Meinung

Leider völlig hoffnungslos: Film „Gott, du kannst ein Arsch sein“

In „Gott du kannst ein Arsch sein“ spielt Til Schweiger einen Pfarrer. Wer jetzt erwartet, es würde in irgendeiner Weise um den Glauben gehen, der wird enttäuscht und findet sich einer mäßig-gut geschauspielerten Tragik-Komödie wieder. Der Film läuft heute Abend bei RTL.
Von Swanhild Zacharias
Til Schweiger und Heike Makatsch spielen in „Gott, du kannst ein Arsch sein“ die Eltern der krebskranken Steffi

In „Gott, du kannst ein Arsch sein“ spielt Til Schweiger den evangelischen Pfarrer Frank, dessen 16-Jährige Tochter Steffi unerwartet und unheilbar an Krebs erkrankt und nur noch wenige Monate zu leben hat. Sie hat gerade ihren Schulabschluss gemacht, die erste große Liebe gefunden und freut sich auf das Leben, das vor ihr liegt. Mit der Krebsdiagnose zerplatzen alle Träume. Das Titelzitat des Films lässt sich das Mädchen in die Haut eintätowieren. Der Film beruht auf der wahren Geschichte von Stefanie Pape und dem gleichnamigen Buch.

Nach diesen Informationen und dem provokanten Titel erwartet man als Zuschauer, dass der Film in irgendeiner Weise den christlichen Glauben thematisiert. Zum Beispiel in Form der Frage, warum Gott so etwas zulässt. Oder in Form des Vaters und Pastors, der mit Gott hadert, vielleicht am Glauben zweifelt oder sich an Gott wendet.

Leider wird man enttäuscht. In einem Nebensatz erwähnt Steffi gegenüber dem Zirkusjungen Steve, mit dem sie kurzzeitig durchbrennt und eine Art Roadtrip nach Paris erlebt, dass ihr Vater Pfarrer ist. Die Eltern wollten sie zu einer Chemotherapie überreden, doch Steffi möchte lieber noch was erleben, anstatt den Rest ihrer Tage im Krankenhaus zu verbringen. Vater Frank findet sich in einer – sehr kurzen – Szene des Films in der Kirche wieder, in der er zu seiner Frau Eva sagt: „Ich habe immer geglaubt, dass wir im Himmel oder wo auch immer am Ende wieder zusammenkommen. Glauben reicht mir nicht mehr. Ich muss es wissen.“ Was genau er mit dieser Aussage meint, bleibt im Unklaren. Die Szene endet damit. An einer anderen Stelle fragt Steffis Mutter in voller Verzweiflung ihren Mann: „Wie krank muss dein Gott sein, wenn er dein Kind von den Eltern holt?“ Auch diese Frage wird offen gelassen. Und damit war es das an Inhalten, die den Glauben thematisieren.

Der Titel verwirrt – denn er spielt keine Rolle

Am Ende des Films kehrt Steffi zu ihren Eltern zurück, alle versöhnen sich und das abschließende Fazit lautet: „Man muss das Leben lieben, wenn es klappen soll, weil es plötzlich vorbei sein kann.“ Laut Filmproduktionsfirma UFA soll der Film eine „Liebeserklärung an das Leben“ sein.

Schade, denn das Thema des Films ist prädestiniert dafür, sich mit dem Glauben und Gott auseinanderzusetzen. So, wie er jetzt ist, wirkt der Film unvollständig. Er vermittelt keinerlei Hoffnung, sondern die traurige Botschaft, dass mit dem Leben hier auf Erden alles endet. Vor diesem Hintergrund wirkt auch der Titel nicht mehr so provokativ – denn inhaltlich spielt er kaum eine Rolle. Eigentlich verwirrt er mehr, denn wer so einen Satz ausspricht oder sich sogar tätowieren lässt, der wendet sich damit direkt an Gott und von dem ist auszugehen, dass er auch in irgendeiner Weise mit Gott und dem Glauben ringt. Aber der Film ignoriert das förmlich und lässt damit ein großes Pfund liegen, um wirklich in die Tiefe zu gehen.

Damit erübrigt sich dann auch die Frage, die zum Beispiel RP Online in einem Artikel stellt, ob der Titel Blasphemie sei. Nein, denn die Anklage, die hinter so einem Ausspruch steckt, hält Gott aus. Ja, er erwartet sogar, dass sich Menschen mit dem eigenen Schmerz und Unverständnis direkt an ihn wenden. Viele Bibelstellen zeugen davon. Das Buch Hiob oder die Klagepsalmen sind nur zwei Beispiele dafür.

Weil dem Film diese Perspektive nahezu völlig fehlt, reiht er sich leider nur ein in eine Reihe vieler deutscher, mäßig-gut geschauspielter Tragik-Komödien.

„Gott, du kannst ein Arsch sein“ läuft am 20. Januar um 20.15 Uhr bei RTL.

Dieser Text erschien zuerst im Oktober 2020 zum Kinostart des Films. 

 

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13 Antworten

  1. Bin erst jetzt durch das TV Programm für den 20.1.22, auf diesen Film aufmerksam geworden.
    Ich finde diesen Filmtitel nicht akzeptabel, Er ist meiner Meinung ganz knapp am § 166 StGB.
    Es gehört von geeigneter Stelle an verantwortlicher Stelle zumindest gerügt zu werden.

