Markus Söder: „Jesus war wohl der größte Charismatiker der Weltgeschichte“

Markus Söder (CSU) ist Bayerns neuer Ministerpräsident. Er gilt als zielstrebig, machtbewusst – und manchmal provokant. Doch er hat auch eine andere Seite: Er predigt von der Liebe Jesu, besucht einen Gebetskreis und lauscht auf Autofahrten der Hörbibel. Im pro-Interview sagt er, wie beides zusammenpasst. Die Fragen stellte Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
Nach dem für den 13. März angekündigten Rücktritt von Horst Seehofer (CSU) will ihn Markus Söder (Archivbild) als Ministerpräsident beerben

pro: Ein Journalist schrieb einmal, das, was Sie am allerwenigsten könnten, sei warten. Hat er Recht?

Markus Söder: Klischees sind in Deutschland so hart wie Beton. Ein Journalist schreibt etwas, der andere schreibt es ab. Mir kann man vieles vorhalten, aber nicht, dass ich in den vergangenen Jahren keine Geduld gehabt hätte. Ich konzentriere mich mit Leidenschaft auf die Aufgabe, die ich habe.

Kein anderer Politiker sorgt beim Fasching für so viel Aufsehen wie Sie. Sie mimten schon die Zeichentrickfigur Shrek, Mahatma Gandhi, Edmund Stoiber und erst dieses Jahr den Prinzregenten Luitpold von Bayern. Woher kommt die Vorliebe fürs Verkleiden?

Das hat sich über die Jahre und die Einladungen so ergeben. In Veitshöchheim sind die Kostüme der Gäste Teil des Erfolgsrezepts, neben den hervorragenden Darbietungen auf der Bühne. Günter Beckstein hat mit den Verkleidungen begonnen. Ich habe Freude an den alljährlichen Verkleidungen.

Würden Sie auch als Jesus gehen?

Nein.

Warum?

Das wäre absurd und anmaßend. Ich würde auch nicht als Kardinal oder Pfarrer gehen. Dafür habe ich zu viel Respekt. Mein eigener Glaube basiert sehr stark auf der Person Jesu Christi. Manch einer sagt, Monotheisten seien alle gleich – das stimmt aber nicht. Jesus macht den Unterschied. Deswegen habe ich auch einen stärkeren Bezug zu dem Neuen Testament.

„Wer Drama will, sollte sich die Johannes-Offenbarung gönnen“

Wer ist Jesus Christus für Sie?

Der Sohn Gottes. Ich las einmal das Buch „Die letzten Tage Jesu“ von Nick Page. Er kommt zum Schluss: Es ist erstaunlich, dass jemand am hintersten Eck der damals bekannten Welt, in Judäa und Galiläa, für sehr kurze Zeit die Bühne der Weltgeschichte betritt – und dann Jahrtausende lang wirkt. Egal, ob man ihn wie ich für den Sohn Gottes hält oder nicht: Jesus war wohl der größte Charismatiker der Weltgeschichte.

Was bedeutet für Sie die Bibel?

Ich besitze viele Bibel-Ausgaben. Immer wieder mal schaue ich in die neueste Lutherbibel rein, die auf meinem Münchener Schreibtisch liegt. Am besten finde ich aber Hörbibeln, die ich auf langen Autofahrten höre. Mein Lieblingsevangelium ist das von Matthäus. Wer mehr Drama und Science-Fiction will, kann sich auf einer langen Fahrt auch die Offenbarung des Johannes gönnen. Die Bibel ist spannender, als man denkt.

Und Ihre Mitarbeiter müssen mithören …

Hat aber bisher noch keinen gestört.

Manchmal predigen Sie in Kirchen. Wie kam es dazu?

Ich dachte früher, ich könne Gott nicht mit meinen ganzen Sorgen belästigen, schließlich hat er genug zu tun. Durch Zufall habe ich dann einen Gebetskreis gefunden, der mir Mut gemacht hat, viel direkter mit Gott zu sprechen und auch meinen Glauben öffentlich zu bekennen. So ergab sich die erste Predigt, oder sagen wir lieber: Bekenntnisrede in der Kirche. Gerne auch mit Humor. Manche Prediger tragen die frohe Botschaft mit einer Gesichtsmiene vor, dass man nur von einer Text-Bild-Schere sprechen kann.

