Theologe Kummer und Astronom Lesch: Himmelsforscher unter sich

Können sich Naturwissenschaft und Spiritualität ergänzen oder sind sie Widersprüche? Darüber sprechen der bekannte Astrophysiker und TV-Moderator Harald Lesch und der Jesuit Christian Kummer in einer Fernsehsendung.
Von Jörn Schumacher

Die englische Sprache hat zwei Begriffe, wo das Deutsche nur eines hat: Wenn wir vom „Himmel“ sprechen, unterscheidet das Englische zwischen dem Himmel mit Sonne, Mond und Sternen und dem Himmel der Religionen. Der Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch untersucht beruflich den ersten, aber auch den zweiten streift er regelmäßig, denn Lesch ist nicht nur Astronom, sondern auch Naturphilosoph und zudem gläubiger Christ. Im Gespräch mit Theologen und Philosophen diskutiert er regelmäßig immer auch über den Himmel des Geistes und des Glaubens. So zuletzt mit dem Jesuiten Christian Kummer, der auch Biologe ist.

Die miteinander befreundeten Forscher haben 2016 gemeinsam das Buch „Wie das Staunen ins Universum kam – ein Physiker und ein Biologe über kleine Blumen und große Sterne“ geschrieben. Der Theologe Kummer ist emeritierter Professor der Hochschule für Philosophie in München und studierter Biologe.

In einer aktuellen Ausgabe der Sendung „Stationen“ des Bayerischen Rundfunks sprachen die beiden Forscher über das Phänomen, dass die Beschäftigung mit dem einen Himmel so oft zu einer Faszination für den anderen Himmel führt. Die Sendung ist immer noch in der Mediathek abrufbar.

Kummer spekuliert, dass sternenklare Nächte einen „seelischen Sog“ im Menschen hervorrufen. Der Blick in die Weite des Alls „ziehe“ einen förmlich „in ein Fragezeichen“, so der Theologe. Die enge Verbindung zeige sich etwa daran, dass seit jeher Forschung in Klöstern stattfand und bis heute der Vatikan eine eigene Sternwarte betreibt.

Doch: „Blickt man auf die letzten Jahrhunderte zurück, dann haben sich christliche Theologie und Astronomie oft sehr schwer miteinander getan“, heißt es im Film. Lesch erläutert: „Wer behauptete, er könne irgendetwas erklären von den Dingen, die sich am Himmel bewegen und warum, der geht sofort in Konkurrenz mit der Theologie.“ Daraus sei ein Streit um die Hoheit über die Erklärung der Welt entstanden, so der Astronom und Philosoph. Kummer sieht hier kein grundsätzliches Problem: „Astronomie ist eine Wissenschaft neben anderen, von den Theologen akzeptiert.“

Lesch: Wann wird Religion zum Machtinstrument?

Lesch betont, entscheidend sei immer, ob und wann Religion zu einem Machtinstrument werde, anstatt nur auf der spirituellen Ebene zu bleiben. Während sich Naturwissenschaften mit dem Wie der Natur befassen, fragen Philosophie und Religion nach dem Warum. „Wer einfach so in den Himmel schaut, mag sich aber auch beides gleichzeitig fragen: Wie das Universum funktioniert und warum es da ist“, stellt der Film fest.

Kummer erklärt, der Blick auf den Kosmos, der den Menschen hervorgebracht hat, rufe in ihm den Wunsch hervor, das Wort „Geist“ einzuführen. Der aber sei selbstverständlich von der Naturwissenschaft nicht greifbar. Lesch stimmt dem zu: „Es macht den Menschen aus, diese beiden Ebenen in sich zu vereinen. Deswegen wird es immer diese verschiedenen Seiten geben, die wir nicht auflösen können.“

Der Astronom fügt ein für ihn wichtiges Fazit hinzu: „Es gibt keinen Planeten B. Alle Astronomie sollte ihren Blick immer wieder um 180 Grad drehen, zurück auf den kleinen blauen Planeten, von dem in den Chroniken der Milchstraße steht, dass er zu den schönsten Planeten im gesamten Universum gehört.“ Lesch fügte hinzu: „Ich hoffe, dass in den Chroniken der Zukunft nicht steht: Die hatten doch eigentlich alle Chancen, warum haben sie die nicht genutzt?“

Der BR-Film schließt mit der Erkenntnis: „Ein Astrophysiker, der auch Philosoph ist, und ein Jesuit, der auch Biologe ist – Harald Lesch und Christian Kummer sind ein Beispiel dafür, dass sich Naturwissenschaft und Spiritualität sehr gut ergänzen können.“

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6 Antworten

  1. Wenn ich den Lesch im Fernsehen sehe, habe ich immer den Eindruck er hat von Gott selbst die Deutungshoheit über unsere Welt bekommen. Wer so einen braucht zum besseren Weltverständnis dem sei’s gegönnt. Was er zu den absolut „sicheren und wirksamen Impfstoffen“ gesagt hat, reicht für mich aus um ihn richtig einzuschätzen.

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    1. Prof. Lesch ist ein anerkannter Wissenschaftler und ein exzellenter Wiissenschaftsvermittler in die breite Bevölkerung, solche sind im deutschsprachigen Raum eine Rarität. Dass das dem verschwörungsrauner HoZi nicht passt, kann kaum überraschen!

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      1. Danke, lieber Carvalho!
        Übrigens: Wer immer noch nicht kapiert, dass gegen Viren das einzige Mittel die Impfung ist, denn kann ich auch richtig einschätzen.

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        1. Bezüglich der „Omikron“-Viren und der Impfung scheint die Wissenschaft da inzwischen neue Erkenntnisse zu haben, oder?

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        2. Also das Mittel gegen Viren ist erst mal das Immunsystem. Ohne dieses ginge gar nichts! Daher ist die Impfung ganz sicher nicht das einzige Mittel.

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      2. Sind Sie aber heute wieder nett. Wünsche Ihnen trotzdem alles Gute. Es ist doch toll, dass es Menschen wie den Herrn Lesch und Sie gibt, die alles wieder ins rechte Licht rücken. Bleiben Sie gesund !

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