Irritationen um Käßmann-Äußerung

Margot Käßmann hat beim Kirchentag eine Bibelarbeit gehalten, die im Nachhinein noch für Aufruhr sorgt. Die Theologin hatte am Donnerstag die Forderung der AfD nach einer höheren Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung kritisiert. Diese entspreche dem „kleinen Arierparagrafen der Nationalsozialisten“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Muss sich gegen ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat ihrer Bibelarbeit auf dem Kirchentag wehren: die evangelische Theologin Margot Käßmann

„Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern: Da weiß man, woher der braune Wind wirklich weht“, mit diesen deutlichen Worten hat die evangelische Theologin Margot Käßmann im Rahmen des Kirchentags die Familienpolitik der AfD kritisiert. Gegner Käßmanns rissen diese Aussagen bewusst aus dem Zusammenhang.

Dadurch gab es eine Empörungswelle bei Twitter. Vor allem AfD-Anhänger und Politiker schossen sich auf die Theologin ein. Bei deren Äußerungen entstand der Eindruck, sie habe alle Deutschen ohne Migrationshintergrund zu Neonazis erklärt. Die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach bezeichnete Käßmanns Worte als „linksfaschistische Ergüsse im Namen der Kirche“.

„Zornig und hilflos“

Käßmann nannte die erhobenen Vorwürfe „lächerlich und absurd“. Sie fühle sich zornig und hilflos. Auch rechtliche Schritte gegen die Falschdarstellung wolle sie prüfen. Sie hatte die AfD in Sachsen-Anhalt kritisiert, die eine Erhöhung der Geburtenquote als Staatsziel im Grundgesetz verankern wollte.

Sie habe zwar schon erlebt, dass Äußerungen von ihr entstellt oder aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben worden seien, sagte Käßmann. „Die Erfahrung, dass etwas bewusst falsch dargestellt wird, mache ich aber zum ersten Mal“, wird sie in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung zitiert. „Du fühlst dich auch hilflos, weil du es nicht gerade rücken kannst“.

Geradezu skurril: Die Empörungswelle bei Twitter folgte ausgerechnet an dem Tag, an dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor Fake News im Netz warnte. Käßmann selbst hat keinen Twitter-Account. Sie wolle nicht nur in 140 Zeichen kommunizieren, sagte sie. (pro)

Von: jw

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen