Digitale Medien stehen bei Kindern ab zehn Jahren höher im Kurs als analoge Freizeitbeschäftigungen wie zum Beispiel Sport oder Spiele. Das geht aus der repräsentativen Studie „Junge Familien 2023“ der Krankenkasse Pronova BKK hervor. Demnach verbringen 14- bis 17-Jährige in der Woche durchschnittlich rund 15 Stunden ihrer Freizeit vor dem Bildschirm digitaler Medien wie Smartphone, Tablet, Laptop, Computer, Smart-TV oder Spielekonsole.
Laut Studie sind das etwa sechs Stunden mehr als sie für Tätigkeiten ohne digitale Geräte investieren. Für die repräsentative Studie wurden im Juli insgesamt 1.000 Menschen in Deutschland mit mindestens einem minderjährigen Kind im Haushalt befragt.
Bei den 10- bis 13-Jährigen sind Medienzeit und Offline-Aktivitäten in etwa ausgeglichen. Diese Altersgruppe nutzt pro Woche etwa elf Stunden lang elektronische Medien und kommt auf etwa 10 Stunden Freizeitaktivitäten ohne digitale Geräte wie Sport und analoge Spiele. Wie die Studie zeigt, nutzen bereits die unter 3-Jährigen mehr als 4 Stunden pro Woche digitale Medien.
Sozialpädagoge: „Mehrere hundert Nachrichten pro Tag“
Nach Angaben des Sozialpädagogen Clemens Beisel kommen Befragungen von Kindern zu viel höheren Werten bei der Nutzung digitaler Medien. Eltern neigten dazu, sich die Bildschirmzeit ihrer Kinder kleinzureden. „Es liegt auch daran, dass die Geräte fast überall von unterwegs genutzt werden können, wo die Eltern es nicht mitbekommen“, erklärte Beisel in einer Pressemitteilung der Krankenkasse.
Der Experte empfiehlt den Eltern, sich das technische Wissen anzueignen, um die wirkliche Bildschirmzeit ihrer Kinder besser einschätzen zu können. „Bei vielen Messenger-Diensten ist in den Einstellungen einsehbar, wie viele Nachrichten gesendet und empfangen werden“, erläutert der Sozialpädagoge und erklärt, „dass Kinder ab der 5. Klasse auf mehrere hundert Nachrichten pro Tag“ kämen. „Über solche Zahlen müssen Eltern mit ihren Kindern sprechen und gemeinsam überlegen, was davon notwendig ist und was ablenkt.“
Grund für Streit und schlechtes Gewissen
Der Studie zufolge haben rund 80 Prozent der Eltern von 3- bis 9-Jährigen und 69 Prozent der Eltern von 10-bis 13-Jährigen klare Regeln zur Bildschirmzeit ihrer Kinder gesetzt. Bei Eltern von 14- bis 17-Jährigen haben das weniger als die Hälfte (43 Prozent) der Eltern getan. Für diese Altersgruppe achtet lediglich ein Viertel der Eltern auf eine strikte Einhaltung von Regeln zur Nutzungsdauer digitaler Medien. Bei den 10- bis 13-Jährigen tun das 42 Prozent und bei den unter 10-Jährigen rund 60 Prozent der Eltern.
In 83 Prozent der Haushalte wird laut Studie mit den Kindern über die Nutzung digitaler Medien gestritten. Hauptthema ist demnach die Dauer (45 Prozent), aber auch, ob die Kinder beim Essen (36 Prozent) oder zur Schlafenszeit (30 Prozent) digitale Medien nutzen dürfen.
61 Prozent der Eltern gaben an, dass sie sich wegen der häufigen Ausnahmen bei der Mediennutzung ihrer Kinder grämen. Etwa die Hälfte der Befragten gaben an, dass bei der Bildschirmzeit der Kinder ein Auge zugedrückt werde, um so die anstrengenden Debatten darüber zu vermeiden.