Kretschmann zum Lektürestreit: Was passiert am Ende mit der Bibel?

Seit geraumer Zeit wird über den Umgang mit historischen Büchern oder Personen gestritten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann macht sich deswegen Sorgen um die Bibel.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will historische Texte mit rassistischer Sprache nicht von vorneherein aus Schulen und Öffentlichkeit verbannen. Man müsse Texte wie den Roman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen, der zur Abiturienten-Pflichtlektüre im Südwesten zählt, geschichtlich einordnen, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Wenn man sich nicht mehr mit Texten aus Zeiten befasse, in denen andere Maßstäbe gegolten haben, hätte das weitreichende Konsequenzen. „Was passiert zum Schluss mit der Bibel? Mit dem populärsten, meistgelesenen Buch?“, fragte der Grünen-Politiker.

Der 1951 erschienene Roman von Wolfgang Koeppen über eine bayerische Stadt unter Besatzung von US-Soldaten hat eine Debatte ausgelöst, weil darin häufig das N-Wort verwendet wird. Eine Ulmer Lehrerin, die selbst dunkler Hautfarbe ist, hatte gefordert, das Buch aufgrund seiner Sprache aus dem Lehrplan zu entfernen.

Kretschmann warnte davor, sich nicht mehr mit historischen Texten zu befassen. „Alles nur noch vom Jägersitz des 21. Jahrhunderts mit dem Fernglas anzugucken, das kann nur in die Irre führen“, betonte er. Entscheidend sei bei der Schullektüre, mit welcher Grundhaltung man an einen Text gehe.

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatte für Dienstag Vertreter von „People of Color“ zu einem Gespräch eingeladen. Sie hält aber nach eigenen Worten an der Abilektüre fest. Sie gehe davon aus, dass das Buch „Tauben im Gras“ weitere Jahre von Abi-Jahrgängen gelesen werde, weil es angesichts einer aufwendigen Vorbereitung der Lehrkräfte nicht so einfach sei, den Roman kurzfristig zu ersetzen.

epd
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