Was bedeutet Gebet für Sie?

Immer, wenn ich auf Gott vertraut habe, bin ich am besten damit gefahren. Ich bete nicht für konkrete Ergebnisse, aber immer um Kraft, Weisheit und Gelassenheit. Ich finde den Glauben faszinierend und das Christentum einzigartig.

Wie sind Sie zu dem Gebetskreis gekommen?

Durch einen Freund. Ich kenne niemanden, der so felsenfest glaubt wie er. Ab und zu schickt er mir die Tageslosung aufs Handy. Die trifft oft dermaßen genau die Situation, dass ich nicht an Zufälle glauben kann. Wir sind dort zu viert und reden über den Alltag, den Glauben – und wir beten gemeinsam.

Also ein Hauskreis?

So kann man das sagen. Wir treffen uns in einer christlichen Stätte, meist verbunden mit einem Frühstück. Am Schluss beten wir gemeinsam. Eine seelische Vitaminspritze in den Tag.

Wer ist Jesus Christus für Sie?

Der Sohn Gottes. Ich las einmal das Buch „Die letzten Tage Jesu“ von Nick Page. Er kommt zum Schluss: Es ist erstaunlich, dass jemand am hintersten Eck der damals bekannten Welt, in Judäa und Galiläa, für sehr kurze Zeit die Bühne der Weltgeschichte betritt – und dann Jahrtausende lang wirkt. Egal, ob man ihn wie ich für den Sohn Gottes hält oder nicht: Jesus war wohl der größte Charismatiker der Weltgeschichte.

Was bedeutet für Sie die Bibel?

Ich besitze viele Bibel-Ausgaben. Immer wieder mal schaue ich in die neueste Lutherbibel rein, die auf meinem Münchener Schreibtisch liegt. Am besten finde ich aber Hörbibeln, die ich auf langen Autofahrten höre. Mein Lieblingsevangelium ist das von Matthäus. Wer mehr Drama und Science-Fiction will, kann sich auf einer langen Fahrt auch die Offenbarung des Johannes gönnen. Die Bibel ist spannender, als man denkt.

Und Ihre Mitarbeiter müssen mithören …

Hat aber bisher noch keinen gestört.

Manchmal predigen Sie in Kirchen. Wie kam es dazu?

Ich dachte früher, ich könne Gott nicht mit meinen ganzen Sorgen belästigen, schließlich hat er genug zu tun. Durch Zufall habe ich dann einen Gebetskreis gefunden, der mir Mut gemacht hat, viel direkter mit Gott zu sprechen und auch meinen Glauben öffentlich zu bekennen. So ergab sich die erste Predigt, oder sagen wir lieber: Bekenntnisrede in der Kirche. Gerne auch mit Humor. Manche Prediger tragen die frohe Botschaft mit einer Gesichtsmiene vor, dass man nur von einer Text-Bild-Schere sprechen kann.

Was bedeutet Gebet für Sie?

Immer, wenn ich auf Gott vertraut habe, bin ich am besten damit gefahren. Ich bete nicht für konkrete Ergebnisse, aber immer um Kraft, Weisheit und Gelassenheit. Ich finde den Glauben faszinierend und das Christentum einzigartig.

Wie sind Sie zu dem Gebetskreis gekommen?

Durch einen Freund. Ich kenne niemanden, der so felsenfest glaubt wie er. Ab und zu schickt er mir die Tageslosung aufs Handy. Die trifft oft dermaßen genau die Situation, dass ich nicht an Zufälle glauben kann. Wir sind dort zu viert und reden über den Alltag, den Glauben – und wir beten gemeinsam.

Also ein Hauskreis?

So kann man das sagen. Wir treffen uns in einer christlichen Stätte, meist verbunden mit einem Frühstück. Am Schluss beten wir gemeinsam. Eine seelische Vitaminspritze in den Tag.

