Mansour: Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus nicht auf eine Stufe stellen

Der Islamexperte Ahmad Mansour hat auf der Deutschen Islam Konferenz kritisiert, dass Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus gleichgestellt würden. Lamya Kaddor nutzte die Konferenz für erneute Kritik an den Islamverbänden.
Von Anna Lutz
Ahmad Mansour sprach zum Thema „Klartext Integration“. So heißt auch sein aktuelles Buch.

Am Mittwoch diskutierten die Teilnehmer der Deutschen Islam Konferenz über die Themen Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus. Mit dabei waren Islamexperte und Autor Ahmad Mansour und die religionspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Lamya Kaddor. Bereits am Dienstag hatte Innenministerin Nancy Faeser islamischen Antisemitismus verurteilt, aber sich auch gegen einen Generalverdacht gegenüber Muslimen gestellt. 

Mansour kritisierte, dass Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus auf eine Stufe gestellt würden. Er könne „nicht unterschreiben“, dass Muslime massiv unter Rassismus litten: „Diese Symmetrie existiert nicht.“ Es würden auf den Straßen antisemitische Parolen gerufen wie vor 70 oder 80 Jahren. Das sei das eigentlich bedenkliche Phänomen. Er nannte die Fokussierung auf Muslimfeindlichkeit eine „Diskursverschiebung“. 

Zur Strategie der Hamas gehöre es, Menschen in Europa durch Internet-Propaganda auf die Straße zu treiben. Deshalb forderte er staatliche Maßnahmen: Medienkompetenz als Pflichtfach in jeder Schule, digitale Sozialarbeit, die versuche, mit Menschen in Sozialen Netzwerken in Kontakt zu kommen, und gezielt Gegennarrative im Netz präsentieren. Sein persönlicher Wunsch wäre, dass eine gemeinsame Demo von Juden und Muslimen für Frieden zustande käme. „Dann hätten wir ganz andere Bilder auf den Straßen als die, die wir nun kennen.“

„Terror als Terror bezeichnen“ 

Kaddor erklärte, Religionen könnten dazu beitragen, religiöse Konflikte beizulegen. Der Staat brauche sie sogar, um den Frieden zu sichern. An die Verbände gerichtet sagte sie allerdings mit Blick auf die Anschläge der Hamas am 7. Oktober: „Ich verstehe nicht, warum das so schwer ist, Terror als Terror zu bezeichnen.“ 

Und weiter: „Wer glaubt, es gehe hier nur um Antisemitismus, der hat etwas nicht verstanden.“ Wenn die Radikalen mit den Juden fertig seien, dann kämen die nächsten an die Reihe: Frauen, LGBTQI-Personen und andere Gruppen. Selbst vor dem Mord an Muslimen oder Arabern schrecke die Hamas nicht zurück. Deshalb gehe der Kampf gegen sie und ihre Narrative jeden an. 

„Antisemitismus lässt sich nicht mit Rassismus bekämpfen“

Die Jüdin Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, beklagte zu wenig und keine flächendeckende Solidarisierung mit den Opfern in den ersten Stunden nach dem Anschlag der Hamas. Sie fühle sich selbst durch Antisemitismus gefährdet, habe etwa in den letzten Wochen darüber nachgedacht, ob sie ihre Kinder in den Kindergarten schicken könne. 

Dennoch wehrte sie sich gegen Maßnahmen wie eine strengere Asylpolitik: „Antisemitismus lässt sich nicht mit Rassismus bekämpfen.“ Eine Instrumentalisierung der Gewalt nütze ihr als Jüdin nichts. Mit Sorge beobachte sich einen sich „rasant“ verbreitenden Hass im Netz, sowohl gegenüber Juden als auch gegenüber Muslimen. 

Das bestätigte Omar Kuntich vom Islamverband „Malikitische Gemeinde“: „Ich sehe nur Hass“, sagte er mit Blick auf das Internet. „Unser Frieden ist gefährdet durch Social Media.“

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