Nawalny zitiert vor Gericht aus Bibel

Ein Moskauer Gericht hat eine Freiheitsstrafe gegen den bekannten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny in einem Berufungsverfahren bestätigt. Dieser nutzte die politische Bühne und bekannte sich zu seinem christlichen Glauben.
Von PRO
Alexej Nawalny bei einer Demonstration 2017 in Moskau

Während seines Berufungsverfahrens am Moskauer Babuschkino-Bezirksgericht hat der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny die Bergpredigt aus dem Matthäus-Evangelium zitiert und seinen christlichen Glauben bekannt. Bereits zu Beginn der Verhandlung kündigte Nawalny dem Richter an, „über Gott und Erlösung“ zu reden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Er sei ein gläubiger Mensch, auch wenn das nicht immer so gewesen sei und manche seiner Mitstreiter darüber spotteten. Der Glaube helfe ihm jedoch bei seiner Tätigkeit, weil „alles viel, viel einfacher wird“, sagte er.

Anschließend zitierte Nawalny in seinem Schlusswort die Bergpredigt: „Selig sind, die hungert und dürstet nach Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ (Matthäus 5,6). Auch wenn das exotisch und seltsam klingen möge, sei die Überzeugung, dass sich am Ende die Wahrheit durchsetze und der Durst nach Gerechtigkeit gestillt werde, die wichtigste politische Idee Russlands, sagte der Politiker.

Nawalny zitierte in der Verhandlung ebenfalls den Satz: „Die Kraft liegt in der Wahrheit“ aus dem russischen Krimifilm „Brat 2“. Der Oppositionspolitiker erwähnte auch bekannte Zitate aus „Harry Potter“ und der Zeichentrickfilmserie „Rick and Morty“.

Nach zweistündiger Verhandlung bestätigte das Berufungsgericht schließlich die Freiheitsstrafe. Nawalny muss seine im Jahr 2014 wegen angeblichen Betrugs verhängte Strafe antreten. Erst vor wenigen Wochen entschied ein Gericht, dass die ursprünglich als Bewährung angesetzte Strafe in eine Freiheitsstrafe umgewandelt wird. Hintergrund ist ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen. Der Vorwurf: Nawalny habe sich zur medizinischen Behandlung nach Deutschland begeben hat, ohne sich vorher bei den russischen Behörden abzumelden. Der Oppositionspolitiker wurde im August 2020 – mutmaßlich vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB – mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet. Während seines Transportes nach Deutschland lag Nawalny im Koma.

Von: Martin Schlorke

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