Rolf Scheffbuch gestorben: „Ein Kirchenvater mit Welthorizont“

Rolf Scheffbuch ist tot. Der evangelische Theologe und ehemalige Prälat von Ulm starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in seinem Heimatort Korntal. Der streitbare Pietist hinterlässt seine Frau Sigrid sowie zwei Söhne und zwei Töchter.
Von PRO

Scheffbuch wurde am 25. Januar 1931 in Calw geboren und wuchs in Stuttgart auf. Die Glaubenswerbung war stets ein zentrales Anliegen seines Lebens. Mit dem Ruf zum Glauben an Jesus Christus alleine sei es allerdings nicht getan, betonte Scheffbuch immer wieder. Es gehe vielmehr darum, dass christliche Gemeinschaften, alles dafür zu tun, "dass Menschen Christen werden und auch Christen bleiben".

Scheffbuch studierte Theologie und Philosophie in Tübingen, Bethel und Bonn, sowie Theologie und Soziologie in den USA. Nach seinem Vikariat war er seit 1957 persönlicher Referent des damaligen württembergischen Landesbischofs Martin Haug. Danach war Scheffbuch von 1959 bis 1965 Pfarrer am Ulmer Münster. Von 1965 bis 1975 leitete er die Arbeit des damaligen Evangelischen Jugendwerks in Württemberg. Danach war er vierzehn Jahre lang Dekan in Schorndorf. Von 1989 bis 1995 war Scheffbuch Prälat des Sprengels Ulm. Nach seinem Ruhestand zog er mit seiner Familie nach Korntal, wo er sich in der dortigen Brüdergemeinde einbrachte.

ProChrist ein besonderes Anliegen

Darüber hinaus war Scheffbuch von 1965 bis 1989 Mitglied der württembergischen Landessynode. Von 1981 bis 1999 war er Vorsitzender der pietistischen "Ludwig-Hofacker-Vereinigung". Scheffbuch setzte sich auch für die Großevangelisationsbewegung "ProChrist" ein und amtierte als Vorsitzender des Europäischen Zweiges der evangelikalen Lausanner Bewegung. In seinem Ruhestand schrieb er auch noch etliche Bücher, die im Hänssler-Verlag erschienen sind.

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, würdigte das Wirken Scheffbuchs: "Als Deutsche Evangelische Allianz schauen wir dankbar zurück auf die Gemeinschaft mit ihm, sein Leben und seinen Dienst für die evangelikale Bewegung in Deutschland, Europa und weltweit." Er dankte dem "Missionsmann mit weltweitem Blick", der auch die Lausanner Bewegung als Vorsitzender der europäischen Lausanner Bewegung, entscheidend mitgeprägt hat. Zudem habe er sich in der ProChrist-Bewegung eingebracht.

Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Vorsitzender der Deutsche Evangelische Allianz, erklärte gegenüber pro: "Der Verstorbene hat weit über Württemberg hinaus, einem von der biblischen Botschaft getragenen, theologisch versierten und den Menschen zugewandten Pietismus Gesicht und Stimme gegeben. Was ihn auszeichnete, war seine persönliche Glaubwürdigkeit in seinem Einsatz für das Evangelium und für seine Kirche. Er stand zur evangelischen Kirche auch wenn er an ihr litt und er war bis zum Schluß  ein treuer Zeuge seines Herrn, den er liebte, auch wenn dies ihm Anfeindungen einbrachte. Wir sind von Herzen dankbar für alle brüderliche Verbundenheit und alle Zusammenarbeit und betrachten sein Wirken auch als eine bleibende Verpflichtung für unseren Dienst. Unser Bruder darf nun sehen, was er geglaubt hat."

Parzany: "Kein Freund von theologischem Wischiwaschi"

Ulrich Parzany, Leiter von ProChrist, würdigte einen der Hauptinitiatoren und Gründer von ProChrist. Scheffbuch war von 1994 bis 1998 Vorsitzender des ProChrist e.V.: "Mit biblisch-theologischer Klarheit und missionarischer Entschlossenheit hat er den Dienst von ProChrist entscheidend geprägt. Rolf Scheffbuch trat kompromisslos und mutig dafür ein, dass die Bibel und das Evangelium von Jesus Christus das Zentrum der Kirche bleiben. Er war kein ängstlicher Leisetreter und kein Freund von theologischem Wischiwaschi. Bis in die letzten Wochen hat er sich werbend für ProChrist 2013, das im März von Stuttgart ausgestrahlt wird, eingesetzt. Wir danken Gott, dass er der Christenheit in Deutschland diesen mutigen und treuen Zeugen geschenkt hat. Ich habe einen sehr guten Freund und verlässlichen Ratgeber verloren."