„Die Kirche sollte mehr missionieren als politisieren“

Im Rahmen der Landeskirche?

Nein, manche kommen zwar aus der Kirche, andere sind aus anderen Berufsgruppen.

Sie haben die Kirche schon mehrfach kritisiert, zu politisch zu sein. Soll sie sich nicht mehr in politische Debatten einschalten?

Die Kirche darf natürlich politisch sein – aber nicht nur. Wir sind auf dem Weg in eine säkulare Gesellschaft. Daher sollte die Kirche mehr missionieren als politisieren.

Also für den Glauben werben.

Kirche darf nie nur die Variante anderer Organisationen sein. Sie ist in jeder Beziehung singulär und einzigartig. Sie muss die Seele der Menschen erreichen, nicht nur den politischen Verstand. Bei Wertfragen ist die Kirche gefordert. Wenn ich mich künftig als Ministerpräsident mit den Kirchen treffen werde, will ich auch das seelsorgerliche und spirituelle Gespräch suchen, anstatt nur das Staatskirchenrecht zu diskutieren.

Ihr eigener Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat neulich die geplante Große Koalition dafür gerügt, dass der Familiennachzug für Flüchtlinge stark eingeschränkt werden soll. Ist das zu viel Politik?

Ich respektiere den Standpunkt der Amtskirche, aber es gibt auch andere Standpunkte. Die Kirche mahnt, aber die letzte Entscheidung obliegt den demokratisch gewählten Vertretern.

Spricht Bedford-Strohm also nicht für alle in der Kirche?

In der Kirche gibt es eine plurale Haltung. Wir haben in Deutschland das humanste Flüchtlingsrecht der Welt. Klar ist aber: Wenn jemand nicht rechtmäßig hier ist oder gar seine Identität fälscht, kann das nicht akzeptiert werden. Rechtsstaat ist die Voraussetzung für Freiheit und Sicherheit.

Sie haben angekündigt, die christlich-abendländische Prägung in die Verfassung des Freistaats Bayern aufzunehmen. Ist ein echter Bayer auch Christ?

Wir sind eine christlich-abendländische Gesellschaft. Das Kreuz ist die Grundlage des Grundgesetzes. Menschenwürde und Kreuz gehören zusammen, weil dieses Symbol auch Nächstenliebe und Respekt vor dem Einzelnen bedeutet – das ist Menschenwürde. Der Mensch hat einen Wert, egal, ob er groß, schön, stark oder schwach ist. Unser Kalender ist christlich geprägt. Wir feiern Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Natürlich wird niemand verfassungsrechtlich verpflichtet, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Wir sollten aber unsere christliche Identität erhalten. Wer zu uns kommt, ist herzlich willkommen, aber er muss sich an unsere Sitten, Werte und Gebräuche halten – und nicht umgekehrt.

Außerdem wollen Sie in allen öffentlichen Gebäuden Kreuze aufhängen. Warum diese Symbolpolitik?

Ich fühle mich wohler, wenn ein Kreuz in der Nähe ist. Auch unserem Staat würde es gut tun. Seit mir ein hoher evangelischer Geistlicher gesagt hat, dass wir Lutheraner uns auch bekreuzigen dürfen, mache ich das auch. In anderen Ländern hängen Präsidentenbilder in der Behörde. Keiner muss aber ein Bild von Söder aufhängen, ein Kreuz jedoch würde mir gefallen.

Einerseits finden Sie harte Worte in der Flüchtlingspolitik, in der Kirche predigen Sie hingegen Sätze über das Christentum wie: „Jeder wird geliebt. Es zählt allein der Mensch.“ Die SZ schrieb, zwischen dem „Heiligen Markus“ und seinem Image sei eine „Kluft wie zwischen Bambi und Godzilla“. Ist der Prediger Markus Söder ein anderer Mensch als der Politiker?

