Meinung

Teufel austreiben mit Coolness: „The Pope’s Exorcist“ jetzt auch auf Netflix

Für die einen ein großer Spaß, für die anderen ein Ärgernis: Exorzisten-Filme. In „The Pope's Exorcist“ tritt Russell Crowe als cooler Chef-Exorzist des Vatikans auf – der tatsächlich gelebt hat.
Von Jörn Schumacher
Russel-Crowe

Er sieht manchmal ein wenig aus wie der durchgeknallte Walter Sobchak aus „The Big Lebowski“. Mit seiner gelben Sonnenbrille ist er auf jeden Fall cooler, als man sich einen Angestellten des Vatikans vorstellen würde. Der Italiener Gabriele Amorth war tatsächlich oberster Exorzist des Vatikans, seine Erlebnisse hielt er in Memoiren fest, er verstarb im Jahr 2016 im Alter von 91 Jahren. Im Film wird er nun verkörpert vom neuseeländischen Hollywoodstar Russell Crowe, der etwa durch seine Hauptrolle im Film „Gladiator“, für die er 2001 einen Oscar erhielt, Bekanntheit erlangte.

Das Genre Exorzisten-Filme muss, um bei seinen Fans angenommen zu werden, gewisse Elemente enthalten. Spuckende und um sich schlagende Menschen etwa, die in einem Bett liegen, die hier und da auf überraschende und unnatürliche Weise diverse Körperteile verdrehen. Sie lästern Gott, spotten über Priester, haben aber Angst vor christlichen Symbolen. Und sollte jemand in ihrer Anwesenheit den Namen Jesus Christus nennen, flippen sie gänzlich aus. So ist es auch erwartungsgemäß im Spielfilm „The Pope’s Exorcist“, der jetzt auch auf Netflix läuft.

Originell ist hier vor allem die Verkörperung des Chef-Exorzisten Amorth. Mit einem Motorroller prescht er durch Rom, um zu seinen Einsatzorten zu gelangen. Er trägt eine lässige Sonnenbrille, macht Witze und scheucht gerne Nonnen mit einem „Ps Ps“ auf wie einen Taubenschwarm.

Als Amorth zu einer alten Villa in Spanien gerufen wird, ist bald klar, dass es dieses Mal um mehr geht als um einen Dämon, der vom Körper eines Bauernjungen Besitz ergriffen hat. Hier geht es um die Katholische Kirche selbst, um den Vatikan und den Papst. Die Gruseleffekte sind dann wie gewohnt extrem dramatisch, eine Komödie will der Film durchaus nicht sein, Genre-Fans kommen voll auf ihre Kosten.

Mit Humor und Sündenbekenntnis gegen den Teufel

„Immer, wenn man behauptet, es gebe den Teufel gar nicht, dann triumphiert er am meisten.“ Mit diesem Zitat beginnt der Film. Es stammt von Amorth, auf dessen Aufzeichnungen der Film beruht. Es gibt – zumindest im Film – gewisse Regeln, nach denen ein Exorzismus betrieben wird. Außenstehende könnten verwirrt sein: Wann holt man welches Symbol heraus, wann betet man zu wem, zu Jesus, zur Jungfrau Maria, wann ist das Vaterunser angebracht, und ist dann Latein die bessere Wahl? Vieles ist an den in der Bibel beschriebenen Austreibungen angelehnt. Wichtig scheint auf jeden Fall zu sein, den Namen des Dämons zu erfahren, denn nur so kann man ihm befehlen, aus dem Körper des Besessenen herauszukommen.

Entscheidend ist es zudem, zuvor seine Sünden bekannt zu haben. Denn: „Eure Sünden werden euch verfolgen“, dieser Satz fällt häufiger im Film und ist ein eisernes Gesetz. Denn nur wessen Sünden abgewaschen sind, vor dem fürchten sich Dämonen. Das muss auch Amorth erkennen, und hieraus entwickelt sich eine etwas komplexere Geschichte, denn auch der Priester hat eine dunkle Vergangenheit. „Doch die ist durch Jesus Christus reingewaschen“, kann der Priester verkünden. Und die Dämonen schwächeln.

Der echte Gabriele Amorth

Ebenso sind Witze vonnöten, wenn man zu einer Teufelsaustreibung schreitet. Denn: „Der Teufel mag keine Witze“, lehrt der Chef-Exorzist seinen jungen Begleiter, einen spanischen Priester. Zur weiteren Fachkenntnis des Priesters gehört die Unterscheidung zwischen einer gewöhnlichen psychischen Störung und einer tatsächlichen Besessenheit. Etwa 98 Prozent seiner Fälle überweise er in ärztliche und psychiatrische Betreuung, sagt Amorth, die restlichen zwei Prozent seien tatsächlich Einwirkungen des Bösen.

Technisch ist der Film gut gemacht. Die Drehorte (gedreht wurde in einem alten Schloss in Irland) sind treffend. Crowe als römischer-katholischer Priester wünschte man sich noch häufiger auf die Leinwand, seine physische Präsenz und sein Humor stehen einem Mann Gottes, der es mit Dämonen zu tun bekommt, gut.

Der echte Gabriele Amorth war Priester und von 1986 ein offizieller Exorzist der Diözese Rom. Von 1994 bis 2000 war er Vorsitzender der „Internationalen Exorzistenvereinigung“, die zur Katholischen Kirche gehört. In seinen Büchern, Artikeln und Interviews in Zeitungen, Radio und Fernsehen setzte sich Amorth dafür ein, dass das Themas Exorzismus mehr Beachtung findet. Er plädierte dafür, dass Christen einen Auftrag hätten, Dämonen auszutreiben und berief sich dabei auf die Bibel. Er behauptete Anfang 2010, bis dato etwa 70.000 erfolgreiche Exorzismen durchgeführt zu haben.

„The Pope’s Exorcist“, 103 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Julius Avery, mit Russell Crowe

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