Liberty University verklagt Ex-Präsident

Der Ex-Präsident der Liberty University, Jerry Falwell Jr., wird von seiner ehemaligen Hochschule verklagt. Nach einem Sexskandal im vergangenen Jahr wirft die Uni ihm nun unter anderem Vertragsbruch und Veruntreuung vor.
Von Swanhild Zacharias
Ist nach seiner Beurlaubung nun endgültig als Präsident der Liberty University zurückgetreten: Jerry Falwell jr.

Die christliche Liberty University in Virgina verklagt ihren ehemaligen Präsidenten, den Evangelikalen Jerry Falwell Jr., wegen Betrugs. Das berichtet die New York Times. Während der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump galt Falwell als wichtiger evangelikaler Ansprechpartner für das Weiße Haus. Vergangenes Jahr trat er als Uni-Präsident wegen eines Sexskandals zurück.

Die Universität fordere mehr als 40 Millionen Dollar Schadensersatz, berichtet die New York Times. Die Anklage wirft Falwell Vertragsbruch und Veruntreuung von Geldern vor. Er soll dem Kuratorium der Universität skandalträchtige und möglicherweise schädigende Informationen vorenthalten haben, während er im Jahr 2019 für sich selbst einen neuen Vertrag unter falschem Vorwand ausgehandelt und damit eine „gut ausgearbeitete Ausstiegsstrategie“ vorbereitet habe. Falwell habe es zudem versäumt, seine „persönliche Beeinträchtigung durch Alkohol“ offenzulegen.

Im August vergangenen Jahres habe der ehemalige Uni-Präsident behauptet, er werde von dem Mann erspresst, der mit seiner Frau eine jahrelange Affäre gehabt habe. Die Anklage wirft ihm nun vor, Falwell habe mit der Geheimhaltung dieser Sache dem Ruf der Liberty Universität geschadet. Die Universität selbst wolle die Anklage nicht kommentieren, zitiert die New York Times einen Sprecher der Hochschule. Falwell selbst habe in einem Statement erklärt, die Klage sei „voller Lügen und Halbwahrheiten“. Sie sei ein weiterer Versuch „mich zu diffamieren und zu diskreditieren“.

Falsche Behauptungen und Alkoholmissbrauch

Die Anklage beinhalte außerdem den Vorwurf, Falwell habe nach seinem Rücktritt als Uni-Präsident gegenüber den Medien fälschlicherweise behauptet, er habe eine Abfindung von mehr als zehn Millionen Dollar erhalten. Die Abfindung solle laut seinem ausgehandelten Vertrag jedoch nur 2,5 Millionen Dollar beinhaltet haben oder zwei Jahresgehälter. Der Universität sei es nicht klar, ob Falwell damit nur habe „prahlen“ wollen, oder ob hinter seinen öffentlichen Aussagen die Absicht stand, eine zusätzliche Ausgleichszahlung zu fordern. Falwell habe außerdem eine private E-Mailadresse und persönliche Geräte benutzt, um universitäre Geschäfte zu regeln. Falwell habe sich außerdem nach seinem Rücktritt geweigert, der Hochschule gehörende technische Geräte zurückzugeben, obwohl darauf vertrauliche uni-interne Informationen gewesen seien.

Die Anklage deckt zudem auf, dass Falwells Ehefrau Becki sich gegenüber dem Leitungsgremium der Liberty Universität über exzessiven Alkoholkonsum ihres Mannes besorgt geäußert habe.

Die Universität habe sich seit Falwells Rücktritt immer mehr von ihm distanziert, berichtet die New York Times. Obwohl Falwell selbst Reportern berichtet habe, er wolle weiterhin an der Hochschule präsent sein und im vergangenen Monat ein Lacrosse-Spiel der Uni besucht habe. Die Universität habe ihren Angestellten jedoch verboten, mit Falwell oder seiner Familie über universitäre Angelegenheiten zu kommunizieren oder über Falwells Tochter, die derzeit noch an der Hochschule studiert.

Falwell stand seit 2007 an der Spitze der Universität von Virginia. Diese hatte sein Vater gegründet. Bereits am 7. August hatte die Universität ihn auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Deren Vorstand sucht nun nach einem Nachfolger.

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Eine Antwort

  1. Einfach nur traurig.

    Nicht „Fingerzeigen“ ist hier dran, sondern der Blick in den Spiegel:
    „Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt.
    Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert.“
    (1. Kor. 10, 12f)

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