Stephan Weil über den „wichtigsten“ Bibelvers für Bürgermeister

Auf dem Kirchentag hielten der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und der Journalist Julius Geiler eine gemeinsame Bibelarbeit. Dabei erkannte Weil im Bibeltext ein wichtiges Leitmotiv für Politiker.
Von Martin Schlorke
Stephan Weil, Julius Geiler

„Suchet der Stadt Bestes“, sagte der Prophet Jeremia zu den Israeliten in Babel (Jeremia 29,7). Dieser Vers ist für den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) ein „total wichtiger“ Satz. Er müsste eigentlich das Lieblingsbibelwort aller Bürgermeister in Deutschland sein, erklärte er im Rahmen einer Bibelarbeit auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag. Denn darin komme eine Haltung zum Ausdruck, von der „wir uns heute eine Scheibe abschneiden können“.

Für Weil stelle dieser Satz eine Provokation dar. Schließlich befand sich das Volk der Israeliten damals im Exil. Da scheine der Satz eigentlich gar nicht richtig zu passen. Wie viel mehr müssten wir in Deutschland dann diesen Satz zu Herzen nehmen, fragte Weil. Deutschland gehe es im weltweiten Vergleich gut. Und dennoch stelle er überall eine Verzagtheit fest. Deswegen sei die Aussage von Jeremia die „richtige Einstellung“ zum Leben. Weil wünscht sich auch für Deutschland, dass Menschen sich in die Gemeinschaft investieren. „Das würde uns in Deutschland dringend guttun.“

Falsche Propheten in Medien und Politik

Der Journalist Julius Geiler erkennt in diesem Vers auch den Aufruf zum Durchhalten. „Resigniert nicht, bleibt vor Ort und irgendwann wird es Hoffnung und eine glückliche Zukunft geben.“

Im Bibeltext warnt Jeremia weiter vor falschen Propheten. Diese seien nicht nur dem Volk Israel begegnet, sondern würden auch heute noch auftreten. Für den „Tagesspiegel“-Journalisten sind falsche Propheten Menschen, die „viel versprechen, Hoffnung säen“, ohne dass Substanz dahintersteckt. Als Beispiel nannte Geiler politische Parteien. Aber auch im Journalismus habe er im Rahmen seiner Berichterstattung über Corona und Rechtsextremismus solche Erfahrungen gemacht. Wer Verschwörungserzählungen und Fake News verbreite, trete nach Meinung von Geiler auch als falscher Prophet auf.

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag treffen sich von Mittwoch bis Sonntag Protestanten, um aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft zu diskutieren und geistliches Leben zu teilen. Unter den 1.500 Veranstaltungen finden sich Vorträge, Gottesdienste, Workshops und Podiumsdiskussionen. Ziel der Veranstaltung ist es laut den Organisatoren, aktuelle gesellschaftliche Fragen aus christlicher Perspektive zu diskutieren.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen