Nach Vatikan nun Google: Anstoß an Titanic-Covern

Das Satireblatt Titanic hatte 2012 eine bitterböse Karikatur gegen den damaligen Papst Benedikt XVI. auf das Titelbild gebracht: mit einem gelben Fleck auf der Soutane und den Worten „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“ Nun sieht der Internetkonzern Google zunehmend ein Problem mit den Titelbildern des Satireblattes und entfernt einzelne Ausgaben aus dem Play Store.
Von Jörn Schumacher
Das Satiremagazin Titanic brachte hin und wieder auf dem Titelbild satirische Seitenhiebe gegen die Kirche. Nun beanstandet Google manche Titelbilder und entfernt sie aus dem App-Store.

Damals hatte ein Insider des Vatikan vertrauliche Dokumente nach außen getragen, und das Satireblatt Titanic spielte darauf mit seinem Cover an. Der Vatikan erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die Ausgabe, zog seine Klage jedoch wieder zurück.

Wie das Magazin Der Spiegel berichtet, erweckte nun wieder ein „Titanic“-Titelbild Anstoß, diesmal allerdings beim amerikanischen Unternehmen Google. Das Cover der Ausgabe vom Dezember 2020 besteht aus einer Zeichnung des aktuellen Papstes Franziskus mit einem Kruzifix im Anus. Hinter ihm steht Jesus, dessen Gemächt unterm Gewand hervorlugt. Der Papst sagt „Mon Dieu!“ (Mein Gott), und Jesus erwidert in einer Sprechblase „Denkst Du wieder an ihn?“ Diesmal gab es aus dem Vatikan keine Klage. Titanic-Chefredakteur Moritz Hürtgen kommentiert das laut dem Spiegel mit den Worten: „Die sind klüger geworden.“

Google hingegen entfernte die Titanic-Ausgabe aus seinem Play Store Mitte Januar. Auf Nachfrage habe Google mitgeteilt, das Magazin habe mit dem Cover die Anstandsregeln verletzt, von „Obszönität“ war die Rede, so der Spiegel. Das Satiremagazin Titanic mit Sitz in Frankfurt am Main bedachte daraufhin auf dem umstrittenen Cover Jesu Glied mit einem „Zensiert“-Balken. Daraufhin wurde die App wieder freigeschaltet.

Doch als Google bemerkte, dass das unzensierte Originalcover im Januarheft erneut publiziert worden war, warf das Unternehmen das Satireblatt erneut aus dem Store, so der Spiegel. Das Magazin könne „eine neue Version der App“ im Play Store veröffentlichen, bereinigt also um jedwede vermeintliche Obszönität. Außerdem untersuchte Google offenbar auch ältere Ausgaben des Satiremagazins. Das amerikanische Unternehmen beanstandet nun weitere Titelbilder, darunter eines aus dem Jahr 2019; darauf war ein Foto aus einem alten Pornoheft mit einem kopulierenden Paar mit dem Hinweis, so nutzten Lehrer wahrscheinlich die freien Freitage, die durch die „Fridays for Future“-Proteste entstanden sind. Titanic-Chefredakteur Hürtgen sagte laut Spiegel: „Wir gehen sicherlich nicht ganze alte Jahrgänge durch, um uns selbst zu zensieren. ‚Titanic‘ war früher zwar nicht besser, aber wir sind trotzdem stolz auf alle Ausgaben. Lieber verzichten wir auf die Einnahmen aus dem Play Store.“

Von: Jörn Schumacher

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