"Wir verlieren einen der größten Kenner und einen wirklichen Freund unserer Arbeit und der Idee der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal", erklärte der Korntaler Pfarrer Jochen Hägele zum Tod Scheffbuchs. Der Rektor der Akademie für Weltmission Korntal (AWM), Traugott Hopp, bezeichnete den Verstorbenen als "einen Kirchenvater mit Welthorizont“. Er habe die nachfolgenden Generationen beständig ermutigt mit humorvollen und gekonnten Bezügen zur Gegenwart: "Immer spürbar war sein Wunsch, dass auch heute noch die gute Nachricht, das Evangelium, weltweit glaubhaft bezeugt wird."

Kirche mit Konturen

Scheffbuch sei ein kompromissloser, mutiger und streitbarer Verfechter
eines bibelzentrierten Evangeliums sowie einer Jesus-zentrierten Kirche gewesen. In seinem 2007 erschienen Buch "Ich will keine Wetterfahne sein" forderte er eine Kirche mit Konturen, die sich aus dem Nebel der Beliebigkeit deutlicher abzeichnen müsse als bisher. Immer wieder äußerte er sich mutig und prägnant auch in Predigten und öffentlichen Ansprachen zum Auftrag der Kirche und rief diese kritisch "zur Sache": "Die Kirche ist nicht in erster Linie eine Moralanstalt, die den Supermarkt moralischer Möglichkeiten abzusegnen hat. Sie hat nicht Gewissen einzuschläfern sondern sie zu wecken", erklärte der Pietist.

In zahlreichen Publikationen leistete Rolf Scheffbuch wie kaum ein anderer Kirchenmann einen Beitrag für den württembergischen Pietismus. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit prägenden christlichen Persönlichkeiten, wie beispielsweise in seinem Buch "Große Entdecker und schwäbische Apostel" (2010), in "Grafen und Fürsten im Dienst des höchsten Königs" (2008) und in "Das heilige Korntal und die weite Welt" (2006). Er wollte so den Beweggründen und Motiven früherer Generationen nachspüren, um den Schatz der Kirchengeschichte heutigen Christen zugänglich zu machen und damit einer drohenden Geschichtsvergessenheit in der Kirche vorzubeugen. Es gehe einerseits darum, Glaubensmut für zukünftige Herausforderungen der Gemeinde zu gewinnen und andererseits sich neu zu erden, indem man aus den vergangenen negativen Ereignissen der Vergangenheit die richtigen Lehren zieht.

Gefragter Prediger und Redner

Auch in seiner Zeit im Ruhestand war Scheffbuch ein gefragter Prediger und Redner. Wie aus der Mitteilung der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal zu seinem Tod hervorgeht, habe der Theologe immer wieder auf Fehlentwicklungen und fromme Schwärmereien hingewiesen. Für viele sei er zum geistlichen Bruder, Wegbegleiter und Berater geworden. Als großartiger "Erzähler" in packenden Andachten, in seinen tiefgründigen Bibelstunden und natürlich als glaubensmotivierender Bibelausleger im Gottesdienst habe er sich eingebracht und wertvolle Impulse geliefert. Der Trauergottesdienst zur Beisetzung von Scheffbuch findet am kommenden Freitag, 16. November um 14 Uhr im Großen Saal der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal am Saalplatz statt. (pro)

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Eine Antwort

  1. Habe Scheffbuch als 13 jähriger Junge aus einem Elternhaus in pietistischer Tradition kennengelernt, als er mich zu einem CVJM-Zeltlager an der Jagst in seinem Wagen mitnahm. Bin heute als 75 Jähriger noch von ihm beeindruckt, bin inzwischen der Kirche fern, schätze aber immer noch die aufrichtige Frömmigkeit des pietistischen Umfelds. Mit den geistlichen Leichtmatrosen und ihrer »Samt-und-Plüsch-Rhetorik« habe ich nichts am Hut und bin deshalb und nicht aus finanziellen Gründen aus der evangelischen Kirche ausgetreten.

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