Umfrage: „Lieber tot als Pflegeheim“

Manche Menschen graut es vor einem Pflegeheim so sehr, dass sie lieber ihr Leben beenden würden. Eine Umfrage liefert dazu beunruhigende Zahlen.
Alter Mann, der auf einer Bank sitzt

Für viele Menschen ist die Vorstellung von einer Unterbringung im Pflegeheim einer Umfrage zufolge offenbar so abschreckend, dass sie einen begleiteten Suizid vorziehen würden. Nach einer am Sonntag in Dortmund veröffentlichten repräsentativen Umfrage im Auftrag der Stiftung Patientenschutz gab gut die Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, sie würden ins Pflegeheim gehen, wenn eine Pflege zuhause nicht mehr möglich sei. Fast ein Drittel (30 Prozent) würde sich in einer solchen Pflege-Notsituation eher um eine begleitende Suizidbeihilfe bemühen.

„Die Entscheidung ‚lieber tot als Pflegeheim‘ muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein“, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Er forderte, die Altenpflege „zukunftssicher, generationsgerecht und Würde wahrend“ umzubauen. „Doch bisher herrschen hier Mangelverwaltung und zu viel politische Ignoranz.“

Die große Mehrheit der Deutschen möchte möglichst lange zu Hause leben. Laut Umfrage wünschen sich 89 Prozent der Befragten, im Falle einer Pflegebedürftigkeit zuhause von Angehörigen oder einem Pflegedienst gepflegt zu werden, bei den über 60-Jährigen sind es sogar 91 Prozent. Freiwillig in ein Pflegeheim ziehen, auch wenn noch häusliche Pflege möglich wäre, würden nur neun Prozent.

Für die Studie befragte das Bielefelder Beratungsinstitut Mentefactum in zwei repräsentativen Umfragen zwischen dem 15. und 18. August 1.004 und vom 29. August bis zum 1. September 1.007 Deutsche über 16 Jahren in Telefoninterviews.

epd
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5 Antworten

  1. Das Problem bei solchen Umfragen ist, dass hier viele lediglich „aus dem Bauch heraus“ antworten. Echtes Faktenwissen ist hier selten vorhanden. Lediglich gefüttert mit negativen Berichten und Vorurteilen, kommen diese Antworten. Die faktische Praxis sieht dagegen doch deutlich anders aus. Ergo stellt sich die Frage, wie ernst kann man solche Umfragen nehmen?
    Es ist aber richtig und wichtig, dass die Wahrnehmung von Pflegeeinrichtungen und deren immer weiter werdende Angebote besser kommuniziert werden müssen.

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  2. „Fast ein Drittel (30 Prozent) würde sich in einer solchen Pflege-Notsituation eher um eine begleitende Suizidbeihilfe bemühen.

    „Die Entscheidung ‚lieber tot als Pflegeheim‘ muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein“, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.“

    Daraus ergibt sich:
    „Ich falle der Gemeinschaft zur Last – deshalb will ich sterben…“

    Erschreckend!!!

    Was sagen die Leitungen der Kirchen und Gemeinschaften dazu?
    Wird dagegen gehalten?
    Womit?

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    1. Die Personalsituation ist in manchen Pflegeheimen katastrophal. Eine Bekannte musste als Azubi 1. Lehrjahr die Stationsleitung übernehmen und zwei Menschen aus den Philipinen anlernen, die kein Deutsch konnten, Welcher alte Mensch möchte sich solchen Situationen aussetzen?

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  3. Hier trägt die Ideologie des Hyper-Individualismus traurige Früchte.
    Leben heißt doch aber immer, aufeinander angewiesen zu sein.

    Der Psychologe, Dr. Viktor Frankl, dem sich selbst die Frage von Sinn oder Sinnlosigkeit durch seine Erfahrungen im KZ in ihrer ganzen existentiellen Bedeutung stellte,
    Frankl hat dies erkannt:
    „Im Dienst an einer Sache oder in der Liebe zu einer Person erfüllt der Mensch sich selbst.
    Je mehr er aufgeht in seiner Aufgabe, je mehr er hingegeben ist an seinen Partner,
    um so mehr ist er Mensch,
    um so mehr wird er selbst.
    Sich selbst verwirklichen kann er also eigentlich nur in dem Maße,
    in dem er sich selbst vergißt,
    in dem er sich selbst übersieht.“

    Leben heißt Hingabe. Leben ist nur in Liebe möglich.
    Und deshalb darf man auch Hingabe und Liebe empfangen, wenn man selbst hilfsbedürftig ist.

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  4. Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein… Psalm 92,15

    Wer beruft sich überhaupt auf diese Verheißung?

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