Von der Leyen: Evangelisch engagiert

Das Europäische Parlament hat Ursula von der Leyen am Dienstag ins Amt der EU-Kommissionspräsidentin gewählt. Die CDU-Politikerin ist evangelisch geprägt und sprach immer wieder über Glaubensthemen.
Von PRO
Ursula von der Leyen errang am Dienstag im EU-Parlament 383 Stimmen. Damit erhielt sie die nötige absolute Mehrheit der 747 Abgeordneten.

Sie ist Pionierin in dieser Position: Ursula von der Leyen wird als erste Frau neue Präsidentin der EU-Kommission. Am Dienstagabend wurde die CDU-Politikerin vom Europäischen Parlament mit knapper Mehrheit in das Amt gewählt. Am 1. November tritt sie die Nachfolge des Luxemburgers Jean-Claude Juncker an. Mit einer couragierten Rede warb sie am Dienstag vor den Abgeordneten um die Zustimmung für ihre Wahl zur EU-Kommissionspräsidentin. „Wer dieses Europa schwächen oder spalten oder ihm seine Werte nehmen will, der findet in mir eine erbitterte Gegnerin“, sagte sie. Von der Leyen hat eine evangelische Prägung und sprach in der Vergangenheit wiederholt auch über Glaubensthemen.

Die 60-Jährige übernahm 2013 das Bundesverteidigungsministerium von Thomas de Maizière. Nun ist sie von diesem Posten zurückgetreten. Von der Leyen würdigte 2014 anlässlich der Einführung von Sigurd Rink in das Amt des evangelischen Militärbischofs die Arbeit der Militärseelsorger. „Sie helfen, den christlichen Glauben zu verkündigen“ und „Sie ermutigen, den Weg mit Gott zu gehen“, sagte die damalige Ministerin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. „Mit Gott ist man nie allein“, erklärte sie in Richtung der Soldaten. Die Militärseelsorge könne eine Orientierung geben, die heute immer mehr Menschen suchten.

Ursula von der Leyen und EKD-Militärbischof Sigurd Rink bei einer Buchvorstellung in Berlin Foto: pro/Marie Wildermann
Ursula von der Leyen und EKD-Militärbischof Sigurd Rink bei einer Buchvorstellung in Berlin

„Christinnen und Christen erkennt man nicht nur an hehren Überzeugungen“, zitierte von der Leyen im Juni 2019 Militärbischof Rink bei einer Buchvorstellung in Berlin, „sondern an der Bereitschaft, im Dienst am Nächsten diese Welt in kleinen Schritten zu verändern.“ Genau das sieht die damalige Verteidigungsministerin in der Bundeswehr verwirklicht: Kleine Schritte hin zu einer friedlicheren Ordnung, das sei der Beitrag der Bundeswehr zu Stabilität und Entwicklung in der Welt. Während der Veranstaltung wurde das Buch „Können Kriege gerecht sein? Glaube, Zweifel, Gewissen – wie ich als Militärbischof nach Antworten suche“ von Rink präsentiert.

Von der Leyen: „Christliches Grundvertrauen macht Kinder in die Welt setzen leichter“

Von der Leyen ist Mitglied der Hannoverschen Landeskirche. Die zukünftige Chefin der EU-Kommission unterstützt die christliche Kinderhilfsorganisation „Ora International“. Diese setzt sich weltweit für Kinder in Not und deren Familien ein.

Zeit des Gedenkens: Die damalige Verteidigungsministerin von der Leyen 2015 beim Besuch in „Yad Vashem“ in Israel Foto: Carsten Vennemann, Bundeswehr
Zeit des Gedenkens: Die damalige Verteidigungsministerin von der Leyen 2015 beim Besuch in „Yad Vashem“ in Israel

Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte die siebenfache Mutter einmal: „So selbstverständlich, wie wir den Kindern die Muttersprache mitgeben, müssen wir ihnen Religion mitgeben.“ Religion und Religiosität würden dabei helfen, Vertrauen in die Zukunft zu haben. „In einer Welt, die unsicherer und unbeherrschbarer wird, werden zwei Dinge wichtiger, die man persönlich beeinflussen kann: die Familie und die Religion.“ Angesichts der demografischen Entwicklung mache es das „christliche Grundvertrauen“ laut von der Leyen „leichter“, Kinder „in die Welt zu setzen“. Sie riet Eltern zudem, mit ihren Kindern zu beten, da solche Rituale die eigene Identität festigten.

