Die 21-jährige Halima Aden ist das erste Model, das mit Kopftuch und Burkini das Cover der amerikanischen Zeitschrift Sports Illustrated ziert. Die Bademoden-Ausgabe des Magazins ist sonst eher für seine knappen Outfits und oft erotisch inszenierten Bilder bekannt. Für Aden sei ein Traum wahr geworden, sagt sie in einem Video über das Shooting. Sie habe sich als in den USA aufgewachsene Frau nie repräsentiert gefühlt, weil sie in Magazinen keine Frauen mit Kopftuch gesehen habe.
Die junge Muslima stammt aus Somalia und verbrachte ihre ersten Lebensjahre in einem kenianischen Flüchtlingslager. Mit sechs Jahren kam sie in die USA. 2017 war Aden das erste Kopftuch tragende Model auf dem Cover der Vogue.
In einem Interview des britischen Senders BBC sagte Aden, junge Mädchen, die ein Kopftuch trügen, bräuchten Frauen, zu denen sie aufschauen könnten. „Wir sehen jetzt Politikerinnen, Geschäftsfrauen, Fernsehreporterinnen und andere erfolgreiche Frauen mit Kopftuch in sichtbaren Rollen. Das ist die Botschaft, die wir senden müssen.“
„Werkzeug von Fundamentalisten“
In den Sozialen Medien äußerten viele Nutzer außer Anerkennung auch deutliche Kritik. Ein Twitter-Nutzer wies darauf hin, dass es auch Muslimas gebe, die kein Kopftuch und normale Badebekleidung trügen, Aden hingegen verherrliche „unnötigerweise fundamentalistische religiöse Kleiderordnungen“. Eine andere kritisierte die sogenannte „modest fashion“, also die dezente, verhüllende Mode, als rückwärtsgewandt und gegen Frauen gerichtet. „Tausende Frauen werden in islamischen Ländern verhaftet, weil sie gegen Verhüllung protestieren, und dieses dumme Magazin feiert ein Symbol der Unterdrückung.“
Eine Nutzerin sah einen grundsätzlichen Widerspruch darin, mit Kopftuch und Burkini sexy in einem Magazin zu posieren, „das bekannt dafür ist, Frauen zu Objekten zu machen“. Eine andere Stimme wies darauf hin, dass islamische Kleriker selbst diese von Aden präsentierte muslimische Bademode nicht akzeptieren würden. Aden erweise jungen muslimischen Mädchen, die gezwungen würden, sich zu verhüllen, einen Bärendienst. Sie sei ein Werkzeug von Fundamentalisten und Sexisten.
Über religionskonforme muslimische Damenmode in westlichen Ländern gab es bereits mehrfach breite öffentliche Diskussionen. Der französische Sportwarenhersteller Decathlon etwa nahm im Februar ein atmungsaktives Jogging-Kopftuch wieder vom heimischen Markt, weil es Proteste und Boykottaufrufe deswegen gab. Ebenfalls Proteste gab es gegen eine Ausstellung zu zeitgenössischer muslimischer Mode im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Diese Schau thematisiert muslimische Damenmode aus verschiedenen Perspektiven, dabei geht es auch um Sportkleidung.
Von: Jonathan Steinert