Mit zwei festlichen Gottesdienst ist am Mittwochabend der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hannover gestartet. Rund 30.000 Gläubige kamen auf dem zentralen Opernplatz und auf dem Platz der Menschenrechte zusammen. Der Landesbischof Hannovers, Ralf Meister, und die Schweizer Theologin Evelyne Baumberger hielten jeweils die Predigt.
Meister rief zum Einsatz für eine bessere Welt auf. „Kirchentag ist die Energie von vielen, vielen Menschen, die nicht die Hände in den Schoß legen, sondern aufbrechen, um diese Welt gerechter zu machen.“ Um den Zustand der Welt zu verbessern, brauche es Begeisterung. Allerdings dürfe diese Begeisterung nicht in Hass auf politisch Andersdenkende wie etwa die Anhänger der AfD umschlagen, erklärte Meister. „Hass ist ein schwaches Zeichen, vielleicht sogar ein feiges Zeichen“. Er infiziere und springe von einem auf den anderen über. Wie in den Vorjahren sind Vertreter der AfD nicht zum Kirchentag eingeladen.
Die Theologin Evelyne Baumberger aus Zürich erinnerte in ihrer Predigt daran, dass Mut nicht bedeute, keine Angst zu haben, sondern trotz Angst zu handeln, getragen von der Liebe Gottes. Wer schwach sei, dürfe sich gehalten wissen: „Du musst dich an dieser Liebe nicht festhalten. Sie hält dich fest.“
Der Kirchentag als Ort des Zuspruchs und der Ermutigung
In seinem Grußwort betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die gesellschaftliche Bedeutung des Kirchentags: „Der Kirchentag ist ein Ort, wo alles zur Sprache kommen kann, was uns bewegt.“ In bewegten Zeiten, in denen viele mit Ängsten in die Zukunft blickten, brauche es Hoffnung und Zuversicht. Dabei verwies er auch auf Dietrich Bonhoeffer, der aus dem Glauben Kraft und Widerstandsfähigkeit geschöpft habe. Steinmeier forderte dazu auf, sich nicht in kleinen, festgefügten Denkweisen zu verlieren, sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen: „Erst einmal wahrnehmen, bevor man bewertet. Erst einmal zuhören, bevor man urteilt.“
Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag treffen sich von Mittwoch bis Sonntag Protestanten, um aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft zu diskutieren und geistliches Leben zu teilen. Unter den 1.500 Veranstaltungen finden sich Vorträge, Gottesdienste, Workshops und Podiumsdiskussionen. Ziel der Veranstaltung ist es laut den Organisatoren, aktuelle gesellschaftliche Fragen aus christlicher Perspektive zu diskutieren.