Meinung

Noch zu grün hinter den Ohren für das Kanzleramt?

Was die Kritik an der grünen Kanzlerkandidatin mit der Frage zu tun hat, ob man „Prediger“ oder „Pastor“ sagt.
Von Jürgen Mette
Jürgen Mette

Als vor ein paar Wochen die beiden Obergrünen Habeck und Baerbock schulterklopfend und lässig das Ergebnis ihrer Klausur zur finalen Entscheidung der Kanzlerkandidatur der Öffentlichkeit kundgetan haben, waren die Medienvertreter geradezu entzückt über den Anspruch der agilen Kandidatin, das Kanzleramt zu übernehmen. Ganz anders das ZDF-Gespräch mit Armin Laschet, der immer freundlich und lächelnd die angriffigen Fragen von Bettina Schausten und Peter Frey ins Leere laufen ließ. Die ZDF-Granden zeigten sich ziemlich verknittert, als ob das gute Ergebnis des Unionskandidaten für unser Land eine Gefahr wäre.

Es war die Lautlosigkeit, die beeindruckt hat – anders als zwischen Söder und Laschet, darum wurde diese Entscheidung „Baerbock vor Habeck“ besonders gelobt. Ich hatte damals die beiden Verlierer Habeck und Söder als solche beschrieben, mit denen man trotzdem künftig rechnen muss.

Und dann zog die junge Frau Baerbock kämpferisch alle Register. Sie will ins Kanzleramt. Und sie will den Systemwechsel. Das klang sehr ambitioniert, aber was heißt das? Auf den grünen Wahlplakaten ist jetzt von Kanzlerschaft nichts mehr zu lesen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Medien auf einige Ungereimtheiten in der Vita Baerbock gestoßen sind. Und in ihrem Wahlkampfbuch finden sich mehrere Passagen, die eine verdächtige Ähnlichkeit zu anderen Texten aufweisen.

Annalena Baerbock ist eine kluge und selbstbewusste Frau, die aber offenbar keinen guten Kommunikationsberater an ihrer Seite hat. Ansonsten hätten die Grünen nach der berechtigten Kritik an ihrer Chefin nicht bissig, sondern besonnen reagiert. Das grüne Krisenmanagement ist dermaßen unprofessionell, dass man sich fragt, wie diese unbekümmerte Frau in den Schuhen der amtierenden Kanzlerin für ganz Deutschland Verantwortung tragen will. Als Koalitionspartner der CDU/CSU wären die Grünen aber nicht die schlechteste Lösung.

„Prediger“ oder „Pastor“?

Wer jetzt allerdings unverhohlen das B-bock-Bashing genießt, der sollte sicher sein, dass seine eigene Vita sauber und ehrlich ist. Auch im Blick auf Titel, Thesen und Zitate. 

Früher war das unter Evangelikalen einfach. Die theologisch ausgebildeten Mitarbeitenden im Raum der Gemeinschaftsbewegung nannten sich „Prediger“. Der Begriff ist längst in die Jahre gekommen, die Hauptamtlichen predigen nicht nur, sondern sie „weiden die Herde“, das ist ein pastoraler Dienst. Aber die Kinder schämten sich in der Schule, den Beruf ihres Vaters zu nennen, weil dieser Begriff nur im Zusammenhang mit „Sektenprediger“ und „Hassprediger“ geläufig und daher zu einem Unwort mutiert ist.

Nachdem die Baptisten und die FEGs als Körperschaften öffentlichen Rechts ihr theologisch ausgebildetes und ordiniertes Personal als Pastoren bezeichnet haben, sind auch die Landeskirchlichen Gemeinschaften zum „Pastor“ oder auch „Gemeinschaftspastor“ übergegangen, dem Namen nachgestellt und nicht als Titel vor dem Namen, denn dann entstünde ein Konflikt zwischen den landeskirchlichen Pfarrern, die im Norden unseres Landes „Pastor“ heißen. Denn wenn demnächst Alle Pastoren sind, ob examiniert und ordiniert, oder „freischaffende Beerdigungsredner“, dann ist der „Pastor“ nur noch eine Art Seelenklempner oder Ritualagent. 

Nie würde sich einer als Metzger bezeichnen, der mal ein Praktikum in einer Metzgerei gemacht hat. Und wer mal die redaktionelle Betreuung einer Schülerzeitung übernommen hat, sollte sich besser nicht Journalist nennen. Als ich in Österreich als „Herr Magister“ angesprochen wurde, war das eine schöne Schmeichelei, ich gebe es ja gern zu. Bleibt nur die Frage, was wir ohne Titel sind. Das ist entscheidend, liebe Annalena Baerbock und liebe Kollegen, die bei Überprüfung ihrer Vita einsichtig geworden sind.

