Lindners Hochzeit: „Darum prüfe, wer sich ewig bindet …“

FDP-Politiker Christian Lindner trat aus der Kirche aus, will nun aber trotzdem kirchlich heiraten – und zog damit den Zorn des Netzes auf sich. Zu Unrecht.
Von Norbert Schäfer
Ob Christian Lindner, Chef der Liberalen im Deutsche Bundestag, von dem umstrittenen Tweet seiner Fraktion wusste? Auf einen Post zum Thema Down-Syndrom folgte ein Shitstorm.

Dieser Tage übertrumpfen sich Kommentare in den Sozialen Medien und der Presse wegen der Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner und seiner, nun bereits standesamtlich anvertrauten, Frau Franca Lehfeldt gegenseitig. Die Vermählung des Paares nebst illustrer Hochzeitsgesellschaft auf Sylt sei dekadent und in der aktuellen wirtschaftlichen Situation für einen Minister nicht angemessen, schreiben die einen.

Andere sind der Auffassung, dass wegen der Sicherheitsmaßnahmen – zu den Gästen gehören wohl hochrangige Politiker mit Personenschutz – Steuergelder verpulvert würden und halten das nicht für gerechtfertigt. Auch dass das Paar sein Ja-Wort in einem Traugottesdienst bekräftigen möchte, sorgt für Unmut. Linder und seine Gemahlin seien schließlich beide aus der Kirche ausgetreten, heißt es.

Weder den Finanzminister noch seine Frau Gemahlin kenne ich persönlich. Noch kenne ich die Beweggründe des Paares, zur Eheschließung auch vor einen Altar zu treten. Auch nicht, ob die Eheleute ihr künftiges Zusammenleben bewusst unter Gottes Segen stellen möchten oder aus ganz anderen Gründen den Weg in die Kirche beschreiten. Es geht mich im Übrigen auch nichts an.

Denjenigen, die allerdings meinen, Gottes Liebe zu seinen Menschen oder sein Segen für dieses oder jenes sei an eine Art Mitgliedschaft in einer Kirche oder sonstigen Organisation gebunden, irren.

Aber auch diejenigen liegen falsch, wenn sie die Auffassung vertreten, Kirche habe als eine Art Dienstleistungsverein für Glanz, Pomp und Glamour ausschließlich zahlender Mitglieder zu sorgen. Auf den Gedanken, nur solchen Menschen Zutritt zu Weihnachtsgottesdiensten zu gewähren, die treu und brav Kirchensteuer entrichtet haben, käme sicher kaum jemand. Jedenfalls habe ich noch bei keiner Christvesper einen Küster oder Kirchdiener die Mitgliedschaft der Versammelten, etwa anhand des Eintrages auf der Steuerkarte, überprüfen sehen.

Bei dem ganzen Wirbel, der um diese Hochzeit gemacht wird, ist mir ein Glückwunsch zur anstehenden Vermählung eines Politikerkollegen des Bräutigams angenehm aufgefallen. „Die Ehe ist ein Stück weit wie die Politik“, hat der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Thorsten Frei, an das Brautpaar gerichtet mitgeteilt, und weiter: „Es braucht Vertrauen, Leidenschaft, Kompromissbereitschaft und oft muss man auch hart an sich arbeiten oder Kritik einstecken. Gemeinsam kann man aber unendlich viel oder auch Unmögliches erreichen. Dafür alles Gute.“

Bleibt der Rat, dass jeder die eigenen Motive prüfe, mit der er einst zur Trauung vor den Altar getreten ist, oder dies in absehbarer Zeit zu tun gedenkt.

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13 Antworten

  1. was für ein Aufwand mit Personenschutz usw,alles zahlen wir ,gleich nach der Trauung einlochen ,das ist doch Steuerbetrug,zahl es aus deiner Tasche

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  2. Ich finde, dass dieser Kommentar der Beliebigkeit und Willkür Tür und Tor öffnet. Natürlich ist Gottes Segen einerseits kostenlos und wahres gelebtes Christsein viel mehr als die Mitgliedschaft in einem Verein. Aus einem anderen Artikel bei PRO geht aber hervor, dass eine kirchliche Trauung ohne Kirchenmitgliedschaft (zumindest in der Nordkirche) nur in Ausnahmefällen möglich sei. Gilt das dann nur für Prominente? Oder auch für ein neu zugewandertes heiratswilliges Flüchtlingspärchen, das vielleicht in Deutschland noch nicht die richtige Kirche gefunden hat? Ein Austritt aus der Kirche ist, wenn er nicht in Zusammenhang mit dem Beitritt in eine andere christliche Gemeinschaft (Freikirche o. Ä.) steht (die dann i. d. R. auch die Kasualien übernimmt), eigentlich schon als Distanzierung vom christlichen Glauben zu werten. Und dann will man für das eine Mal dann doch Gottes Segen, an dem einem sonst meist nicht so sehr gelegen ist, wie der vorausgegangene Austritt dann eben nahelegt? Obwohl mir bekannt ist, dass Herr Lindner seinen Amtseid mit religiöser Beteuerung geschworen hat. Ist das dann nicht eine Art „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“? In den 90ern gab es in christlichen Kreisen mal den Spruch: „Wer Gott nur in der Natur sucht sollte sich auch vom Oberförster beerdigen lassen“. Sicher nicht nett oder schmeichelhaft gegenüber Betroffenen, aber sicher doch eine Aussage, die konsequentes Handeln anmahnt.