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  2. Dieser Wurm „Mensch“ traut es sich zu Gott als Arsch zu bezeichnen, obwohl er ihm selber den Rücken gekehrt hat. Wie im wahren Leben, immer ist der andere Schuld. Immer ist Gott schuld. Das man mal hinterfragt, warum reagiert Gott auf diese Weise, hat ER nicht schon vor diesen Konsequenzen gewarnt?
    Man übertritt auch nicht einfach Landesgesetze, ohne die Folgen zu tragen. Selbst Unwissen schützt vor Folgen nicht. Nur bei Gott wendet man andere Maßstäbe an.
    Dafür müsste man sich nur mal die Zeit nehmen und die Bibel Lesen. Es ist jedoch einfacher uninformiert Beschuldigungen auszusprechen. Schon darin sieht man die Größe Gottes, ER selber hat sich nie herablassend über den Menschen geäußert, im Gegenteil, ER selber wird Mensch und will dem gefallenen Menschen wieder zu seiner verlorenen Würde verhelfen.
    Was soll ich sagen, ich weiß nicht, ob Till Schweiger auch Regie führt, aber dieser Mensch hat jeden Kontakt zur Realität verloren, man sehe nur mal wie respektlos er über Goethe, dem er nicht einmal ein Glas Wasser reichen könnte, schreibt. . Die Meinung, die er über sich selber hat, grenzt schon fast an Größenwahn.

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    1. Es gibt – besonders im einst „realsozialistischen“ Teil Deutschlands viele Menschen, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben. Wie sollte ER da in Filmen vorkommen, wenn IHM im Leben der Rücken gekehrt wird?

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  3. Der Filmtitel ist ja übernommen von dem gleichnamigen Buch von Frank Pape, der die echte Steffi bis zum Ende ihres Lebens begleitet hat und der sich jetzt in der Hospizarbeit engagiert. Auch in dem Buch hätte ich eigentlich etwas mehr erwartet, aber hier wird in deutlich oberflächlicher RTL-Manier ein Titel missbraucht, um oberflächlichen Mist zu senden…. mehr als ärgerlich

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    1. Ich bin PRO dankbar, wenn Filme wie dieser besprochen wurde. Eine objektive Sicht schadet nie.

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  4. Dieser unappetitlicher Filmtitel hat mich abgestoßen und habe ihn auch nicht ansehen wollen. Es hat mir schon der Inhalt gereicht, über den ich gelesen habe. So habe ich keine Zeit verschwendet…

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  5. Ich weiß gar nicht wieso man(n) sich darüber so aufregt. Auch meine Schwester hatte Krebs, meine Eltern tiefgläubig, da fragt man sich schon warum gerade wir! Also von daher mal ganz entspannt sein.
    LG und schönes Wochenende
    Eure Melanie

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  6. Erstmalig sah ich diesen Film.
    Als Pfarrerstochter, die einst leidvoll mit dem strafenden Gott von Geburt an „klein “ gehalten wurde und krankmachenden Glauben erleben musste, lese ich hier mit Schrecken die Kommentare, aus denen für mich ebensolche ungesunde und letztlich lieblose Haltung einem mächtigen fernen unberechenbaren Gott gegenüber ans Licht kommt.
    Ich glaube, der grosse Gott/Geist würde gerne kurzzeitig vorbeikommen und all die kleinkarierten unfreien Gläubigen mal zwicken und sagen“hey, bleib locker, ich liebe es, wenn meine Kinder endlich authentisch sind!!!!!“
    Ich für mich durfte meinen Glauben reformieren, lebe seitdem eine herrliche nährende Verbindung zur geistigen Welt und bin inzwischen überzeugt davon, dass all die verkrampften Gläubige ihre alten unerlösten Kindheitstraumata auf unseren liebenden Gott übertragen.
    Ich mache um solche Menschen einen weiten Bogen und bin dankbar für die Befreiung von diesem Glauben, der Kindern großen Schaden antut.
    Vielleicht dürfen die restriktiven Schreiber mal darüber nachdenken, als sich über einen Filmtitel zu echauffieren, der zutiefst menschlich ist im furchtbaren Erleben, ein Kind an Krebs zu verlieren. Und genau das möchte Gott: werdet echt und ehrlich und verschanzt Euch nicht mehr als Heilige hinter Euren frommen Sprüchen.

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    1. Liebe Ina!
      Ich habe weder das Buch gelesen, noch den Film gesehen. Aber Ihren Kommentar fand ich einfach herzerfrischend. Vor allem Ihren Satz: „…, dass all die verkrampften Gläubigen ihre alten, unerlösten Kindheitstraumata auf unseren liebenden Gott übertragen.“, kann ich aus eigener, schmerzhafter Erfahrung nur bestätigen!!!

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  7. Demut und Respekt sind unabdingbar,auch wenn ich Gott nicht verstehen kann!!!!!Das ist unabdingbar,das ist HASS!!!So ein Titel geht gar nicht.Wenn ich ihn nicht verstehe,und das passiert jedem Gläubigen,dann rede ich mit ihm und sage ihm das ich es nicht verstehe,vielleicht auch nie verstehe.Wer bist Du Mensch,Dich mit einer solchen Hassbotschft noch zu brüsten???
    Es gab mal einen “Philosophen”,der leugnete nicht die Existenz Gottes.Nein, viel,viel schlimmer -er hasste ihn und hinterließ bis heute eine furchtbare “Blutspur”.Nicht einmal in der ehem.DDR bekam man alle “Werke” von ihm,da er als “Atheist” uns vorgesetzt und glorifiziert wurde und selbige “unter Verschluss der Lomonossow Universität lagen.IRRET EUCH NICHT,GOTT LÄSST SICH SEINER NICHT SPOTTEN!!!!

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