Faschismus

Der Religionswissenschaftler und frühere evangelikale Pastor Bradley Onishi warnt vor der Verschmelzung von Glauben und Politik in den USA. Er sieht einen christlichen Faschismus als mögliche Folge.
Von Martin Schlorke
USA-Fahne

„Ich denke, wir erleben gerade den Beginn eines christlichen Faschismus.“ Das sagt der Religionswissenschaftler und frühere evangelikale Pastor Bradley Onishi im Interview mit der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS). Aus seiner Sicht ist ursächlich dafür die Verschmelzung von christlichem Nationalismus und der „MAGA“-Bewegung („Make America Great Again“) von US-Präsident Donald Trump. Dieser christliche Faschismus stelle sich offen gegen Demokratie, Pluralismus und Vielfalt. Und er sei bereit, gewaltsame und autoritäre Mittel einzusetzen, um eine faschistische Form von Regierung sowie ein entsprechendes politisches und kulturelles System in den Vereinigten Staaten zu schaffen, erklärt Onishi.

Im Interview kritisiert Onishi zudem das Vorgehen der Einwanderungspolizei. „ICE“ gegen Migranten. Diese Behörde mache auch nicht vor Kirchen halt. Historisch habe es bisher eine klare Linie gegeben, dass Beamte der Einwanderungspolizei keine Kirchen betreten, um Migranten abzuschieben. Aktuell würden jedoch „im Namen Gottes, im Namen des Christentums, im Namen des Aufbaus einer ‚christlichen Nation‘ – Beamte angewiesen, Kirchen zu betreten und dort Menschen zu terrorisieren.“ Onishi erkennt an diesem Vorgehen „eine spezifische Form des christlichen Nationalismus und des christlichen Faschismus“, die bereit ist, gegen Kirchen vorzugehen, die die eigene Politik nicht unterstützen. „Diese Regierung ist bereit, jede Grenze, jedes Tabu und jeden heiligen Ort zu überschreiten, um ihre Ziele mit Gewalt durchzusetzen.“

Mit der FAS sprach Onishi auch über den getöteten Aktivisten Charlie Kirk. Dieser habe wie kein anderer in den vergangenen fünf Jahren Einfluss auf die evangelikalen Kirchen und deren Pastoren in den USA ausgeübt – und wie kaum ein anderer für die Verschmelzung von rechter Politik und einer bestimmten Form des Christentums gestanden. Er habe die Idee verkörpert, dass es nicht reiche, „Gott zu lieben, zu beten oder den Menschen in der Gemeinde zu helfen. Er fand: Wenn man gläubig ist und vielleicht sogar eine Kirche leitet, sich aber nicht am Kulturkampf beteiligt, dann hat man auch nicht das Recht, sich als Christ zu bezeichnen“. Zudem habe Kirk Pastoren aufgefordert, sich diesem Kampf anzuschließen. Onishi resümiert: Kirchen, die diesem Kurs nicht gefolgt sind, haben an Bedeutung verloren.

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