Wer Christ ist, kann trotzdem rechtsstaatlich handeln. Wir sind nicht bei „Deutschland sucht den Superchristen“, wo eine Jury festlegt, ob man auch richtig glaubt. Der Glaube ist keine Schablone. Ich orientiere mich an der Bibel und vor allem an Jesus Christus.

Was bedeutet das für Sie?

Unzählige Interpreten drehen jeden Satz der Bibel fünfmal um, anstatt ihn so zu nehmen, wie er dasteht. Manche, die in ihren Predigten darüber sprechen, was der Staat alles nicht tun sollte, haben gleichzeitig Spekulationsgeschäfte der eigenen Kirche übersehen. Ich wundere mich, mit welchen Summen da spekuliert wurde.

Im Bistum Eichstätt soll die Kirche etwa 48 Millionen Euro durch fragwürdige Investments eines Geldverwalters verloren haben.

Jesus hat weder festgelegt, dass die Kirche ein Festgeldkonto braucht, noch dass man mit Geld spekulieren soll. Ich will niemanden angreifen, aber jeder darf sich an seinen eigenen Maßstäben messen lassen.

Politik ist ein Haifischbecken, es geht um Macht.

… das gibt’s in der Kirche auch …

Sie sind in beiden Bereichen aktiv. Zweifeln Sie manchmal daran, dass Ihr Verhalten richtig ist, gerade wenn es um Macht geht?

Als Jesus die Händlertische im Tempel umgeworfen hat, glich das auch einem Haifischbecken. Die allermeisten Politiker in Deutschland sind grundanständige Leute, auch wenn einige manchmal irren.

Gehören AfD-Politiker auch zu den Anständigen?

Vor allem in den neuen Ländern entwickelt sich die AfD weg von der Verfassung und der demokratischen Grundordnung: Sie pflegt einen engen Zusammenschluss mit Pegida, der identitären Bewegung und den „Reichsbürgern“. Manche AfD-Funktionäre stehen der NPD näher als der Union. Jeder Wähler, der glaubt, er würde mit der AfD eine Art bessere Union wählen, irrt. Wir wollen aber enttäuschte Unionswähler zurückholen, die an den Rechtsstaat glauben und eine konservative Grundgesinnung haben.

Sie bezeichnen es als „Fehler, die demokratischen Wähler rechts von der Mitte zu lange den anderen zu überlassen“. Wird die CSU nun also eine AfD-light?

Es gilt der Satz von Franz-Josef Strauß: Rechts von der Union darf keine demokratisch legitimierte politische Kraft existieren. Die Union braucht keinen Rechtsruck, sondern die Rückkehr zu alter Glaubwürdigkeit. Wir müssen uns um die bürgerliche Mitte kümmern, aber natürlich auch um die demokratische Rechte. Die Seelenlage der Deutschen ist seit der Grenzöffnung 2015 durcheinander. Der schwere Fehler war nicht einmal, die Grenzen zu öffnen, sondern sie nachher nicht mehr zu schließen.

In sozialen Netzwerken reagieren AfD-Unterstützer auf solche CSU-Vorstöße sarkastisch. Tenor: In Bayern spuckt die CSU große Töne, in Berlin setzt sie aber nichts durch. Muss die Kanzlerin sich warm anziehen, wenn Sie Ministerpräsident sind?

Der jetzige Koalitionsvertrag geht schon in die richtige Richtung. Wir sind in Bayern tolerant und weltoffen. Ich mache keinen Wahlkampf gegen Berlin, will aber zeigen, was wir besser können.

Prinzregent Luitpold regierte bis 1912, da war er 91 Jahre alt. Sie sind erst zarte 51. Ist das Amt des Ministerpräsidenten die Krönung Ihrer Karriere oder könnten Sie sich auch vorstellen, der erste CSU-Kanzler zu werden?

Ich trete für eine Amtszeitbegrenzung des Ministerpräsidenten auf zehn Jahre ein. Ambition und Amt sind zwei verschiedene Dinge. Mein Herz brennt für Bayern. Man könnte sagen: Ich bin der Markus, da bin ich daheim und hier bleib’ ich auch.

