Der Theologe, Bestseller-Autor und ZDF-Moderator Peter Hahne kritisierte in der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwoch) mit deutlichen Worten den geplanten Auftritt des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama auf dem evangelischen Kirchentag im Mai in Berlin. „Ist seine Politik es nicht, die Trump überhaupt erst möglich machte?“, fragte Hahne im Gespräch mit dem Journalisten Axel Rothkehl.
Obama habe trotz seiner „Heilsversprechen“ das Häftlingslager Guantanamo betrieben und die Menschen in Syrien im Stich gelassen. Obama sei ein „abgehalfterter Messias“. Hahne warf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) „parasitäre Publizität“ vor, also sich in der Gegenwart Prominenter zu sonnen. „So wenig protestantisches Selbstbewusstsein tut schon weh“, sagte der Autor von Büchern wie „Finger weg von unserem Bargeld“.
„Lutherschnaps und Politgeschwätz“
Obama soll sich vor dem Brandenburger Tor mit Bundeskanzlerin Angela Merkel unterhalten, teilten die Kirchentags-Verantwortlichen am Dienstag mit. „Was hat das mit Kirche zu tun? Warum bezahle ich mit meiner Kirchensteuer Merkels Wahlkampf?“, fragte Hahne. Laut Kirchentag wird die Veranstaltung mit den Politikern vom Kirchentag und der Barack-Obama-Stiftung gemeinsam verantwortet und vorbereitet. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte sich am Dienstag auf die Frage eines Journalisten nach Wahlkampfhilfe für Merkel durch den Kirchentag genervt gezeigt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Mit Wahlkampfhilfe habe die Veranstaltung nichts zu tun, ist Bedford-Strohm überzeugt.
Auch auf das Reformationsjubiläum ist ZDF-Moderator Hahne nicht gut zu sprechen. Der Reformator würde im Grabe rotieren, „wenn er sieht, was aus seinem Jahr alles gemacht wird“, so Hahne. „Statt Lutherschnaps und Politgeschwätz wünsche ich mir das pure Evangelium in der kompromisslosen Sprache Luthers“, sagte Hahne. Wo dem Volk aufs Maul geschaut werde, seien die Kirchen voll. Dort, wo die Predigt keine „Tagesschau“ liefere, sondern einen Blick in die Bibel, sei etwas los.
„Weg mit der Kirchensteuer“
Hahne übte auch Kritik an der Praxis der Kirchensteuer. Die Amtskirchen erstickten im Geld, aber: „Wir brauchen eine arme Kirche, in der der auferstandene Christus lebt und nicht das tote Kapital“, erklärte Hahne. „Die Kirchen immer leerer, die Kassen immer voller“ – dies sei die Folge, wenn sich Kirche nicht am Heiligen Geist, sondern am Zeitgeist orientiere. Kirchen seien die einzigen Organisationen, die leistungsunabhängig bezahlt würden. „Weg mit der Kirchensteuer, her mit der Kirchensteuerung durch lebendigen Glauben“, forderte Hahne.
Peter Hahne moderiert sonntagabends eine Talksendung im ZDF und ist Kuratoriumsmitglied der Evangelisation ProChrist. Von 1992 bis 2009 war er Mitglied des Rates der EKD. Seine zahlreichen Bücher zu aktuellem Zeitgeschehen landen regelmäßig auf den Bestseller-Listen. (pro)
Hinweis der Redaktion: Die Meldung wurde am Mittwoch aktualisiert und erweitert.
Von: mb