Klimakrise, „ … dann sind Christen Teil des Problems“

Klimakrise, Armut oder der Krieg in Europa. Weltweit finden viele Krisen parallel statt. Der Politiker Hermann Gröhe warnt trotzdem vor Resignation – und vor einigen religiösen Gruppierungen.
Von Martin Schlorke

Um den Krisen in der Welt zu begegnen, sei das politische Engagement aller gefordert, sagte der frühere Bundesgesundheitsminister und CDU-Politiker Hermann Gröhe. Es reiche nicht aus, dass nur die Politik in die Pflicht genommen wird. Zudem warnte Gröhe vor Resignation angesichts der weltweiten Herausforderungen. „Ich finde Resignation, wenn du in der satten Hälfte lebst, obszön.“ Als er kürzlich ein Slum in Kenia besucht hat, habe er viele Gründe gesehen, warum Menschen vor Ort resignieren können. „Aber mit einem Glas Bier in einer Berliner Bar überzeugt mich das weniger.“

Gröhe sprach am Mittwochabend im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Drei christliche Initiativen (Tearfund, die Micha-Initiative und die Evangelische Allianz in Deutschland) hatten in Berlin zu einem Frühjahrsempfang unter dem Motto: „Eine andere Welt ist möglich! Hoffnung in Zeiten der Krisen“ geladen.

Hoffnung mache Gröhe aber, dass bereits viel gelungen sei und viel gelinge. Als Beispiel nannte der CDU-Politiker den weltweiten Kampf gegen die Hungerkrise oder den erfolgreichen Kampf gegen die Kinderlähmung. Falsch wäre es jedoch, sich zurückzulehnen. Vielmehr brauche es eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“.

Christen dürfen nicht Teil des Problems sein

Als Christ belaste ihn zudem die häufig gestellte Frage, ob Christen Teil des Problems seien. Doch mit Blick auf manche evangelikale Gruppierungen in Europa oder den USA, die beispielsweise den menschengemachten Klimawandel leugnen, verstehe er diese Frage. Deswegen müsse auch über das Feindbild Wissenschaft in Teilen der religiösen Gemeinschaft gesprochen werden – in allen Religionen, ergänzte Gröhe. Die Problematik zeige sich nicht nur im Kontext der Klimakrise, sondern beispielsweise auch bezüglich der Corona-Impfung.

Ziel müsse es sein, wissenschaftliche Erkenntnisse und geglaubte Schöpfungsverantwortung zusammenzubringen. Gelingt dies nicht, seien „Christen Teil des Problems“.

Selbstkritisch ergänzte Gröhe, dass auch Politik Teil des Problems sein kann, das frustriere ihn. So sei das Erdbeben in Syrien und der Türkei zwar nicht menschengemacht, wohl aber die politische Situation in Syrien, die Hilfe erschwere oder gar nicht zulasse.

In einem Impulsvortrag warnte der Co-Direktor des Nachhaltigkeitszentrums der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEASC), Matthias Böhning, vor den drei „Megakrisen“ unserer Zeit: die Klimakrise, die Verschmutzungskrise und die Biodiversitätsverlustkrise. Die Folgen dieser Krisen seien bereits jetzt – auch in Europa – zu spüren. „Gottes Schöpfung ächzt auf allen Ebenen“.

Auch Böhning, der den Generalsekretär der WEASC, Thomas Schirrmacher, vertrat, machte ähnlich wie Gröhe den Menschen als Hoffnungsfaktor aus. Denn der Mensch sei nicht nur Verursacher und Verschärfer dieser Krisen, sondern könne auch Problemlöser sein.

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