Lehrerpräsident gegen Altersgrenze bei Social Media

Der Lehrerverband ist gegen eine gesetzliche Altersgrenze für soziale Medien. Eine Petition, die eine solche Beschränkung fordert, hat derweil mehr als 100.000 Unterstützer gefunden.
Von Martin Schlorke

Der Deutsche Lehrerverband spricht sich gegen eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien aus. Dessen Präsident Stefan Düll hält eine solche gesetzliche Begrenzung für „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“. Anstatt mit kaum umsetzbaren Verboten zu hantieren, komme es darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen.

Zwar könne er das Bedürfnis, Kinder vor schlimmen Einflüssen zu schützen, verstehen, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“, jedoch sei eine Altersgrenze dafür der falsche Weg. Zudem hätten Kinder und Jugendliche ein Recht, sich zu informieren. „Es kann uns gefallen oder nicht: Aber wenn sie sich zum Beispiel über Politik informieren, geschieht das oft über Social Media.“

Düll reagierte damit auf Forderungen aus der Politik, neue Regeln für den Umgang Jugendlicher mit sozialen Medien zu finden. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) forderte auf der Digitalmesse „Republica“ eine wirksame Altersverifikation. Zudem sprach sie sich gegen die Handynutzung in Grundschulen aus. Eine Altersgrenze forderte kürzlich auch Justizministerin Stefanie Hubig (SPD). Und auch Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, sprach sich unlängst für ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige aus.

Petition für Altersbegrenzung

Die Regierungsparteien haben sich im Koalitionsvertrag verständigt, den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt zu stärken. Darin heißt es: „Wir setzen uns für verpflichtende Altersverifikationen und sichere Voreinstellungen für Kinder und Jugendliche bei digitalen Endgeräten und Angeboten ein.“

Am Montag berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) über eine Online-Petition, die ein entsprechendes Verbot fordert. Bis Mittwochvormittag haben rund 100.000 Menschen diese unterzeichnet. Gegenüber der SZ erklärte die Initiatorin und Lehrerin der Petition, Jeannette Deckers, dass viele Kinder in der Schule nur noch körperlich anwesend seien. Bei „süchtig machenden Produkten“ wie sozialen Medien sei die Mahnung zu einem vernünftigen Maß weder sinnvoll noch Erfolg versprechend. Deckers sieht den Staat in der Pflicht: Eine Altersbeschränkung für Social Media ab 16 Jahren müsse her.

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