Uni Jena will Christenverfolgung erforschen

Die Universität Jena plant die Erforschung des Themas Christenverfolgung in der DDR. Vorangegangen war ein Streit darüber, ob Christen unter der SED-Dikatatur eine besondere Opfergruppe gewesen seien.
Von Anna Lutz
32. Jahrestag der DDR, 1981: (v.l.) Horst Sindermann, Willi Stoph, Erich Honecker, Heinz Hoffmann, Erich Mielke

Die Universität Jena soll künftig das Thema Christenverfolgung in der DDR erforschen. Das meldet der MDR. Demnach erklärte Landeskulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), ein Kirchenhistoriker werde sich künftig in Jena einem entsprechenden Projekt widmen. Die Kosten veranschlagt das Kulturministerium mit rund 600.000 Euro, ein entsprechender Förderantrag muss noch genehmigt werden. Das Ministerium stellte bereits eine Entscheidung zugunsten der Universität in Aussicht.

Auch die Universität Erfurt hatte sich bereits um ein solches Projekt beworben, der Förderantrag wurde aber im November des vergangenen Jahres von der zuständigen Thüringer Aufbaubank abgelehnt. Ulrich Neymeyr, Bischof des Bistums Erfurt, und Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, zeigten sich damals enttäuscht. „Damit ist weit mehr gescheitert als ein bloßer wissenschaftlicher Förderantrag: Hier wurde die Chance vertan, die systematische und oft massive Benachteiligung von Christinnen und Christen in der DDR mit ihrer Wirkung bis heute umfassend zu beleuchten und den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, über Erlebtes und Erlittenes zu sprechen“, teilten sie damals mit.

Streit zwischen Kirche und Regierung

Schon seit Jahren streiten die rot-rot-grüne Landesregierung und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland über das Thema. Staatssekretärin Babette Winter (SPD) hatte erklärt, Christen seien in der DDR keine besondere Opfergruppe gewesen. Sie selbst wisse lediglich „von sieben Fällen, in denen die Aktivität in der Kirche zu einem Eingriff seitens des Staates in die Lebensbiografie geführt hat“. Minister Hoff hatte als Reaktion darauf Fehler und Versäumnisse bei der Aufarbeitung eingeräumt. Junkermann setzte sich für eine Aufarbeitung ein.

Bereits 2016 hatte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eingräumt, es gebe Aufklärungsbedarf beim Verhältnis Kirche und Staat in der DDR. Im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte der Protestant, er stehe Projekten zur Aufarbeitung der systematischen Unterdrückung von Christen offen gegenüber.

Von: Anna Lutz

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