Im Rahmen der Landeskirche?

Nein, manche kommen zwar aus der Kirche, andere sind aus anderen Berufsgruppen.

Sie haben die Kirche schon mehrfach kritisiert, zu politisch zu sein. Soll sie sich nicht mehr in politische Debatten einschalten?

Die Kirche darf natürlich politisch sein – aber nicht nur. Wir sind auf dem Weg in eine säkulare Gesellschaft. Daher sollte die Kirche mehr missionieren als politisieren.

Also für den Glauben werben.

Kirche darf nie nur die Variante anderer Organisationen sein. Sie ist in jeder Beziehung singulär und einzigartig. Sie muss die Seele der Menschen erreichen, nicht nur den politischen Verstand. Bei Wertfragen ist die Kirche gefordert. Wenn ich mich künftig als Ministerpräsident mit den Kirchen treffen werde, will ich auch das seelsorgerliche und spirituelle Gespräch suchen, anstatt nur das Staatskirchenrecht zu diskutieren.

Ihr eigener Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat neulich die geplante Große Koalition dafür gerügt, dass der Familiennachzug für Flüchtlinge stark eingeschränkt werden soll. Ist das zu viel Politik?

Ich respektiere den Standpunkt der Amtskirche, aber es gibt auch andere Standpunkte. Die Kirche mahnt, aber die letzte Entscheidung obliegt den demokratisch gewählten Vertretern.

Spricht Bedford-Strohm also nicht für alle in der Kirche?

In der Kirche gibt es eine plurale Haltung. Wir haben in Deutschland das humanste Flüchtlingsrecht der Welt. Klar ist aber: Wenn jemand nicht rechtmäßig hier ist oder gar seine Identität fälscht, kann das nicht akzeptiert werden. Rechtsstaat ist die Voraussetzung für Freiheit und Sicherheit.

Sie haben angekündigt, die christlich-abendländische Prägung in die Verfassung des Freistaats Bayern aufzunehmen. Ist ein echter Bayer auch Christ?

Wir sind eine christlich-abendländische Gesellschaft. Das Kreuz ist die Grundlage des Grundgesetzes. Menschenwürde und Kreuz gehören zusammen, weil dieses Symbol auch Nächstenliebe und Respekt vor dem Einzelnen bedeutet – das ist Menschenwürde. Der Mensch hat einen Wert, egal, ob er groß, schön, stark oder schwach ist. Unser Kalender ist christlich geprägt. Wir feiern Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Natürlich wird niemand verfassungsrechtlich verpflichtet, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Wir sollten aber unsere christliche Identität erhalten. Wer zu uns kommt, ist herzlich willkommen, aber er muss sich an unsere Sitten, Werte und Gebräuche halten – und nicht umgekehrt.

Außerdem wollen Sie in allen öffentlichen Gebäuden Kreuze aufhängen. Warum diese Symbolpolitik?

Ich fühle mich wohler, wenn ein Kreuz in der Nähe ist. Auch unserem Staat würde es gut tun. Seit mir ein hoher evangelischer Geistlicher gesagt hat, dass wir Lutheraner uns auch bekreuzigen dürfen, mache ich das auch. In anderen Ländern hängen Präsidentenbilder in der Behörde. Keiner muss aber ein Bild von Söder aufhängen, ein Kreuz jedoch würde mir gefallen.

Einerseits finden Sie harte Worte in der Flüchtlingspolitik, in der Kirche predigen Sie hingegen Sätze über das Christentum wie: „Jeder wird geliebt. Es zählt allein der Mensch.“ Die SZ schrieb, zwischen dem „Heiligen Markus“ und seinem Image sei eine „Kluft wie zwischen Bambi und Godzilla“. Ist der Prediger Markus Söder ein anderer Mensch als der Politiker?

Wer Christ ist, kann trotzdem rechtsstaatlich handeln. Wir sind nicht bei „Deutschland sucht den Superchristen“, wo eine Jury festlegt, ob man auch richtig glaubt. Der Glaube ist keine Schablone. Ich orientiere mich an der Bibel und vor allem an Jesus Christus.