Kritik an der Förderung des Christivals

2008 stand von der Leyen für ihre Schirmherrschaft des evangelikal geprägten Christivals in der Kritik. Das ihr damals unterstellte Familienministerium förderte die Veranstaltung finanziell. Ihr Parlamentarischer Staatssekretär Hermann Kues verteidigte sie. Er erklärte, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen habe „ganz bewusst“ die Schirmherrschaft für das Christival übernommen, weil sie damit die christliche Kinder- und Jugendarbeit der christlichen Gruppen in Deutschland anerkennen wolle.

Als die Union 2013 um das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare stritt, sprach sich von der Leyen für ein solches Recht aus. „Ich kenne keine Studie, die sagt, dass es Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften aufwachsen, anders geht als Kindern, die in gemischtgeschlechtlichen Ehen aufwachsen“, sagte sie im Deutschlandfunk. Hinter dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach gleichgeschlechtlichen eingetragenen Lebenspartnerschaften das steuerliche Ehegattensplitting zusteht, stehe ein „Erkenntnisprozess einerseits in der Partei, aber andererseits auch in der Bevölkerung und eine Öffnung, die ich einfach begrüße“.

2005 war von der Leyen Laudatorin bei der Verleihung des christlichen Medienpreises „Goldener Kompass“. Den verleiht die Christliche Medieninitivative pro, ehemals Christlicher Medienverbund KEP, seit 1990 an Medienschaffende, die sich für ausgeglichene Berichterstattung über Kirche und christlichen Glauben und glaubhaft dargestelltes Christsein in den Medien engagiert haben. Die damalige Bundesfamilienministerin hielt die Laudatio auf die Redakteure Anette Lache, Frank Ochmann und Anne Schönharting des Magazins Stern. Sie wurden für ihre Berichterstattung über das Schicksal der siamesischen Zwillinge Lea und Tabea ausgezeichnet.

Ursula von der Leyen im Jahr 2008 bei einer Tagung des damaligen Christlichen Medienverbunds KEP: Damals war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Foto: pro
Ursula von der Leyen im Jahr 2008 bei einer Tagung des damaligen Christlichen Medienverbunds KEP: Damals war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Von der Leyens bisheriges Amt als Verteidigungsministerin übernimmt nun die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. Diese erklärte im pro-Interview auf die Frage, ob sie Lebensschützerin sei: „Jeder Christdemokrat und jede Christdemokratin sollte sich per se als Lebensschützer verstehen. Wobei das für mich auch die Bewahrung der Schöpfung umfasst.“ Sie fürchte, dass, wenn das Werbeverbot für Abtreibung abgeschafft wird, „wir einen weiteren Schritt auf dem Weg gehen, aus einem Schwangerschaftsabbruch einen ganz normalen medizinischen Eingriff zu machen. Wir dürfen nie vergessen, dass er Leben beendet. Und deshalb immer etwas anderes ist als zum Beispiel eine Blinddarmoperation“. Kramp-Karrenbauer treibe auch um, dass „wir es in einem der reichsten Länder der Welt nicht schaffen, ein Klima zu schaffen, in dem werdende Eltern, die etwa die Frühdiagnose Down-Syndrom erhalten, sich in der Lage sehen, ihr Kind auf die Welt zu bringen und großzuziehen. Da versagen wir alle, auch die CDU“.

Von: Martina Blatt

Lesen Sie das ausführliche Interview mit Annegret Kramp-Karrenbauer in der Ausgabe 1/2019 des Christlichen Medienmagazins pro. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/5667752, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.

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