Pfarrer Geilhufe: „AfD wird immer kirchenfeindlicher“

Im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin ist Pfarrer Justus Geilhufe hart mit der AfD ins Gericht gegangen. Er warnte vor der Vereinnahmung kleiner Gemeinden.
Von Martin Schlorke
Justus Geilhufe

„Mit jedem Monat wird die AfD dezidiert kirchenfeindlicher.“ Das sagte der sächsische Pfarrer Justus Geilhufe am Dienstag in Berlin. Anlass war ein Podiumsgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung über Profanität und Kirche. Geilhufe sagte zudem, dass die verfasste Kirche nicht nur wegen ihrer politischen Ansichten oder ihrer politischen Schlagseite ein Feindbild der AfD geworden sei. „Sondern sie ist ganz strukturell ein großer Dorn im Auge von extrem rechten Akteuren.“

Geilhufe beobachte, dass, ebenso wie in den USA, Kirchen und religiöse Gemeinschaften in Deutschland vermehrt als Vehikel benutzt würden, um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Die AfD suche dafür ganz bewusst kleine christliche Gemeinschaften. Als Beispiel nannte Geilhufe den Pastor der Evangelisch-Reformierten Baptistengemeinde Frankfurt am Main, Tobias Riemenschneider. Dieser trat kürzlich bei einer AfD-Veranstaltung im Deutschen Bundestag auf. Aus Sicht von Geilhufe gehe es der AfD dabei nicht darum, „mit einem Pastor Dinge gut zu besprechen, sondern die AfD sucht eine klerikale Legitimation für ihr Gesellschaftsprojekt“. Für beide Seiten sei das eine Win-win-Situation.

Punk-Bands in der Kirche

Thema der Veranstaltung war die Frage, wie viel Profanität die Kirche aushalten kann. Aus Sicht von Geilhufe müsse es „manchmal Profanität in der Kirche geben, weil sie zum Leben dazugehört und sie nirgendwo anders sein kann“. Als Beispiel nannte der sächsische Pfarrer Punk-Bands, die in der DDR keine anderen Orte zum Musizieren hatten und deswegen in Kirchen auftreten durften. Beispielhaft für diese notwendige Profanität stehe auch der mittlerweile verstorbene Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König, bei dem junge Menschen, die kulturell vom DDR-Regime ausgegrenzt wurden, einen Platz gefunden hätten.

Mit Blick auf auch innerkirchliche Debatten um Tempolimit, Klimaschutz oder Gendergerechtigkeit sagte er: In der Kirche gehe es weder zwangsläufig um linke Politik noch um konservative Werte, sondern es gehe um „die Frage nach Gott selbst“ und um das, „mit dem er uns und Kirche bedrängt (…) und was die Kirche damit macht.“

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