Steinmeier fordert von Papst Aufklärung von Missbrauchsfällen

Hunger-, Flüchtlings, und Klimakrisen bildeten den Hintergrund der zweiten Begegnung zwischen dem Bundespräsidenten und dem Papst. Steinmeier sparte nicht mit Forderungen, Missbrauchsfälle aufzuklären.
Frank-Walter Steinmeier

Papst Franziskus hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag in Audienz empfangen. Dabei ging es nach Angaben des Bundespräsidenten vor allem um die aktuelle Flüchtlingskrise und um den im schottischen Glasgow geplanten Klimagipfel.

Um ihre Funktion zur Hilfe bei der Orientierung in einer Zeit wachsender Unübersichtlichkeit ausüben zu können, müsse die katholische Kirche Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, sagte Steinmeier im Anschluss an die Begegnung in Rom. „Dazu zählt auch die Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen.“ Für Transparenz zu sorgen, sei nicht nur eine Erwartung der Politik sondern vor allem der Betroffenen.

Einigkeit habe mit dem Papst in der Verurteilung der Vorgänge an der belarussischen Grenze zu Polen und Litauen bestanden, sagte Steinmeier in Rom. Dieses Verhalten sei in keiner Weise zu billigen, sagte er im Hinblick auf den von der belarussischen Regierung geförderten Flüchtlingsstrom in die beiden EU-Länder. Gleichzeitig äußerte Steinmeier Bedauern über den Mangel an Einigkeit innerhalb der Europäischen Union in Migrations- und Asylfragen.

Im Gespräch mit dem Papst über humanitäre Krisen habe die Sorge im Vordergrund gestanden, dass Bilder von Hungernden aus Madagaskar bald von entsprechenden Bildern aus Afghanistan abgelöst werden könnten. Nach der Machtübernahme der Taliban drohe den Menschen mit dem Wintereinbruch besondere Not, betonte der Bundespräsident. Dabei sei es für die Politik weltweit nicht einfach, über humanitäre Hilfe nachzudenken und gleichzeitig eine formale Anerkennung der Talibanherrschaft zu verweigern. „Nur wir kommen an der Notwendigkeit humanitärer Hilfe nicht vorbei.“

Das Kirchenoberhaupt habe hinsichtlich des bevorstehenden Klimagipfels seine Sorge geäußert, dass die dortigen Vereinbarungen nicht den Erwartungen entsprechen, sagte der Bundespräsident. Überdies sei es um die synodalen Prozesse gegangen, die innerhalb der deutschen Kirche und auf der Ebene der katholischen Weltkirche derzeit stattfinden.

Steinmeier begrüßte überdies, dass der Papst am selben Tag 500 junge Menschen aus Sachsen-Anhalt treffen wollte. Unter dem Motto „Mit Luther zum Papst“ unternahmen diese eine ökumenische Pilgerfahrt nach Rom.

Der Protestant Steinmeier hatte dem katholischen Kirchenoberhaupt 2017 einen Antrittsbesuch abgestattet. Vor zwei Wochen hatte der Papst die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Audienz empfangen. Dabei ging es unter anderem um Fragen des Klimawandels und um die Aufklärung von Fällen von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

epd
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