Passionsspiel in Füssen: „Ostern kommt, ob Pandemie oder nicht“

Die Initiatoren des Theaterprojektes „Passion 20:21“ hatten sich Großes vorgenommen für ein Passionsspiel im Festspielhaus von Füssen im Allgäu. Dann kam Corona, und keine Aufführung durfte stattfinden. Jetzt soll das Passionsprojekt als Film realisiert werden, der kostenlos bei YouTube und Bibel TV und später bei anderen Fernsehsendern gezeigt wird.
Von Jörn Schumacher
Statt wie geplant auf der Bühne soll das Passionsspiel „Passion 2:1“ als Film im kostenlosen Stream im Internet zu sehen sein

Nicht nur auf der Bühne sollte die Passion Christi nacherzählt werden, von einem „übergreifenden Genre-Mix aus Theater, Musical, Video-Mapping, Kunstgeschichte und Storytelling“ sprechen die Initiatoren des Passionsprojektes „Passion 20:21“. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Ostergeschichte vom Palmsonntag bis in die Tage nach der Kreuzigung Jesu. Im Foyer des Festspielhauses Neuschwanstein sollte die Altstadt Jerusalems auf einem rund 350 Quadratmeter großen Areal nachempfunden werden, mit Marktständen, einem Beduinenzelt, Golgatha, der Klagemauer und dem Prozessionsweg. Dank der digitalen „Notch“-Technik stehen die Schauspieler, vor einer grünen Wand agierend, im sichtbaren Bild in einer computeranimierten Umgebung.

Die Premiere für das Theaterprojekt war für den 25. März 2020 geplant. Doch aufgrund der Corona-Pandemie gab es keine Aufführungen. Nun sind neue Termine anberaumt: vom 7. April 2022 bis zum 24. April 2022.

Bis dahin haben der Regisseur Manfred Schweigkofler und sein Team einen Film geplant, der zunächst an die Stelle des Theaterstückes treten soll. Schweigkofler, einem ehemaligen Radiomacher, Rocksänger, Schauspieler und zwölf Jahre lang Opern-Intendant, steht als Produzent Yngvar Aarseth zur Seite, ein Pfarrer im Ruhestand der freikirchlichen „Christlichen Glaubensgemeinde Füssen“. Aarseth sagte bei einer Pressekonferenz, die am Donnerstagabend per Videochat abgehalten wurde: „Ostern kommt, ob Pandemie oder nicht.“

Der 50-minütige Film mit dem Titel „Passion 2:1“ sei eine Mischung aus Theater und „virtueller“ Computeranimation, teilen die Produzenten mit. Der Film, der ab dem 1. März im Festspielhaus Füssen gedreht werden soll, ist am Karfreitag, den 2. April 2021, um 20.15 Uhr per Internet-Stream auf YouTube sowie auf Bibel TV zu sehen. Weitere Ausstrahlungen sind für die Fernsehsender Allgäu.tv und Katholisch TV geplant.

Passionsspiel ohne Jesus

Die Finanzierung findet zum Teil auch über die Plattform Startnext statt. Auf der Crowdfunding-Website startet die Finanzierung für „Passion 2:1“ am Dienstag, den 16. Februar, und läuft bis zum 5. April 2021. Wie die Initiatoren mitteilen, findet die Produktion bei 15.000 Euro in jedem Fall statt; bei einer Unterstützung von 150.000 Euro Euro könnten alle Darlehen der Investoren zurückgezahlt werden. Bei einer Überfinanzierung gebe der Verein die Mittel in die Theaterproduktion der Passion 2022. Zudem gingen fünf Prozent an die Corona Künstlerhilfe „1st class session-Artist Support-e.V.“ sowie weitere fünf Prozent an die Kinderstiftung Watoto.

Unterstützt werde das Projekt von der Katholischen Kirche, den Evangelischen Landeskirchen und Freikirchen der Region Allgäu sowie anderen Organisationen der Region.

Die Mischung aus Theater und Kino mit 3D-Animationen und Filmmusik wolle die Passion Christi ins „Jetzt“ holen, sagten die Veranstalter am Donnerstag gegenüber der Presse. Die Passionsgeschichte werde hier auf neue Art und Weise und „aus überraschender Perspektive erzählt“: „Maria Magdalena, Petrus, Judas, der Hohepriester und Pilatus kommen zu Wort und berichten aus ihren ganz persönlichen Blickwinkeln. Nur einer ist nicht da – Jesus selbst. Und doch kreist alles um ihn.“

Von: Jörn Schumacher

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Eine Antwort

  1. Der Film „Passion 2:1“, der am Karfreitag (2.4.2021, 20:15 Uhr) als Theateraufführung aus dem Festspielhaus Füssen auf Youtube und Bibel-TV und später in 9 weiteren Privatsendern über die Osterzeit mit insgesamt 34 Sendeterminen ausgestrahlt wird.
    Kritik
    Schauspielerische Leistungen und Inszenierung der Theateraufführung sind zu loben.
    Dagegen ist das Drehbuch aus theologischer Sicht zu kritisieren:
    Die Rollenverteilung beschränkt sich auf Maria Magdalena, Petrus, Judas, Hohepriester und Pilatus. Sie erzählen die Passions-Geschichte aus ihrer Perspektive. Dadurch, dass die Beiträge / Rollen der römischen Soldaten ganz weggelassen sind, übernimmt der Hohepriester verstärkt / verdichtet die Anklagen und die Schuld am Tode Jesu. Auch Weglassen kann manchmal fatale Auswirkungen haben: Der Film zeigt dadurch deutlich antisemitische Elemente. Antijudaismen, die bereits in den Evangelien zu finden sind (vgl. Mt 27,25 und Joh 8,44), werden betont.
    Zwei Textbeispiele:
    Hohepriester (Michael Grimm) über Jesus (00:16:45 – 00:19:48)
    „Er ist gefährlich! (…) Er bringt Feuer! Unordnung! Chaos! (…) Er kollaboriert mit den Besatzern! Er ist mit Huren und Zöllnern unterwegs. (…) Dieser Zimmermann lästert Gott! (…) (zu Judas) Finde ein paar falsche Zeugen und sie werden ihn nicht mehr lieben! Du sollst deinen Lohn bekommen.“

    Hohepriester (höhnisch, spöttisch, macht sich lustig über Jesus) (00:43:21)
    „Anderen hat er geholfen. Und kann sich selber nicht helfen! Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er steigt nicht vom Kreuz. Warum hilft er sich nicht selbst?“

    Vorschlag für Inszenierungen 2022: Ein römischer Soldat aus seiner Sicht erzählt …

    In diesem Zusammenhang weise ich hin auf meinen aktuellen Artikel, der am 1.4.2021 erschien:
    Antisemitismus in Bibelfilmen: „Die ganze Nation will seinen Tod!“ In: „zeitzeichen“. Ev. Kommentare zu Religion und Gesellschaft 4/2021, S. 50-53

    Mit freundlichen Grüßen
    Manfred Tiemann (Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Bibelfilme)

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