ZDF-Fernsehgottesdienst: Von Fake News und guten Lügen

Man muss Journalisten vertrauen können, dass sie der Wahrheit verpflichtet sind und nicht absichtlich „Fake News“ verbreiten. Das sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung am Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst, in dem es auch um das Thema Wahrheit in den Medien ging.
Von Jörn Schumacher
Sprach am Sonntag im Fernsehgottesdienst über Wahrheit und Fake in den Medien: der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, betonte in seiner Predigt im ZDF-Fernsehgottesdienst die zentrale Bedeutung von Wahrheit in der journalistischen Berichterstattung. „Wir müssen darauf vertrauen können, dass uns keine falschen Tatsachen aufgetischt werden. Keine ‚Fake News‘“, sagte Jung in seiner Predigt. Der Gottesdienst, der aus der Saalkirche in Ingelheim am Rhein übertragen wurde, stand unter dem Titel „Nichts als die Wahrheit“. Der Kirchenpräsident sprach eine Journalistin direkt an, die ebenfalls am Gottesdienst teilnahm: „Sie sind als Journalistin der Wahrheit verpflichtet. Sie recherchieren gründlich und überprüfen Aussagen. Sie decken falsche Behauptungen auf.“

Die Journalistin Julia Krentosch von der Allgemeinen Zeitung in Rheinland-Pfalz war eine von vier Personen, die aus ihrem jeweiligen Beruf heraus über das Thema Wahrheit ein kurzes Statement abgaben. Neben ihr sprachen ein Anwalt, eine Mitarbeiterin eines Hospizdienstes und eine Kindergartenleiterin. „Als Journalistin bin ich der Wahrheit verpflichtet“, sagte Krentosch und fuhr fort: „Wir veröffentlichen nur, was von mindestens zwei unabhängigen Quellen bestätigt wurde.“

Ihr sei allerdings bewusst, dass ihre Gesprächspartner ihr das erzählten, was sie persönlich für die Wahrheit hielten. „Stimmt die? Und ist es überhaupt meine Aufgabe, die Wahrheit zu finden? Ich glaube, ich bin dazu da, dem Leser eine objektive und neutrale Einordnung zu bieten, damit er aufgrund aller vorhandenen Informationen seine Wahrheit finden kann.“

„Wo Menschen zerstört werden sollen, kann es nicht die Wahrheit sein“

Kirchenpräsident Jung sprach über Lügen und darüber, dass sie nicht grundsätzlich schlecht sein müssten. So gebe es Lügen aus Höflichkeit, etwa wenn man auf die Frage, ob der Kuchen schmecke, mit Ja antworte, auch wenn man ihn nicht lecker gefunden habe. Es gebe aber auch Lügen, die einem Rufmord gleichkämen, etwa wenn man im Internet ohne jeden Anhaltspunkt über eine Firma schreibe, sie arbeite nicht seriös. Das erste nennt Jung „weiße“ Lügen, das andere „schwarze“ Lügen.

Ihm selbst falle es manchmal schwer, zwischen wahr und falsch zu entscheiden. Er behelfe sich dann mit der Frage: Wem nützt eine Behauptung, und wem schadet sie? Das halte er gerade bei den politischen Nachrichten für hilfreich. „Und gute Journalistinnen und Journalisten helfen auch dabei, genau diese Frage zu stellen. Und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher: Wo Dinge so dargestellt werden, dass sie darauf zielen, Menschen zu zerstören, da kann es nicht die Wahrheit sein.“

Außerdem sei König Salomo für ihn darin ein Vorbild, denn der habe Gott um ein Herz gebeten, „das hinhört“, sagte Jung. Denn das erkenne, dass es „nicht immer nur wahr oder falsch, gut oder böse, schwarz oder weiß gibt“. Es nehme auch Grautöne oder andere Farben wahr.

Pfarrerin Anne Waßmann-Böhm von der Evangelischen Saalkirchengemeinde sagte in ihrem Gebet: „Wahrheit tut gut. Wahrheit zeigt, dass wir uns ernstnehmen, einander vertrauen. Aber Wahrheit ist nicht selbstverständlich.“ Sie erinnerte daran: „Mutige Menschen, die die Wahrheit ans Licht bringen wollen, werden verfolgt, sitzen im Gefängnis oder müssen sich verstecken. Wir sind entsetzt, wie Menschen versuchen, die Wahrheit mundtot zu machen.“

Von: Jörn Schumacher

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