Philipp Melanchthon: „Chefdiplomat der Protestanten“

Philipp Melanchthons Zusammenarbeit mit Martin Luther veränderte das Christentum grundlegend. Gemeinsam übersetzten sie auch die Bibel ins Deutsche. Am 16. Februar vor 525 Jahren kam er zur Welt.

Er war Reformator, Theologe, Humanist, Gelehrter und auch ein großer Ökumeniker: Vor 525 Jahren wurde Philipp Melanchthon im heute badischen Bretten geboren. Der Sohn eines Waffenschmieds kam am 16. Februar 1497 als Philipp Schwarzerdt auf die Welt. Erst später nannte er sich Melanchthon, die griechische Übersetzung von „Schwarzerdt“.

Er zählt er zu den wichtigsten Universalgelehrten. Die von ihm angestoßenen Schul- und Bildungsreformen reichen bis in die Gegenwart. Und mit seinen 1521 veröffentlichten „Loci Communes“ und dem Augsburger Bekenntnis („Confessio Augustana“) aus dem Jahr 1530 formulierte Melanchthon Grundsätze des evangelischen Glaubens.

Wichtiger Mitarbeiter Luthers

Lange Zeit jedoch stand er im Schatten seines Weggefährten Martin Luther (1483-1546). Das habe sich in den vergangenen Jahren geändert, sagt Günter Frank, Direktor der Europäischen Melanchthon Akademie in Bretten, im Gespräch mit dem epd.

Heute werde wahrgenommen, welch wichtige Rolle Melanchthon damals spielte. Er sei der wichtigste Mitarbeiter Luthers gewesen. Weil er hervorragend Hebräisch, Griechisch und Latein beherrschte, habe er diesem dabei geholfen, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Daher müsste eigentlich nicht von Luther-, sondern von Luther-Melanchthon-Bibelübersetzung gesprochen werden, sagt Frank. Als systematischer Denker hat er außerdem Luthers religiöse Erfahrungen in ein geordnetes System – sogenannte Dogmatiken und Katechismen – gebracht, damit andere sie nachvollziehen konnten.

Bereits mit 14 Jahren erwarb Melanchthon an der Heidelberger Universität den Baccalaureus, 17-jährig in Tübingen den Magistergrad. 1518 holte Kurfürst Friedrich der Weise den 21-Jährigen im Zuge der Universitätsreform auf den neuen Lehrstuhl für Griechisch nach Wittenberg.

Frank bezeichnet Melanchthon als gesprächsbereiten, versöhnlichen Menschen der Mitte mit Augenmaß, als eine Art „Chefdiplomaten der Protestanten“. Trotz eines Sprachfehlers, dem Lispeln, sei er ein brillanter Rhetoriker gewesen, was zahlreiche Dokumente von Studenten und Weggefährten belegten. Er habe immer versucht, den christlichen Glauben für Menschen verständlich zu machen und aus logischen Spitzfindigkeiten zu befreien.

Für Einigung von Katholiken und Protestanten

In seiner Schrift „Loci Communes“ schrieb Melanchthon über die Grundbegriffe des christlichen Glaubens. Aus heutiger Sicht könnte man das Werk als eine Art „Wikipedia des Glaubens“ bezeichnen. Mehrfach überarbeitete er es. „In diesem Buch werden die wichtigsten Hauptpunkte der christlichen Lehre vermittelt, damit die Jugend versteht, was sie beim Lesen der Heiligen Schrift beachten muss“, schrieb der Reformator selbst. Damit wollte er zum Lesen der Bibel einladen.

Mit dem Augsburger Bekenntnis (1530) beabsichtigte er sogar, eine gemeinsame theologische Grundlage von reformatorischer und katholischer Lehre zu schaffen – was ihm allerdings nicht gelang. Bis zuletzt hoffte er, dass es nicht zu einer Kirchenspaltung kommen möge. So setzte er sich immer wieder bis zum Augsburger Religionsfrieden (1555) für eine Einigung der christlichen Konfessionen ein.

Zum 500-jährigen Bestehen des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030 wünscht sich Frank eine gemeinsame Würdigung von evangelischer und katholischer Kirche – damit es im ökumenischen Bewusstsein nicht als Zeichen der Spaltung, sondern der Einheit der Christen verstanden werde. „Ich habe Hoffnung, dass das gelingt“, sagt Frank. Dazu sei schon jetzt ein breiter Dialog in Gemeinden und Kirchen geplant.

Als Humanist setzte sich Melanchthon für ein menschenwürdiges Leben aller ein. Das bedeutete für ihn zuallererst Zugang zu Bildung. Der Reformator erhielt bereits zu Lebzeiten den Ehrentitel „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands). Er schrieb Grammatiken für Latein und Griechisch sowie Unterrichtswerke für Physik, Geografie und Geschichte, die an Schulen und Universitäten genutzt wurden. In schulischen Angelegenheiten sowie bei der Gründung neuer Lehranstalten wurde er oft um Rat gefragt und schrieb Lehrpläne.

Die erste öffentliche „Obere Schule“ eröffnete er persönlich im Mai 1526 in Nürnberg. Das Aegidianum, das heutige
Melanchthon-Gymnasium, gilt als ältestes Gymnasium im deutschsprachigen Raum. Philipp Melanchthon starb am 19. April 1560. Begraben wurde er in der Wittenberger Schlosskirche, neben Martin Luther.

epd
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4 Antworten

  1. Danke für diesen Hinweis auf Philipp Melanchthon. Eine beeindruckende Persönlichkeit, unseres Andenkens wert.
    Bitte informieren Sie auch gerne über weitere 500-Jahr-Termine der Reformation.
    (insbesondere 1522: „Septembertestament“)

    „Das Beste erfreut am meisten die Verständigen.“
    (Philipp Melanchthon)

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  2. Vielen Dank! Ein interessanter Artike;! Er wollte Einheit, wie dies auch Jesus wollte und war ein weiser Mann.

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  3. „… im heute badischen Bretten“ ist zwar formal und aktuell richtig, aber tatsächlich nicht historisch: Warum verschweigt man, daß er aus der Kurpfalz gestammt hat (mit Heidelberg als Hauptstadt) ?

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