Umstrittener KiKa-Film: Propaganda oder Aufklärung?

Der Film „Malvina, Diaa und die Liebe“ schlägt hohe mediale Wellen. Er thematisiert die Liebesgeschichte eines hessischen Mädchens und eines jungen syrischen Flüchtlings. Der Hessische Rundfunk hat den Film, der im November erstmals ausgestrahlt wurde, noch einmal gezeigt – eingebettet in eine Diskussionsrunde.
Von Johannes Blöcher-Weil
Beim Hessischen Rundfunk disktuierten sie am Samstag in einer Sondersendung über die Auswirkungen des KiKa-Beitrags, der eine Beziehung eines jungen Mädchens mit einem syrischen Flüchtling thematisierte

Ein Film aus der Sendereihe „Schau in meine Welt“ des Kinderkanals sorgt seit Tagen für gewaltigen Wirbel in den Medien. Der Hessische Rundfunk hat deswegen am Samstag den Film noch einmal gezeigt und mit Kritikern und Befürwortern in der Sendung „Engel fragt – Spezial: Malvina, Diaa und die große Aufregung über einen KiKa-Film“ darüber diskutiert.

Größter Kritiker der Sendung war der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel. Er bezeichnete den Film als Skandal, der Propaganda für eine Beziehung mit muslimischen Flüchtlingen betreibe. In dem 30-minütigen Beitrag werde einiges unkritisch wiedergegeben („Es ist ein Lehrstück, dass sie nicht von Unterordnung spricht“), verharmlost und verniedlicht.

„Film gaukelt eine schöne heile Welt vor“

Aus Spaniels Sicht werde eine schöne heile Welt vorgegaukelt, die es so nicht gebe. Die Gesellschaft müsse darüber reden, „ob andere Leute in unser Land kommen und anderen Vorschriften machen können“. In dieser Tatsache sah er eine bedenkliche Entwicklung. Anderer Meinung war die Medienpädagogin Maya Götz. Der Film kläre auf, sei pädagogisch sehr gut und rege zu einer kritischen Auseinandersetzung an. Ziel müsse es sein, Kinder in solchen Fragen kompetent zu machen. „Der Film eignet sich, um Diskussionsprozesse in Gang zu setzen.“

Die Religionspädagogin Lamya Kaddor fand, dass der Film ausgewogen über die Sichtweisen und Positionen von Malvina und Diaa berichte. Malvina sei kein Opfer. Sie und Diaa brächten die Bereitschaft mit, sich mit beiden Positionen zu befassen und Kompromisse auszuhandeln. Dem stimmte der Pädagoge Thomas Mücke zu, der in der Präventionsarbeit aktiv ist. „Das Selbstbestimmungsrecht des anderen wird akzeptiert.“

Sorgen bereite ihm allerdings, dass im Internet unkommentiert ganz viel unreflektierter Hass verbreitet werde: „Davon dürfen wir uns nicht leiten lassen.“ Mücke war froh, dass der Film nicht kommentiert werde. Junge Menschen machten sich genug Gedanken über das Thema und ordneten sich nicht diskussionslos unter. Die aktuelle Art der Politisierung halte er für unzulässig.

Irritiert über späte Diskussion

Die HR-Fernsehdirektion Gabriele Holzner räumte Fehler ein. So sei das Alter des Jungen in der Tat falsch angegeben gewesen. Auch die Tatsache, dass Diaa ein Beitrag des Salafisten Pierre Vogel bei Facebook „geliket“ habe, sei zu spät aufgefallen. Das mache den Jungen aber nicht zum Salafisten und Gefährder. Irritiert zeigt sich Holzner, dass die Diskussion erst sechs Wochen nach der Erstausstrahlung begonnen habe und jetzt alles hinterfragt werde.

Malvina gehe nicht in allen Punkten Kompromisse ein. Sie ordne sich nicht unter, sondern handele alle Punkte in Diskussionen aus, wie dies üblich in Beziehungen sei. Holzner betonte, dass Diaa mittlerweile massive Drohungen aus der extremistischen Szene erhalte. Der Vorwurf laute, dass er sich zu viel von seiner Freundin habe sagen lassen. Holzner bewertet den Film eingebettet in die gesamte Themenwoche im November, die unterschiedliche Facetten beleuchtet habe. Der Film lief im Rahmen der KiKa-Reihe „Schau in meine Welt“.

Von: Johannes Weil

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