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  3. Finde auch das der Aufwand heftig ist.
    Wir sollen am Besten nicht mehr duschen ,heizen, Auto fahren usw und hier reisen einige mit dem Flugzeug an.
    In der heutigen Zeit ging es auch um einiges kleiner!!!!

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    1. Was schimpft Ihr denn über Merz und seinen protzigen Auftritt mit dem Privat—Jet? Der ist doch zur Zeit (!) C D U —Vorsitzender und , wie ich hier im Forum oft lesen konnte, ist das doch die e i n z i g e Partei, die Christen „guten Gewissens“ wählen sollten 😇

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  4. Im Grunde ist es doch sehr erfreulich, dass der Vorsitzende einer Partei,
    die mit Ehe&Familie nicht viel am Hut hat,
    und die am liebsten eine vermutlich nur befristete „Verantwortungsgemeinschaft zweier oder mehrerer volljähriger Personen möglichst unbürokratisch gründen“ möchte,
    dass dieser für sich selbst die Ehe doch bevorzugt!

    Warum aber meint die FDP, dass andere mit einem nur ungenügenden Surrogat zur Ehe zufrieden sein sollten?

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  5. Ach, lasst den Lindner und seine Frau doch in Ruhe. Die ganze Hochzeit kaputtzureden ist doch völlig daneben. Mein einziger Kritkpunkt an ihm wäre der, warum in einer Zeit, wo die Politik von uns Bürgern verlangt, gefälligst „den Gürtel enger zu schnallen“, zu sparen, wo immer möglich, wir hier „alles in Saus und Braus“ geschildert bekommen. Anderen Wasser predigen – und selbst den feinsten Wein trinken….
    Ansonsten, in Bezug auf Trauung und Kirche, sei sich jede/r selbst seines Glaubens gewiss.

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  6. Lest mal das Neueste auf idea.de dazu. Dann wird manche/r seine Meinung (hoffentlich) revidieren.

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  7. Das Entscheidende ist nicht eine kirchliche Trauung, sondern die Tat als Christ:

    Wir werden durch unseren Glauben an Jesus Christus und Seine Gnade gerecht von Verfehlungen, ohne dass wir dafür eine Leistung erbringen müssen (Römer 3, 22-24; Epheser 2, 8-10).

    Aber zwischen gerecht werden (aus Gnade) und gerecht bleiben (durch Taten) besteht ein großer Unterschied!
    Bitte lesen Sie dazu die folgenden Bibelaussagen:

    – laue Christen wird Jesus aus seinem Mund ausspucken (Offenbarung 3, 14-22) und
    – wer keine reiche Frucht bringt, wird von Jesus getrennt (Johannes 15,1-8) und
    damit Faulpelze und Taugenichtse (Matthäus 25,14-30).

    Bitte lesen Sie auch Jakobus 2,24; Matthäus 6,19 + 20 und Matthäus 19,30.

    Wie können Sie sich also tatkräftig für Jesus Christus engagieren?
    Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen (Epheser 2,10).
    Bitten Sie IHN um Erkenntnis (Jakobus 1,5-8).

    Jesus spricht in Matthäus 25,31-46 „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan“ und erläutert das.
    Und ER will, dass alle Menschen die Wahrheit erkennen (1.Timotheus 2,4). Auch Sie können die Evangelisation unterstützen, allerdings nur ein volles Evangelium und kein Wohlstands-bzw. Wohlfühlevangelium (Galater 1,7).

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  8. Respekt! Der aus der Kirche ausgetretene Lindner lässt sich den kirchlichen Segen geben. Hoffentlich besinnt er sich auf die christlichen Tugenden. Möge ihm Gott beistehen.

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  9. Die kirchl. Eheschließung ist im ev. Bereich kein Sakrament, (heilig, von Gott ausgehend) sondern eine Kasualie. Sie geschieht aus einem Anlass, also der standesamtlichen Trauung der Beiden. Sie hat auch keine rechtliche Wirksamkeit. Warum soll die Kirche den Segen verweigern? Jesus hat uns aufgefordert sogar die Feinde zu segnen. Es entspricht der Großzügigkeit Gottes. Alles andere wäre urteilen zu dem wir nicht befugt sind.
    Dennoch bin ich traurig. Uns wurden diese Trauung verweigert obwohl wir Kirchenmitglieder sind und seit wir uns selbstständig engagieren können das in der Kirche tun. Uns fehlt der Trauschein. Hätten wir diesen könnten wir uns nur noch das lebensnotwendigste leisten, nichts mehr spenden und auch nicht mehr ehrenamtlich tätig sein. Wir sind Beide verwitwet und würden etwa die Hälfte der Rente einbüßen.
    Ist das nicht traurig?

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  10. Ja. Schwierig. Lindner Politiker. Sein Glaube? Verantwortung für Unternehmer übernimmt er? Kann ein Politiker, mit seiner Art von Lebensauffassung an Gott glauben?

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  11. welche Bibeltexte hat das Brautpaar für die kirchliche Trauung ausgesucht und gelesen.
    Es wäre schön , wenn ich das erfahren könnte ,
    Herzlichen Dank.

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