Es gibt mehr als nur eine Wahrheit

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat seinen Auftritt beim Evangelischen Kirchentag für scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump genutzt. Zum Thema Religion sagte er, Gläubige müssten ertragen, dass es mehr als nur eine Wahrheit geben könne.
Von Anna Lutz
Martin Schulz bezeichnet sich selbst als „passiven Katholiken"

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat am Freitagmorgen auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag gesprochen. Dort bezeichnete er sich als „passiver Katholik“. Beim Thema Religionen gebe es viele verschiedene „gefühlte Wahrheiten“, sagte Schulz und weiter: „Die Lösung kann nicht sein, nur seine eigene für wahr zu halten und dann zu versuchen, sie anderen aufzudrücken, die anderen zu unterdrücken.“ Der richtige Weg sei der der Begegnung. Gläubige müssten „ertragen, dass es mehr als eine Wahrheit geben kann“.

Junge Menschen beim Kirchentag warben mit diesem Banner für Kanzlerkandidat Schulz Foto: pro/Anna Lutz
Junge Menschen beim Kirchentag warben mit diesem Banner für Kanzlerkandidat Schulz

In einem solchen Pluralismus sei es leicht, die Orientierung zu verlieren. Deshalb spiele Vertrauen eine umso größere Rolle. Doch Populisten zerstörten dieses Vetrauen der Bürger in die Politik. Sie wüssten, dass ihre Versprechen unrealistisch seien. „Ich glaube, wir können diese Kräfte aufhalten“, rief er zum Kampf gegen Populismus auf.

Trump demütigt Regierungschefs

Schockiert sei er auch wegen einer neu ausgebrochenen Gewalt im politischen Diskurs. Hier würden Grenzen überschritten. „Ich greife meine Gegner nicht persönlich an, sie sind keine Feinde, sie sind Wettbewerber im politischen Diskurs“, sagte Schulz. „Auch in harten Auseinandersetzungen wolle er bestimmte Linien nicht überschreiten.“ Geschehen sei dies im Wahlkampf in den USA. Donald Trump trete im „Stile eines autokratischen Herrschers“ auf und behandle Regierungschefs anderer Länder demütigend, sagte er mit Bezug auf dessen Besuch in Brüssel am Donnerstag. Dort hatte Trump Deutsche und Europäer beim Nato-Gipfel für mangelndes militärisches Engagement kritisiert. „Das muss und braucht man nicht zu akzeptieren.“ Er beneide Kanzlerin Angela Merkel nicht darum, dass sie das amerikanische Staatsoberhaupt regelmäßig treffe.

„Keine politische Macht darf zu keiner Zeit falsche Nachrichten verbreiten“, sagte Schulz weiter. Damit schüre sie ein pauschales Misstrauen gegenüber Politik und Medien. „Auf diese Weise erodiert das Fundament unserer Demokratie.“ Wer dies vorantreibe, gegen den „müssen wir vorgehen“. Auch die Drohneneinsätze der Amerikaner verurteilte er scharf.

Die Veranstaltung im Berliner Dom wurde um 12 Uhr wegen einer kirchentagsweiten Schweigeminute für die verstorbenen Geflüchteten im Mittelmeer unterbrochen. (pro)

Von: al

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