Theologin und Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann gestorben

Von der Vorzeige-Katholikin zur leidenschaftlichen Kämpferin gegen Dogma und Frauenfeindlichkeit: Uta Ranke-Heinemann war jahrzehntelang eine einzige Provokation für die katholische Kirche. Jetzt ist sie mit 93 Jahren gestorben.
Uta Ranke-Heinemann

Brav war Uta Ranke-Heinemann nie. „Ich sah immer schon das Haar in der Suppe, bevor es überhaupt reingefallen ist“, sagte die streitbare Theologin einmal über sich selbst. Ihr Vater, der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann (1899–1976), attestierte ihr bereits als Kind „Rebellenblut“. Als erste Frau der Welt wurde Ranke-Heinemann 1970 Professorin für katholische Theologie. Als sie jedoch 1987 das Dogma der Jungfrauengeburt öffentlich anzweifelte und nicht klein beigab, wurde ihr die Lehrerlaubnis entzogen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist die unbeugsame Kirchenkritikerin im Alter von 93 Jahren gestorben.

Geboren wird Uta Heinemann 1927 in Essen. Ihr brillanter Geist zeigt sich bereits, als sie im Essener Burggymnasium ihr Abitur ablegt – mit Auszeichnung und als einziges Mädchen neben 800 Jungen. Uta wird evangelisch erzogen und studiert ab 1947 evangelische Theologie, bevor sie 1953 zum katholischen Glauben übertritt – aus Liebe zum katholischen Religionslehrer Edmund Ranke, mit dem sie sich schon in der Schule verlobt und den sie 1954 heiratet. Er ist das Glück ihres Lebens bis zu seinem Tod 2001, aus der Ehe gehen zwei Söhne und ein Enkel hervor.

Nach ihrer Konversion legt Ranke-Heinemann zunächst eine Bilderbuchkarriere als Vorzeige-Katholikin hin: Sie studiert im Eiltempo in München gemeinsam mit dem späteren Papst Joseph Ratzinger katholische Theologie, promoviert 1954, habilitiert sich 1969 und wird ein Jahr später die erste katholische Theologieprofessorin der Welt. Zunächst lehrt sie an der Pädagogischen Hochschule in Neuss, ab 1980 an der Uni Duisburg und ab 1985 in Essen.

In der Folge entwickelt sich Ranke-Heinemann jedoch zur schärfsten Kritikerin von Papst und katholischer Kirche. Sie verliert 1987 ihren Lehrstuhl für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte, weil sie in einer Fernsehsendung aus dem Marienwallfahrtsort Kevelaer kurz vor dem Deutschland-Besuch von Papst Johannes Paul II. offen sagt, dass sie nicht an die Jungfrauengeburt glaubt.

Ein Paukenschlag ist ein Jahr später das Erscheinen ihres Hauptwerks „Eunuchen für das Himmelreich“, in dem sie mit „der 2.000-jährigen Geschichte der Sexualitätsfeindlichkeit der katholischen Kirche“ abrechnet. Das scharfzüngig und provokant geschriebene Buch wird schnell zum Bestseller.

Ranke-Heinemann kritisiert auch den theologischen und kirchlichen Antijudaismus und tritt für Gerechtigkeit ein. Während des Vietnamkriegs reist die Pazifistin 1972 in den kommunistischen Norden und setzt sich für ein Ende der Kämpfe ein, in den 80er Jahren engagiert sie sich für die Friedensbewegung.

Intimfeind Joseph Ratzinger

Nach dem Verlust ihrer Professur richtet die Uni Essen Ende 1987 für die Beamtin auf Lebenszeit einen Lehrstuhl für Religionsgeschichte ein. Getrieben von ihrer Ablehnung einer deutschen Beteiligung am Kosovo-Krieg, kandidiert Ranke-Heinemann 1999 für die PDS für das Amt des Bundespräsidenten. Bei der Abstimmung verliert die parteilose Kandidatin erwartungsgemäß klar gegen Johannes Rau, den Ehemann ihrer Nichte Christina.

Auch wenn sich Ranke-Heinemann jahrzehntelang wie kaum jemand sonst an der katholischen Kirche reibt – ein Austritt kommt für sie nicht infrage. Sie sei „ein bleibender Protest“ und wolle die Kirche nicht dem „herrschsüchtigen, kalten vatikanischen Machtapparat überlassen“, sagt sie zu ihrem 85. Geburtstag. Unter Papst Benedikt XVI. – ihrem Intimfeind Ratzinger, der ihr im Streit um die Jungfrauengeburt nicht beistehen wollte – habe die katholische Kirche einen Tiefpunkt erreicht.

