Stress mich nicht, Stress!

Das Leben muss nicht immer anstrengend sein – und der Glaube kann dabei helfen, dass es nicht so ist. Der Fachpfleger für psychiatrische Pflege, Jonathan Gutmann, hat ein Buch mit dem Titel „Jesus aber schlief“ geschrieben. Darin gibt er mit Hilfe der Bibel Tipps für ein effektives Stressmanagement. Eine Rezension von Johannes Blöcher-Weil
Von PRO
Stress kann für Menschen ganz unterschiedliche Folgen haben: Deswegen ist es wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen, meint Autor Jonathan Gutmann

Jonathan Gutmann beschäftigt sich in seinem Buch „Jesus aber schlief“ mit dem, was bei Menschen Stress auslöst und wie sie ihn vermeiden können. Neben einer theoretischen Hinführung zum Thema hat er viele praktische Tipps im Gepäck. Vor allem in der aktuellen Pandemie mit großen Einschränkungen ist das Buch eine lohnenswerte Lektüre. Es enthält viele Hilfestellungen, die (auch) für die aktuelle Ausnahmesituation wertvoll sind.

Weil eine seelische Krise jeden Menschen treffen kann und Gesundheit ein hohes Gut ist, ist das Thema ein Dauerbrenner. Sowohl im theoretischen Teil, aber vor allem im praktischen Teil des Buches kann der Autor seine beruflichen Erfahrungen als Fachpfleger einer psychiatrischen Klinik einbringen. Natürlich bringt der Christ auch biblische Impulse mit in das Buch ein.

Stress bewältigen und an die eigenen Bedürfnisse denken

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Stress als die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts. Für den Körper kann das automatisierte und zuverlässige Notfall-System Stress sowohl positive als auch negative Effekte haben. Natürlich ist vieles, was Gutmann schreibt, nicht neu. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Strategie, Stress zu bewältigen und dabei seine eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen.

Viele – auch seiner Patienten – definierten sich darüber, was sie leisteten. Daran scheiterten sie dann häufig. Dem Autor selbst bietet der Glaube Schutz, weil er ihm Sinn und Hoffnung für sein Leben gibt. Das Leben verlaufe bei allen Menschen in Höhen und Tiefen und schütze nicht vor Krisen. Wer allerdings Hoffnungen habe, könne auch in der Krise wachsen.

Im zweiten Teil des Buches wird es dann noch praktischer und lebensnaher. Gutmann entfaltet, was bei einem stressfreien Leben helfen kann. Dabei geht er offen und ehrlich mit seinen eigenen Rückschlägen um. Über allem steht, dass für Gott nichts unmöglich ist. Trotzdem könne der Mensch auch seinen Beitrag leisten, um Frühwarnzeichen für Stress zu erkennen. Als Beispiele nennt er pausenloses Arbeiten, wenn das Gefühl entsteht, unentbehrlich zu sein oder wenn jemand zu Gereiztheit und aggressivem Verhalten neigt beziehungsweise seine Misserfolge und Enttäuschungen verdrängt.

Wichtig ist dem Autor, dass seine Leser auch ihre eigenen Potenziale nutzen. Auch für mögliche Konfliktsituationen gibt Gutmann Mittel an die Hand. Provozierende Du-Botschaften seien da fehl am Platz und wenig zielführend. Und immer wieder lädt er dazu ein, Gemeinschaft mit anderen Christen zu pflegen und zu genießen. Auch außerhalb der Gemeinde lohne es sich, das Leben als Fest zu gestalten.

Manche Sprichwörter und Glaubenssätze hinterfragen

Jeder solle für sich selbst Prioritäten setzen, sich regelmäßige Ruhepausen gönnen und sich davor hüten, „Gottes Arbeit zu seiner Arbeit zu machen“. Wertvoll findet der Autor eine gesunde Konflikt- und Streitkultur. Wer Stress vermeiden möchte, solle auch Sprichwörter und Glaubenssätze kritisch hinterfragen und Sätze wie „Ich kann das nicht!“ vermeiden, weil sie einschränken.

Wer einen guten Umgang mit seinen eigenen Fehlern finde („Fehler lassen sich nicht vermeiden“), könne in vielen Dingen eine neue Perspektive einnehmen. In diesem Prozess könne Gott auch helfen. Die Liste der weiteren Empfehlungen ist lang: Am intensivsten und persönlichsten wird es für viele Leser sicher beim Vergessen und Verzeihen oder wenn es darum geht, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Dankbarkeit und Zufriedenheit hält Gutmann für die wichtigsten Ratgeber.

Gutmann wünscht sich natürlich, dass das Gelesene dazu führt, die eigenen Lebensumstände und festgefahrene Strukturen zu ändern. Manchmal fordert er den Leser heraus, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wer eine Krise durchlebe, müsse sich nicht als gescheitert betrachten, sondern könne darin auch eine Chance sehen.

Professionelle Hilfe ist ein Zeichen für Mut

Keiner müsse sich davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wieso solle man sich analog zu körperlichen Schmerzen nicht auch seelischen Schmerzen fachlichen Rat holen: „Das zeugt von Mut und Weisheit, Schwächen zuzulassen!“ Haften bleibt dem Leser sicher das Bild mit der Tankstelle. Gutmann wünscht sich, dass die Menschen ihre Tankstellen nicht nur kennen, sondern auch anfahren. Für ihn ist ein Anker die Bibel, in der Gott auch Hilfestellungen anbiete.

Das Buch ist deswegen so wertvoll, weil es realistisch und lebensnah ist. Gutmann betont, dass sich auch Gläubige kritische Gedanken machen dürfen – natürlich auch zu den Inhalten des Buchs. Er kennt aus eigener Erfahrung, dass Änderungsprozesse länger dauern können – und man sich nicht zu schnell entmutigen lassen sollte.

Sie können aber auch ein entscheidender Wendepunkt im Leben jedes Einzelnen sein. Genau dafür ist das Buch so wichtig, weil es eine entspanntere Zukunft – durch die vielen wertvollen Hinweise – anbietet. Alle diese Punkte umzusetzen, könnte in Stress ausarten, aber jeder Leser kann ja selbst entscheiden, womit er anfangen möchte – und dabei, so Gutmann, gerne auch Gott einbeziehen.

Der Autor ist außerdem Burn-out-Berater und Stressbewältigungstrainer. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Offenbach.

Jonathan Gutmann, Jesus aber schlief – Biblische Tipps für ein effektives Stressmanagement, ISBN 978-3-96362-206-9, Francke-Buch GmbH, 176 Seiten

Von: Johannes Blöcher-Weil

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