Was bedeutet das für Sie?

Unzählige Interpreten drehen jeden Satz der Bibel fünfmal um, anstatt ihn so zu nehmen, wie er dasteht. Manche, die in ihren Predigten darüber sprechen, was der Staat alles nicht tun sollte, haben gleichzeitig Spekulationsgeschäfte der eigenen Kirche übersehen. Ich wundere mich, mit welchen Summen da spekuliert wurde.

Im Bistum Eichstätt soll die Kirche etwa 48 Millionen Euro durch fragwürdige Investments eines Geldverwalters verloren haben.

Jesus hat weder festgelegt, dass die Kirche ein Festgeldkonto braucht, noch dass man mit Geld spekulieren soll. Ich will niemanden angreifen, aber jeder darf sich an seinen eigenen Maßstäben messen lassen.

Politik ist ein Haifischbecken, es geht um Macht.

… das gibt’s in der Kirche auch …

Sie sind in beiden Bereichen aktiv. Zweifeln Sie manchmal daran, dass Ihr Verhalten richtig ist, gerade wenn es um Macht geht?

Als Jesus die Händlertische im Tempel umgeworfen hat, glich das auch einem Haifischbecken. Die allermeisten Politiker in Deutschland sind grundanständige Leute, auch wenn einige manchmal irren.

Gehören AfD-Politiker auch zu den Anständigen?

Vor allem in den neuen Ländern entwickelt sich die AfD weg von der Verfassung und der demokratischen Grundordnung: Sie pflegt einen engen Zusammenschluss mit Pegida, der identitären Bewegung und den „Reichsbürgern“. Manche AfD-Funktionäre stehen der NPD näher als der Union. Jeder Wähler, der glaubt, er würde mit der AfD eine Art bessere Union wählen, irrt. Wir wollen aber enttäuschte Unionswähler zurückholen, die an den Rechtsstaat glauben und eine konservative Grundgesinnung haben.

Sie bezeichnen es als „Fehler, die demokratischen Wähler rechts von der Mitte zu lange den anderen zu überlassen“. Wird die CSU nun also eine AfD-light?

Es gilt der Satz von Franz-Josef Strauß: Rechts von der Union darf keine demokratisch legitimierte politische Kraft existieren. Die Union braucht keinen Rechtsruck, sondern die Rückkehr zu alter Glaubwürdigkeit. Wir müssen uns um die bürgerliche Mitte kümmern, aber natürlich auch um die demokratische Rechte. Die Seelenlage der Deutschen ist seit der Grenzöffnung 2015 durcheinander. Der schwere Fehler war nicht einmal, die Grenzen zu öffnen, sondern sie nachher nicht mehr zu schließen.

In sozialen Netzwerken reagieren AfD-Unterstützer auf solche CSU-Vorstöße sarkastisch. Tenor: In Bayern spuckt die CSU große Töne, in Berlin setzt sie aber nichts durch. Muss die Kanzlerin sich warm anziehen, wenn Sie Ministerpräsident sind?

Der jetzige Koalitionsvertrag geht schon in die richtige Richtung. Wir sind in Bayern tolerant und weltoffen. Ich mache keinen Wahlkampf gegen Berlin, will aber zeigen, was wir besser können.

Prinzregent Luitpold regierte bis 1912, da war er 91 Jahre alt. Sie sind erst zarte 51. Ist das Amt des Ministerpräsidenten die Krönung Ihrer Karriere oder könnten Sie sich auch vorstellen, der erste CSU-Kanzler zu werden?

Ich trete für eine Amtszeitbegrenzung des Ministerpräsidenten auf zehn Jahre ein. Ambition und Amt sind zwei verschiedene Dinge. Mein Herz brennt für Bayern. Man könnte sagen: Ich bin der Markus, da bin ich daheim und hier bleib’ ich auch.

Von: Nicolai Franz

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  1. Dieser Artikel muss dringend überarbeitet werden, denn er beinhaltet viele, den Lesefluss total störende Wiederholungen.

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