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9 Antworten

  1. „Annalena Baerbock ist eine kluge und selbstbewusste Frau“,
    die keine Skrupel hatte ihre Vita x-mal anpassen zu lassen.
    Wenn Sie das Einsicht nennen wollen? Ich wuerde sagen: Luegen haben kurze Beine.
    Darum sind fuer mich Vertreter und Partei nicht waehlbar…

    „Als Koalitionspartner der CDU/CSU wären die Grünen aber nicht die schlechteste Lösung.“
    Vielleicht haben Sie sogar recht, die „C“ parteien tragen das „C“ im Namen,
    planen und handeln aber laengst nicht mehr so…

    Vor einer Wahl, steht man eben immer vor der „Qual der Wahl“.

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  2. Dieser Beitrag,mal wieder, so unnötig wie sonst etwas.
    Was hat dieser Beitrag in PRO für ein Ziel?

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    1. Hallo Peter Krückel,
      richtig, dieser Beitrag gehört nicht zu den Besten aus meiner Feder. Man sollte bei einem Thema bleiben. Wie wir frommen Leute zweilen mit Texten, Zitaten, Quellen und Titeln umgehen, wäre mal ein eignes Thema wert. Nur ein Beispiel: Ich verschicke eine vertrauliche Mail an einen Kollegen mit dem unübersehbaren Hinweis zum Datenschutz in der Signatur. Kurze Zeit später melden sich diverse Dritte zu dem Vorgang und setzen weitere Empfänger auf CC oder BCC. Das war gemeint. Die eigentliche Frage bleibt: „Was bin ich ohne Titel?“ Ehrenvorsitzender, Senior-Vice-Präsident, Chairman of …….?
      Ich bin ein Sünder, den die Gnade fand, alles weitere ist zu vernachlässigen.
      Jürgen Mette

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  3. Haben wir es mit einer „Scheinheiligen“ zu tun ? Der Eindruck drängt sich auf. Schaut man sich den Video-Mitschnitt an, in dem Baerbock, die „Völkerrechtlerin“, Habeck den „Landwirt“ abkanzelt, bekommt man eine Ahnung wie Feminismus funktioniert. Oder ist doch der Hochmut die dominierende Charakterschwäche ? Wir brechen nicht den Stab über der jungen Dame, verspüren aber eine gewisse Erleichterung, die absolute Macht scheint in weite Ferne gerückt. Gott sei Dank !

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  4. Die Kirchenaustrittswelle hat überwiegend andere Gründe als die in der heutigen Ausgabe genannten.
    Warum gibt Kirche nicht zu, dass es nur wenige, sehr wenige Pfarrer gibt, die ein seelsorgerliches, liebevolles Herz den Menschen zeigen, sie besuchen und nicht auf den Straßen wegschauen, wenn eines ihre Gemeindeglieder vorbei geht.
    Mein Vater und mein verstorbener Ehemann (beide Pfarrer) setzten auf Hausbesuche und die zeigten mehr als positive Wirkung. Jesu Missionsbefehl gilt heute unserem eigenen Land. Macht euch auf!

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  5. Warum hackt ihr auf die Grüne Kanzlerkandidatin die ganze Zeit . Was würde alles im Vorfeld Merkel angelastet !!!

    Laschet ist für dieses Amt absolut nicht geeignet . Seine Vergangenheit ist noch schlimmer als das man der Grünen alles absagt . Es wird nach jedem Pfurz gegraben ,und Laschet unser Saubermann ….
    aber es ist nichts Neues die Presse schreibt und schreibt nur wo bleibt denn diese verlogene Wahrheit über den tollen Wendekanzler und Ziehsohn von Merkel .
    Da wundert ihr Euch das die AFD soviele Stimmen erhält!!!!
    Laschet als Kanzler absolut No

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  6. Es ist doch mehr als erstaunlich, dass die ganzen rechtsgestrickten Kommentatoren, die den „Mainstream“ für eine „links-grüne Systempresse“ halten, in dieser Auffassung keineswegs irritiert werden durch die extrem kritische (und z.T. auch überzogene) Berichterstattung über Frau Baerbock!
    Das liegt vermutlich daran, dass sie durch die Realität überhaupt nicht tangierbar sind, weil sie sich in ihrer fromm-ideologischen Blase (incl. Verfolgungswahn) bestens eingerichtet haben.

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  7. Komisch, irgendwie habe ich immer das Gefühl, man benötigt nur ein C im Parteinamen, und dann darf man alles bringen.
    Ich fände es super, wenn es auch mal eine Glosse zu den
    Spendenaffairen der CDU, dem mangelnden Umweltschutz der CDU usw. bringen würde. Auch unser Minister Andreas Scheuer hat doch viel, was man kritisieren kann. Les ich hier nie. Warum nicht. Ist noch nicht ok, oder?

    Ich finde es ok, wenn man Dinge kritisiert, aber immer nur die Partei mit dem C zu lobhudeln und alle anderen schlecht zu machen bring auch nichts.

    Und bitte, das ist hier doch ein „christliches Medienmagazin“. Sachlich bleiben. Die „Obergrünen“. Sie gehören der Grünen Partei an. Fertig. Kein Platz für Sticheleien. Einfach bei den Fakten bleiben.

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