Martin Schulz: „Meine Familie war tief katholisch“

Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wurde durch seine katholische Erziehung sehr geprägt. In einem Interview äußerte er sich auch zum Islam und der „Ehe für alle“.
Von Jörn Schumacher
Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ging auf ein katholisches Internat

„Mütterlicherseits war meine Familie tief katholisch“, sagte Martin Schulz. „Meine Mutter war ein Gründungsmitglied der CDU und stammt aus einer überzeugten katholischen ‚Zentrumsfamilie‘.“ Er sei auf ein Gymnasium der Spiritaner gegangen, das den Jesuiten nahesteht, und diese Zeit habte ihn bis heute sehr geprägt. Das sagte der Politiker im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

An Papst Franzsikus, den der SPD-Politiker mehrfach traf, beeindrucke ihn, dass er die Armut anprangere. „Wenn jemand nicht selbstbestimmt und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen kann, weil ihm die wirtschaftlichen Voraussetzungen dazu fehlen, dann ist er ausgegrenzt. Das ist eine Kernbotschaft des Christentums, die natürlich unglaublich politisch ist.“

Womit Erdogan die Tür zu EU schließen könnte

Auf die Frage nach dem Umgang mit dem Islam sagte der SPD-Politiker: „Religion gehört zum Leben. Die Religionsfreiheit ist ein hohes Gut, und der Dialog der Religionen und Kulturen ist wesentlich für den Bestand unserer Gesellschaft.“ Die Ausübung der Religion sei durch das Grundgesetz besonders geschützt. „Wer aber unter Berufung auf eine Religion Grundrechte missachtet – etwa die Gleichberechtigung von Mann und Frau –, der muss mit Konsequenzen des Rechtsstaates rechnen.“

Die Verfassung schütze alle Religionsgemeinschaften, wenn sie die rechtsstaatlichen Voraussetzungen erfüllen. Auf dieser Grundlage müsse man auch mit dem deutsch-türkischen Islamverband Ditib reden. Die Beziehungen mit ihm hätten sich allerdings geändert, als die Regierung in der Türkei von der kemalistisch-laizistischen Tradition abrückte. „Diese Spannungen innerhalb der Türkei beeinflussen auch Ditib. Auch deshalb hoffe ich, dass sich das Verhältnis zur Türkei entspannt“, sagte Schulz. Er fügt hinzu: „Sollte Erdogan wirklich die Todesstrafe einführen, dann macht er die Tür zur EU zu.“

Zur „Ehe für alle“, die der Bundestag überraschend schnell beschlossen hatte, sagte Schulz, die Ehe zwischen Mann und Frau werde dadurch nicht entwertet. „Für die SPD sind Ehe und Familie aber dort, wo Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen. Die Bundestagsentscheidung mag überraschend gekommen sein. Sie war aber eine langjährige Forderung der SPD und vollzieht nur nach, was in Deutschland längst Alltag ist.“ (pro)

Von: js

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