„Ich halte mich nach wie vor für unschuldig“, sagte Olaf Latzel in einem Interview der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ mit Blick auf den Vorwurf der Volksverhetzung. 2024 war ein entsprechendes Strafverfahren gegen Geldauflage eingestellt worden. „Ich habe mich für meine Wortwahl entschuldigt, aber der Vorwurf der Volksverhetzung trifft nicht zu.“ Die Kirche habe ihn für etwas sanktioniert, „das nicht in meiner Absicht stand“.
Latzel hatte 2019 in einem gemeindeinternen Eheseminar unter anderem gesagt: „Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist zutiefst teuflisch und satanisch.“ Außerdem gehöre Homosexualität zu den „Degenerationsformen der Gesellschaft“. Eine Videoaufnahme davon war Monate später im Internet veröffentlicht und nach Kritik wieder offline genommen worden. Latzel wurde allerdings wegen Volksverhetzung angezeigt. Obwohl das Verfahren gegen den Bremer Pastor eingestellt wurde, kürzte ihm die Kirchenleitung das Gehalt um fünf Prozent.
Bibeltreue Verkündigung als Ziel
Darauf angesprochen, erklärte der Theologe, dass ein vom Bremer Landgericht beauftragtes Gutachten festgestellt habe, dass alle seine Aussagen durch die Bibel gedeckt seien. Ein solches Gutachten hatte der Wiener Bibelwissenschaftler Ludger Schwienhorst-Schönberger erstellt, der Latzels Aussagen eine „gute biblische Grundlage“ bescheinigte. Die Bochumer Theologieprofessorin Isolde Karle, urteilte hingegen, Latzels Aussagen seien „auf keinen Fall“ biblisch.
„Es steht jedem frei, mich und meinen Dienst zu beurteilen“, so Latzel im Interview. Entscheidend sei für ihn, „was eines Tages mein Herr und Heiland Jesus Christus über meinen Dienst sagt. Da werde ich nicht bestehen können.“ Er achte darauf, dass nur Menschen auf der Kanzel seiner Bremer St.-Martini-Gemeinde stünden, die sich zur Irrtumslosigkeit der Bibel bekennten. „Bibeltreue Verkündigung führt zu Widerstand in der Gesellschaft – und zum Teil auch in der Kirche.“
„Bibeltreue Verkündigung führt zu Widerstand in der Gesellschaft – und zum Teil auch in der Kirche.“
Latzel gab an, dass zu seiner Gemeinde auch homosexuelle Menschen zählten, das sei kein Problem. Gleichzeitig verurteile die Bibel praktizierte Homosexualität. „Das ist auch eine Frage an unsere Gesellschaft: Darf biblische Wahrheit noch ausgesprochen werden?“ Er bete dafür, dass der Heilige Geist ihn leite, und achte heute stärker darauf, wie seine Aussagen wahrgenommen werden können. „Da habe ich in den letzten Jahren auch dazugelernt. Ich will nicht sagen, dass ich blauäugig war, was das Internet im Positiven wie im Negativen bewirken kann. Dennoch habe ich es unterschätzt.“
Er selbst habe gelernt, sich nicht zu wichtig zu nehmen. „Ich bin ein unbedeutendes Nichts, und Jesus ist alles. Unser Leben ist schnell vorbei, und in der Ewigkeit spielt vieles, über das wir jetzt gesprochen haben, keine Rolle mehr.“