Über den Nachfolger Franziskus sagt Ranke-Heinemann nichts Negatives, echte Reformen erwartet sie aber nicht. „Die Unfehlbarkeit der Vorgängerpäpste behindert das selbstständige Denken der Nachfolgerpäpste“, kritisiert sie 2014 mit Blick auf die vatikanische Familiensynode. Die Hoffnungen auf mehr Offenheit und eine andere Haltung zu Frauen seien „vergeblich in einer Kirche, in der alle Hirten Männer und alle Frauen Schafe sind“.

In ihren letzten Lebensjahren wird es stiller um Uta Ranke-Heinemann, sie tritt nicht mehr öffentlich auf, da sie nach Angaben ihres Sohnes Andreas an einer leichten Demenz leidet.

epd
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10 Antworten

  1. Ich finde es spannend, dass die Thesen dieser Theologien einzig und alleine gegen die RKK gerichtet aufgefasst werden. Die Dame verwarf zentralste Inhalte des christlichen Glaubens und verortete diese in die Welt von „Bedeutungserzählungen“ – gleich wie Märchen, nur im „theologischen“ Mantel. Und so wurde sie nicht nur zur Intimfeindin irgend eines Mannes – sondern zur populären Stimme einer Selbstsäkularisierung, die nicht merkt, wohn der Trend geht.

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  2. Uta Ranke Heinemann hat keine Liebe zu den Menschen gezeigt.. Sie war eine Rebellin. Aus dem Evangelium in dem die Liebe Gottes geschrieben steht hat sie nichts gelernt., Sie war keine Botschafterin unseres Herrn Jesus Christus. Der Kirche, besonders der katholischen Kirche und ihren Gläubigen war sie keine Hilfe bei Glaubensfragen zur Zeit.

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  3. Auch eine wunderbare, geistreiche Frau wie sie ist an den verkrusteten, bigotten und unreformierbaren Strukturen der römisch katholischen Kirche gescheitert. Mag man vermuten. Der Absturz der katholischen Kirche innerhalb weniger Jahrzehnte in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit ist aber Zeichen genug zu erkennen wer richtig lag und wer nicht. Ein homoerotischer Bund alter Männer wird auch zukünftig ohne grundlegende Reformen nicht in der Lage sein die RKK wieder flott zu machen.

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  4. Sie zweifelte die Jungfrauengeburt an und damit die Göttlichkeit von Jesus.
    1Joh 2,23 Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.
    Diese Frau ist nicht gerettet.
    Nur Jesus rettet und wer diesen nicht annimmt wie es in der Bibel steht geht verloren.

    Nehmt Jesus an und lest die Bibel selbst – Jesus rettet nicht die Kirche – die Zeit der Gnade ist bald vorbei.

    Grüße und Gottes Segen

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  5. Jesus rettet, die Kirche nicht.
    In meinem Kommentar hat ein Komma gefehlt.

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    1. In ihrem Kommentar hat noch weit mehr gefehlt, als nur ein Komma. Ob Frau Ranke-Heinemann gerettet ist oder nicht, das entscheiden (Gott sei Dank!) nicht sie. Sie setzen sich hier auf den Richterstuhl, ein Platz, der ihnen nicht zukommt. Welch eine Anmaßung, ein solches Urteil zu fällen! „Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet …“
      „Die Zeit der Gnade ist bald vorbei“? Da kann man in dieser Passionswoche eigentlich nur wie Jesus beten, angepasst auf diesen Post: „Vater, vergib ihm, denn er weiß nicht, was er schreibt.“

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      1. Da haben Recht. Ich kann nicht entscheiden ob Frau Ranke-Heinemann gerettet ist oder nicht – das entscheidet alleine Gott. Wenn Frau Ranke-Heinemann Jesus als ihren Herrn angenommen hat und sie ihm ihre Sünden gegeben hat dann ist sie gerettet. Ich kann nicht sagen wie es in Frau Ranke-Heinemann’s Herzen aussieht.

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        1. Ich glaube diese Einsicht genügt nicht! Es liegt mit dieser ganzen Bekehrungsfrömmigkeit doch im Argen.
          Hier wird aus der Glaubensentscheidung ein Ticket gemacht, das man lösen kann für die ewige Errettung.
          Wie ist es dann aber mit einer jungen Frau in Deutschland, die nicht an die Barmherzigkeit eines himmlischen Vaters glauben kann, weil der irdische sie missbraucht hat?
          Wie ist es mit der weiß ich wievielten Tochter eines afghanischen Talibanstammesfürsten, kann die sich einfach für Jesus entscheiden?
          Irgendwie sind Ihre Antworten zu kurz gegriffen. Man bringt die Soteriologie nicht einfach auf fünf Sätze mit Fahrscheinreservierung Richtung himmlischer Gefilde….

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  6. Joh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.

    Grüße und Gottes Segen

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